aus Mist

Ich hab nix zu schreiben und davon jede Menge … gerade habe ich ein paar leichte Tage frei, es nennt sich Urlaub. Schon kommen meine Teenager und fragen – ohne Mist! – ob ich jetzt jeden Abend abends weg bin? Ich, die Partymaus, bin gerade vier Tage am Stück abends nicht daheim. Zwei Jungs im Alter von 16 und 19 finden das bemerkenswert. Es fehlt gerade, dass sie fragen, wer ihnen denn nun abends was zu Essen macht …

Kein Mist! Ich habe ganze vier Tage Urlaub und parallel ist mein jüngster Sohn beim Vater. Das nennt sich dann Luxus. Normalerweise arbeite ich wie eine Gestörte, wenn mein Sohn beim Vater ist, weil ich es dann kann. Also, gestört arbeiten kann ich auch ansonsten, das ist mein kleinstes Problem. Alle paar Minuten kommt jemand und stört – der Kleine, die Teenager, der Postbote, der Hund der Nachbarn –

Dieses „völlig gestört arbeiten“ ist also jederzeit möglich. Und oft tue ich das auch nach Feierabend. Wo keine Struktur, da auch jede Menge Störung.

Dennoch, wenn also der Jüngste außer Haus ist und ich parallel Urlaub habe – dann ist das wirklich eine sehr besondere Zeit. Das findet im Schnitt an 5 Tagen im Jahr statt. Wochenenden sind nicht gemeint – da arbeite ich üblicherweise nicht und bin daher auch weniger gestört.

Fünf. Eine erstaunliche Zahl. Fast schon unglaublich. Fünf Tage für mich. Ich war gestern in der Sauna, heute mit einer Freundin im Café, morgen gehe ich auf einen Spieleabend und am Donnerstag ins Kino. Und meine Mittelalten fragen allen Ernstes, ob ich jetzt jeden Abend weg bin? Sie klingen dabei verwirrt. Bisschen verkehrte Welt, weil, die beiden sind halt so gut wie nie weg. Wo ich schon mit 16 äußerst umtriebig war und fast des Internats verwiesen wurde, weil ich heimlich tanzen gegangen bin, geht mein 16 Jahre alter Sohn eigentlich gar nicht aus. Und der 19jährige kann sich auch Schöneres vorstellen. Sie sind lieber daheim, schauen alle Serien, die es gibt oder spielen Computerspiele. Das ist mir ein absolutes Rätsel. Es ist irgendwie erschreckend.

Vorhin kam ich allerdings mit der Bahn aus Frankfurt zurück und muss zugeben, dass ich ganz froh bin, dass meine Söhne daheim sind. Ohne Mist. Das, was da gerade herumläuft an Gleichaltrigen, die Ferien haben, ist mir fast unheimlich. Ich wollte nicht wissen, wären sie in einem solchen Umfeld unterwegs. Aber ich müsste es wissen, weil es wichtig wäre. So aber habe ich keinen Grund. Ich kann entspannt ausgehen, meine Kinder sind ja daheim 😉

Tatsächlich bin ich normalerweise auch daheim. Ich zelebriere seit Jahren eine gepflegte Ich-Bezogenheit, die seinesgleichen sucht. Ich, zur Erholung in der Sauna. Ich, allein im Wald. Ich, allein im Café – schreiben und lesen und Menschen beobachten. Ich, alleine bummeln. Ich, allein daheim. Ich, ich, ich. Allein, allein, allein. Kein Wunder sind meine Kinder irritiert, weil ich es gerade anders mache. Ich, mit Freundin. Ich, mit Menschen, Ich, nicht allein im Kino. Verrückt.

Morgen koche ich was vor. Damit sie nicht so allein daheim sitzen, ohne Mama, und ohne Futter im Napf. Die armen Teenager mit ihrer umtriebigen Mutter.

Übrigens, kein Mist – das Haus zu verlassen, um mich mit anderen Menschen zu treffen, ist schwer anstrengend – aber es lohnt sich. Die gepflegte Einsamkeit der letzten Jahre, der Rückzug, das „es endlich mit mir selbst aushalten“ war eine wichtige Zeit. Es ist gut, mit sich selbst allein sein zu können. Definitiv. Aber auch alles Gute kann ins Negative kippen, wenn wir es übertreiben. Es braucht ein gesundes Maß. Auch für den Mist. Also bin ich jetzt ab und an allein mit mir und versuche parallel herauszufinden, mit welchen Menschen es mir gut geht, wenn ich Zeit mit ihnen verbringe. Ich habe einen Chor gefunden. Eventuell finde ich morgen eine Gruppe von Menschen, die gern Gesellschaftsspiele spielt. Und Freundinnen, die gern mit mir ins Café gehen, habe ich schon.

Das ist wunderschön! Kein Mist!

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