Eines der Adjektive, die auf mich zutreffen. In einer Weise, die vermutlich weniger erwartet wird. Ich bin ausdauernd. Aber ich habe wenig Ausdauer. Dauernd denke ich mir was aus, und dann fange ich fröhlich damit an, um festzustellen, länger als 10 Minuten darf das nicht dauern, sonst ist es wieder aus.
Wer kennts?
Dieses „nicht-verbissen-in-einer-Aufgabe-versinken“?
Dieses „nicht-verbissen-in-einer-SINNVOLLEN-Aufgabe-versinken“?
Und, was ist sinnvoll?
Die Fliesenfugen im Bad reinigen, das ist super sinnvoll! Allein, zu sehen, was da ein Dreck runter kommt, stellt unausgesprochen die Frage, wie sauber werden wir eigentlich, wenn wir dort duschen?
Dennoch, länger als 10 Minuten am Stück, dafür reicht meine Ausdauer nicht.
Und dabei ist es sinnvoll, ich sehe sofort den Nutzen, es erfreut mein Herz, wenn es sauberer ist, und dennoch. Ich habe keine Ausdauer im verbissen Fliesen reinigen. Wesentlich ausdauernder bin ich hingegen, wenn ich ein spannendes Buch lese. Dabei vergesse ich mitunter auch, dass neben mir auf dem Sofa die Wäsche liegt, die leise weint, weil sie gern zusammengelegt im Schrank sein möchte. Wobei ich das nicht weiß – ich interpretiere es nur in ihre verkrumpelte Anwesenheit. Vielleicht fühlen die sich genauso wohl wie ich, auf dem Sofa? Gänzlich verkrumpelt im Sein?
Ausdauer?
Puh! Im Ausdauersport eine langsame Niete. Warum all die Anstrengung, ich habe es nie verstanden. Menschen, die stundenlang joggen oder schwimmen oder Rad fahren, nur der Entfernung, der Ausdauer oder der Geschwindigkeit wegen, sind mir unheimlich. Ich kann inzwischen auch schwimmen und ich habe es mehrmals in meinem Leben mit joggen versucht. Das Gefühl danach ist wunderbar. Das Gefühl währenddessen ist eher eine Qual. Also habe ich damit aufgehört. Wenn es schon währenddessen so Qualvoll ist, wie Fliesen im Bad zu schrubben, dann ist es nicht das Richtige. Nicht für mich.
Also bin ich eher ein Etappenfreund geworden. Ich schwimme eine Runde. Vielleicht zwei. Ich mache ein paar Fugen sauber, ich sortiere ein paar Wäschestücke, ich fahre mit dem Rad nur zum Vergnügen oder nicht mal das. Mir fehlt das Ausdauer-Gen. Es ist einfach langweilig. Mir ist dabei einfach langweilig.
Natürlich ist es schön, hinterher zu sehen, wie sauber meine Fliesen sind. Ich kann das erfreut wahrnehmen und ich fühle mich gut, dass ich das herbeigeführt habe. Ich mache es nur nicht am Stück. Ich laufe die Strecke in Etappen. Ich verteile meine wenige Ausdauer. Mir ist bewusst, würde ich das mehr trainieren, würde ich auch ausdauernder. Mir ist nur nicht danach.
Tatsächlich habe ich viel Ausdauer. Im Wechsel. Ich kann mich binnen von kurzer Zeit mit vielen verschiedenen Aufgaben beschäftigen. Ich brauche den Wechsel sogar, um mich konzentrieren zu können. Wenn ich im Haushalt arbeite, springe ich ständig von Zimmer zu Zimmer, von Aufgabe zu Aufgabe. Ich möchte nicht einen Raum am Stück reinigen. Ich will selten etwas länger als 15 Minuten tun. 30 Minuten ist das absolut maximale, dass ich Zeit für eine Aufgabe verwenden will.
Ob ich auch länger kann? Ja, die Ausdauer habe ich durchaus. Aber es strengt mich massiv an, so lange an einem Thema festzuhalten. Das gilt allerdings nur für Dinge, die ich tun muss und die mir wenig Freude bereiten. Also, all die Aufgaben, die wir halt tun müssen. Die Fugen der Fliesen. Die Excel mit den Kosten. Mein Trick dabei ist die 15-Minuten-Regel. Ich tue Dinge 15 Minuten lang. Dann wechsele ich, soweit es sinnvoll ist. Nein, das bringt mich nicht raus. Das hilft, dass ich drin bleibe. Dabei kann ich echt Ausdauer entwickeln. Ich kann dieses Springen gut 3 Stunden am Stück ohne eine nennenswerte Pause zu benötigen.
Ich denke, mein Hirn arbeitet einfach anders. Etwas sprunghafter, dabei doch konsistent. Alles, was länger dauert, stresst mich. Es gibt keinen Grund, sich zu stressen. Im Gegenteil, es gibt ganz viele Gründe, sich weniger zu stressen. Aber über Cortisol schreibe ich ein ander mal. Heute wollte ich ja über Audauer schreiben.
Die, die ich habe. Und die, die mir mitunter fehlt. Oft habe ich das als Makel, als Schwäche angesehen, dass ich nunmal keinen Triathlon in meinem Leben laufe. Dass ich eher sprunghaft bin und binnen von wenigen Minuten zigfach springe, von Thema zu Gefühl zu Thema zu Gefühl zu – darin habe ich viel Ausdauer! Inzwischen denke ich, dass das kein Makel ist, sondern halt meine Art. Hauptsache ist doch, dass ich damit umgehen kann und auf meine Weise ans Ziel komme. Wenn das bedeutet, dass ich ständig springe, ist das doch meine Sache – es geht niemanden etwas an, wie hoch, wie weit, wie oft. Wenn am Ende eine fertige Excelliste dabei herauskommt oder saubere Fliesen, ist der Weg dahin doch vollkommen egal. Nur, weil andere zwei Stunden am Stück verbissen die Fliesen reinigen, muss das doch nicht mein Weg sein.
Dabei orientiere ich mich leider oft noch an der Ausdauer der Anderen. An der angeblichen Normalität der Anderen. Wie oft ich schon auch so sein wollte. Und verzweifelte, weil meine Ausdauer da nicht mitgespielt hat. Weil ich viel schneller außer Atem komme. Weil ich dafür nicht gemacht bin. Mein Körper und mein Geist wollen nicht ausdauernd sein. Sie wollen beständig springen.
Einmal mehr – Vergleich lohnt nicht. Ich werde nie so arbeiten, denken, fühlen, handeln wie andere. Ich werde das immer nur so tun, wie ich es tue. Weil ich ich bin und nicht die anderen. Ich bin allerdings bemüht, mich herauszufordern, damit ich eine gewisse Ausdauer an den Tag lege – und damit auch die Fugen wieder sauber werden. Wichtig ist mir das ja schon. Ich setze es nur anders um.
Ausdauernd im mich selbst herausfordernd? Absolut! Worin bist du ausdauernd?
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