Elefantenworte

Heldin der Worte, die gelingend schweigen. Ich packe Gefühle und Ideen schillernd ein, golden, und verziere meine Geschenke mit bunten Adjektiven. Es ist eine Freude, mich lesend auszupacken, ein beschwingtes Rauschen. Weitergehend, mit dem Gefühl, etwas erfahren zu haben, etwas gelernt zu haben, dabei ist es nur – eine Illusion, ein Trugbild, eine Morgana, eine Zauberin, ein Hauch Wahrheit, eine Seifenblase.

Ich kann so schön schreiben, dass es mir gut geht. Ich kann so schön schreiben, dass es mir schlecht geht. Ich kann so schön schreiben, dass mir die Tränen kommen. Ich kann so schön schreiben, dass dir die Tränen kommen.

Was mache ich mit diesem einen Talent, dass mir der liebe Gott in einem Anflug von Schabernack in die Wiege gelegt hat? Er hat es ganz nach oben gelegt. Darunter sind noch andere Talente, sie alle finden sich aber ein, wenn ich sie beschreibe. Das schreiben ist alles in ihnen.

Und doch schreibe ich oft und am Ende ist da kein Inhalt. Ich glaube, ich habe zu viel Marketing gemacht, zu viele gefloskelt, zu viel schön geredet, zu viel gelächelt. Ja, das geht auch. Diesen Joker kann auch ich ziehen. Diese schönen Worte ohne Widerhall, wie sehr sie mich einsam machen, mich freudlos machen, mir die echten, die wichtigen Worte rauben.

Ein „ich habe dich lieb“, ein „ich bin für dich da“, ein „ich vermisse dich“.

Was vermisse ich denn? Aktuell die Freude. Sie ist auf einem längeren Spaziergang und ich bin unsicher, gehe ich ihr hinterher und suche sie einzuholen, oder verharre ich daheim, in der Hoffnung, dass sie mich da schneller wieder finden kann? Ich bin unschlüssig. Was ist der Schlüssel zu meiner Freude?

Ist es singen? Tanzen? Schreiben? Lächeln? Ins Café gehen? Bücher lesen? Schlafen?

Schlafen ist nah dran, ich kann zum Glück gerade gut schlafen. Die Worte sind dann auch im Bett und ruhen. Ich habe meinen Gedanken nie ein Karussel gekauft und ich bin echt froh drum. Ich lege mich hin – und schlafe ein. Bei allem, was mich in dieser Depression wirklich deprimiert, mein Schlaf gehört nicht dazu. Das war schon immer so. Die Schlaflosigkeit der Depression lässt mich kalt. Und noch wache ich auch halbwegs motiviert auf! Die Frage, die sich mir manchmal stellt, wie es denn andere schaffen, morgens frohen Herzens aus dem Bett zu kommen, sie stellt sich mir noch nicht. Ich bin eine kleine Stufe davon entfernt, und ich hoffe sehr, dass ich hier und an der Stelle die Richtung wechseln kann. Ich will nicht noch weiter die Treppe hinabsteigen. Nach dem Freudverlust verliere ich meist die hohe Kunst, morgens aufzustehen, und danach wird es dann dunkel. Es fehlen dann nicht nur die Freude und der Antrieb sondern auch die Farbe. Und ohne Farben wird es grau.

Ein Elefant.

Schon wieder!

Den hatte ich auch schon. Den muss ich jetzt wieder die Treppe hoch bugsieren, den ollen Sack. Immerhin KANN ICH IHN SCHON SEHEN! Das freut mich fast. Also, es ist so eine Ahnung von Freude. Tatsächlich ist es schwer, wahre Freude zu empfinden, während man mit einem Elefanten auf der Treppe kämpft, der einen auch problemlos mit einem Rüsselschlag bis ganz nach unten befördern kann.

Was mögen Elefanten?

Wie ködere ich meinen Elefanten, damit er nach oben klettert?

Elefanten finden Treppenstufen übrigens total Scheiße!

Meinen Elefanten habe ich schon mit Zucker gefüttert, die letzten Wochen und vielleicht auch Monate. War eine schöne Zeit. So mitten auf der Treppe, kein vorwärts, kein rückwärts, nur ein süßwärts. Jetzt wiegen wir beide mehr. Total optimale Voraussetzungen für ein schwungvolles nach oben klettern. Haha.

Was soll ich sagen. Ich habe das schon öfter getan. Es geht nur Stück für Stück. Wichtig ist, dass mein Elefant nicht versehentlich doch noch die ganze Treppe runterpurzelt. Ich kenne meine Reihenfolge ja schon. Ich verliere die Freude, den Antrieb, die Farben, eines nach dem anderen …

Bleibt, meinen Worte farbenfroh zu motorisieren und sie dabei mit Inhalten zu betanken. Weil.

All diese wortvollen Hülsen aus Nichts, die ich monatelang im Job geschrieben habe, sie hallen nach und machen mir das fühlen so schwer. Ich will das doch gar nicht. Ich will doch lieber hier, für mich, im Blog schreiben. Oder woanders, für mich, schreiben. Ich will keine Dienstleistung verkaufen, genausowenig, wie ich eine Lernplattform verkaufen wollte. Wieso nur lande ich immer wieder im Marketing und im Vertrieb? Ort der gelogenen Wahrheiten? Es ist eine Krux. Weil, ja, ich kann gut verkaufen. Auch mich selbst. Ich kann mir sogar selbst verkaufen, dass ich gar nicht auf der Treppe mit dem Elefanten auf dem Weg in den Keller zu viel Schokolade esse. Aber hey.

Dafür ist jetzt die Zeit, den Worten Inhalt zu geben und den Elefanten meinetwegen gelb anzumalen. Leuchtend gelb, flatterig wie ein Zitronenfalter. Mein Zitronenfalterelefant.

Achtung: ich bin aktuell tatsächlich mit einer schweren depressiven Episode diagnostiziert und halte mich der Arbeit fern. Ich muss ausruhen. Es ist unfassbar anstrengend, die ganze Zeit einen Elefanten im Kreuz hängen zu haben. Manchmal denke ich, lass ich einfach los, was solls. Meistens denke ich, so nicht, mein Freund! Ich sehe hinter deiner Silhouette noch Licht. Da will ich hin. Und wenn ich dich dafür aufessen muss, egal. Hauptsache, du verschwindest, weil, du stehst mir im Licht!

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