Schon wieder – allein. Heute kam mein Sohn von seiner Sommerfreizeit wieder und wir hatten ein kurzes Gemeinsam sein. Hach, so schön, eine ganz lange Umarmung beim Abholen und ganz viel Kuscheln daheim, inklusive Kussis für stinkende kleine Kinderfüße. Lecker!
Und kaum ist er da, ist er auch schon wieder weg – jetzt beginnt die Papa-Ferienzeit für ihn. Bedeutet, 10 weitere Tage, in denen ich meinen Job mache. Im Job.
Ich arbeite außerdem weiter an der Schrittchallenge und habe mir vorgenommen, zum Sport zu gehen. D hat ein wenig gelitten in den letzten Tagen…
Ich freu mich für meinen Sohn, der eine aufregende Zeit mit seinem Papa haben wird. Und ich freu mich für mich, die ich ein paar weitere Tage ganz für mich habe. Lebe, wie andere auch leben, so mit von morgens bis abends ohne Sorge. Ohne Sorgepflicht. Ohne Sorgefreude. Ich kann essen, wann immer mir danach ist. Ich kann relativ frei aufstehen, arbeiten gehen und jederzeit Feierabend machen – also, nach Ende der Arbeit, natürlich. Nicht vorher. Aber ja – arbeiten bis 20 Uhr, warum nicht? Geht alles. Niemand will etwas von mir.
Ganz ehrlich, ich hatte das ja jetzt schon eine ganze Woche. In der ich auch in Berlin unterwegs war, auf einer Konferenz. Mit Hotel. Mit ganz frei sein, ohne darüber nachzudenken, wer wann mit den Kids Zähne putzt und sie ins Bett bringt. Also – pure Freiheit, auch im Kopf. Und dann beobachte ich, dass es jedes Mal dasselbe ist. Ich will diese Freiheit. Ganz doll. Und ich find diese Freiheit doof. Ganz doll. Weil, das wirklich Schöne sind die Füße. Meines Sohnes. Die letzten Füße übrigens, weil ich die Füße von seinen Teenager-Brüdern nicht mehr küsse. Und die der erwachsenen Geschwister auch nicht 😉
Füße küssen ist nur für die kleinen Kinder. Ab Schuhgröße 37 ist das auch nicht mehr klein …
Was will ich mir damit sagen? Ich, die ich seit vielen Jahren alleinerziehend bin? Und die ich diesen Zustand gar nicht so toll finde? Ich habe schon auch meine Kampfpunkte mit diesem Zustand. Meist ist es ein etwas angestrengter Blick auf mein Konto, dass sich nur von meiner Berufstätigkeit füttern lässt. Okay, und vom Unterhalt für die Jungs, der landet da auch drauf. Ich wäre schon auch gern besser versorgt, finanziell abgesicherter. Wie ich das selbst und allein schaffen kann, darüber will ich echt mal nachdenken. Weil, wenn ich es nicht allein mache – wer soll es denn sonst machen?
Bin ich nun also gern allein? Oder eher nicht? Welches Allein mag ich? Und welches nicht? Werde ich wieder allein in Urlaub fahren – oder eher nicht?
Gerade dann, wenn die Kinder nicht da sind, wird mir sehr bewusst, wie fragil ich bin. Also, optisch bin ich das nicht – da entwickele ich mich eher in Richtung Matrone – aber innerlich. Die Kinder und ich, wir sind gemeinsam. Wir sind im Austausch. Wir geben uns Kraft und Liebe und wir fordern uns heraus. Es ist wie ein stetiger Kreislauf. Ohne die Kinder ist dieser Kreislauf unterbrochen und ich habe viel zu viel Zeit, um nachzudenken. Ich fühle mich dann alleine, und nicht immer ist das ein gutes Gefühl –
Ich kann mich auch unter Menschen alleine fühlen. Wie in Berlin. Zig tausend Menschen, alle auf einem Messegelände, und ich war einfach nur eine von vielen und dabei ziemlich alleine. Überfordert auch, in dieser Einsamkeit gefangen.
Mit 20 war ich mit Freunden auf einem großen Festival. Selten habe ich mich weniger alleine gefühlt wie bei diesem Event. Es war gruselig. Ich war ja nicht allein – wir waren viele – und doch war ich einsam.
Es ist nicht das Alleinsein, dass ich anstrengend finde. Ich kann ganz gut allein sein. Die Einsamkeit ist es, die mich beschäftigt, die mich traurig macht, die mich anstrengend. In der Einsamkeit kommt die Melancholie und stellt mir Fragen –
Warum bin ich hier? Ist es wichtig, dass es mich gibt? Bin ich wichtig für mich? Wer will ich sein? Ich möchte etwas hinterlassen, in dieser Welt, wenn ich gehe. Etwas, für das es sich gelohnt hat, zu leben. Was kann das sein? Ist das ein Buch, eine CD, eine Marketingaktion, wegen der sich die Menschen an mich erinnern? Oder eine tolle Erfindung? Wollen wir nicht alle etwas hinterlassen? Haben wir nicht alle Angst, allein zu sein, am Ende unseres Lebens? Oder – einsam zu sein?
Das Schöne ist – ich habe das bereits erreicht. Mein Sinn des Lebens lebt mit mir. Das Traurige ist, dass ich das oft nicht anerkennen kann. Als müsse ich etwas noch Besseres hinbekommen, noch wirksamer und berühmter werden. Dabei bin ich Mutter von fünf wunderbaren Kindern, was will ich denn mehr? Und, wie wohl ich mich mit ihnen fühle! Meine große Einsamkeit, die ich schon als Teenager und junger Erwachsener gefühlt habe, ist gewichen, seit ich Kinder habe. Ich bin nicht mehr einsam. Ich bin verbunden. Allein bin ich dennoch ab und an – aber nicht mehr alleine. Dafür bin ich sehr dankbar!
Es braucht kein großes Tatü und keine Berühmtheit. Es braucht diese warme Umarmung meines Sohnes nach seiner Freizeit, die Nähe, das gemeinsame Fußballspielen im Garten und das Gefühl, das wir ganz eng miteinander verbunden sind. Dass wir sicher verbunden sind.
Ein wenig einsam fühle ich mich dennoch gerade. Sein Lachen hängt noch in der Luft. Morgen werde ich ganz normal arbeiten und meinen Tag gestalten, ohne Kinder. Ein Luxus. Ein anstrengender Luxus. Ich bin lieber nicht allein. Auch wenn es oft anstrengend ist mit den Kindern und ich das Gefühl habe, viel zu wenig Zeit für mich zu haben. Dennoch. Bin ich lieber nicht allein. Ich liebe es, eine Familie zu haben. Zum Glück kommen auch alle wieder nach Hause! Spannend wird es, wenn meine jüngeren Kinder ausziehen. Wie ich mich dann wohl fühle? Werde ich dann herausfinden. Vielleicht wachse ich dann an anderen Stellen nach. Allein.
Wenn sie dann da sind, in zwei Wochen, werde ich fluchen und mir wünschen, dass sie mich einfach in Ruhe lassen, weil ich gern allein sein will 😉
Ziemlich bekloppt irgendwie. Jetzt schaue ich einfach noch einen kitschigen Liebesfilm. Weil ich kitschige Liebesfilme mag und weil ich es kann – ich bin ja allein!
Was ich vielleicht eher meine, ist diese Einsamkeit. Im Herzen. Die können wir auch spüren, wenn wir nicht allein sind. Eine starkes, trauriges Gefühl. Eine gewisse Melancholie ist mir vielleicht auch angeboren – ich habe das schon als Kind gefühlt, als Teenager sehr stark, und mit Anfang 20 –
Und dann kam mein erstes Kind. Danke. Ich weiß nicht, ob es mich ohne die Kinder noch gäbe. Wir Menschen sind nicht für die Einsamkeit gemacht. Wir sollten nicht allein sein. Oder wenn, dann nur für ein paar Tage.
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