Kontrast Möbel, das ist vermutlich nur Menschen, die in Frankfurt und Umgebung wohnen, ein Begriff. Das Kontrast, allein das Gebäude von außen hat mich schon vor 30 Jahren stark fasziniziert. Ein riesiges Backsteingebäude im Industrie-Style, beim Vorbeifahren auf der Autobahn nicht zu übersehen … Mich hat damals schon allein das Äußere neugierig gemacht. Ein Blick ins Innere war unumgänglich und noch heute gehe ich ein- bis zweimal im Jahr einfach nur gern hinein. Um mich inspirieren zu lassen. Um zu schauen, was es an schönen Dingen gibt. Um mich an den Farben zu berauschen und über die Preise zu lachen.
Der Gegenentwurf zu Ikea. In allem. Manches sieht man in abgewandelter Form im Aldi der Möbelkaufhäuser, und das ist fein so. Ich kaufe gern im Aldi. Heute, morgen und vermutlich auch noch übermorgen. Die neue Küche ist ins Detail durchgeplant im Möbel-Aldi und ich bin sehr zufrieden damit! Eine Küche für 20ig Tausend oder mehr käme mir gar nicht in den Sinn. Das ist einfach unnötig. Und wenn dann das Fett die Küchenfront runterläuft, da dreht man doch durch? Oder hat man dann eine Putzfrau, die täglich kommt und die Küche sauber hält? Ich habe keine Ahnung, eventuell kauft man Gelassenheit direkt mit, bei dem Preis?
Unsere neue Küche, meine neue Küche von Ikea erfüllt all meine Ansprüche! Ich bin tatsächlich sehr glücklich und zufrieden mit dem Ergebnis. Ich habe das von der Bank geliehene Geld gut investiert. Die Schränke und Schubladen und die Arbeitsplatte, alles von Ikea. Der neue Herd und die neuen Töpfe sind nicht von Ikea. An der Stelle kommt eine andere Qualität ins Spiel. Töpfe von Woll, ein Hocker von Manufaktum, eine Spülmaschine von Miele, ein bisschen Luxus an der richtigen Stelle kann das Leben stylisch und nachhaltig machen.
Mix it up
Zurück zum Kontrast. Hier gibt es eher die kleinen Ergänzungen des großen Ganzen. Den Grundeinkauf mache ich stetig im Aldi. Alles, was ich on Top brauche, in einer anderen Qualität oder einfach, weil es das beim Aldi nicht gibt, hole ich im ReWe und im Alnatura. In der Reihenfolge. Würde ich alles beim Alnatura einkaufen, ich bräuchte wohl einen zweiten Job. Zu teuer. Alles in allem würde ich das gern tun, aber, zu teuer. Daher gibt es nur ein paar Dinge, die ich tatsächlich als Luxus wahrnehme. Die unfassbar geilen Brötchen am Samstag, der Samba Nussaufstrich, das Mandelmuß von Rapunzel. Ein bisschen Glück darf sein.
So ist es also auch mit dem Kontrast. Ich lasse mich dort inspirieren, schon seit Jahren. Ein bisschen Kontrast haben wir auch daheim. Stühle. Ein Sitzkissen. Die Tropfenlampe in meinem Schlafzimmer. Kein Sofa.
Schon vor 30 Jahren stand ich in dem Laden vor einem Sofa und dachte, wow! Das will ich haben! Damals hatte ich die 3200 Mark für das Sofa leider nicht über und habe stattdessen die Tropfenlampe gekauft, für 320 Mark – die ich heute noch habe. Ob ich das Sofa auch heute noch hätte? Es war groß und rot und ich glaube, nein. Es wäre vermutlich jetzt auch schon durchgesessen. Ob es länger halten würde als die Ikea-Sofas, derer ich jetzt das dritte in Gebrauch habe? Mit Unterbrechung von einem praktischen, grauen Sofa von Segmüller, das teuer und halt praktisch war? Ich weiß es nicht. Das Segmüller-ich-bin-grau-und-praktisch-Möbel ist ausgezogen, damals. Mit meinem Ex. Der wollte es ja auch kaufen. Ich war nur zustimmender Part, es war sein Geld (sein Geld, mein Geld, das war immer ein Thema, viele Jahre lang. Heute weiß ich, auf graue Sofas mit Männern, die von ihrem Geld und meinem Geld sprechen, lege ich keinen Wert mehr).
Also, vier Sofas in 30 Jahren, ist ein guter Schnitt, oder? Da könnte ich doch jetzt?
Ein Sofa von Konstrast kaufen! Das ist mein aktuelles Projekt, auf das ich hinarbeite.
Letztes Jahr im Sommer war ich mit K5 mal wieder im Kontrast. Wir waren vorher zum Fußballgolf und auf dem Rückweg kommt man quasi direkt an dem Laden vorbei. Ich habe es als kurze Pause verkauft, er war einverstanden. Tatsächlich hat ihn der Laden sehr beeindruckt – er fand einfach alles wunderschön und schillernd und großartig und ist begeistert mit mir durch alle Stockwerke gelaufen. Unser Sofa haben wir gemeinsam entdeckt und sofort als „will ich haben“ indentifiziert.
Ein Traum von einer Sofalandschaft, farblich mit rosé und hellgrau sehr positiv und doch noch dezent (die Jungs haben immer Angst, ich kaufe alles in Pink), super bequem und alles in allem mit Sicherheit seine 3000 Euro wert. Allerdings – gleiches Thema wie vor 30 Jahren – das Geld für ein Sofa zu investieren, ohne es einfach mal so auf dem Konto zu haben, das geht halt gar nicht. Nicht mal bei mir. Und Geld leihen für ein Sofa in dieser Dimension, naja. Das kann ich mir selbst gegenüber auch nicht rechtfertigen. Ich bin ja schon eine Verschwenderin. Ich versuche aber, es in Grenzen zu halten …
Also blieb nur eines. Wer ein Sofa von Kontrast haben will, der muss halt sparen! Oder etwas dafür tun! Es ist halt nicht so notwendig wie Geschirr spülen, Essen kochen oder Wäsche waschen. Es ist nur ein Sofa! Die gibt es auch billiger bei Ikea.
Seit September letzten Jahres verkaufen wir Dinge auf Kleinanzeigen, die wir nicht mehr benötigen. Mehr oder weniger konsistent stelle ich immer wieder Dinge online ein. Wir haben bisher 955 Euro auf diesem Weg eingenommen. Alles fürs Sofa. Ich denke, wenn wir die Hälfte geschafft haben, dann lege ich die andere Hälfte oben drauf. 1500 Euro zahle ich auch locker bei Ikea für ein halbwegs gescheites, großes Sofa. Von daher wäre ich dann also den halben Weg mitgegangen, und hätte für den anderen halben Weg Platz geschaffen. Platz in Form von – ich verkaufe, was wir nicht mehr brauchen. Was wir zu viel haben. Und wir haben viel zu viel, spätestens seit der Renovierung der Küche ist mir das mehr als bewusst.
Dieser Traum, mit Anfang 20, ein Sofa von Kontrast zu haben, oder einfach so beim Alnatura den Wocheneinkauf zu machen, der ist schon ein absurder Traum. Irgendwie bisschen altbacken? Sie wünscht sich ein Sofa? Keine teuren Reisen, tollen Schmuck, geile Autos? Nein.
Ich will ein Sofa. So schwer kann das ja nicht sein, weil, Reisen, Schmuck und das Auto, das ist viel teurer. Meine Statussymbole sind etwas kleiner angesetzt. Dennoch, sie sind da. Ein wenig spießig, aber ich träume von einem geilen Sofa. In Summe, von einer geilen Wohnung, super schön eingerichtet, mit keinem durchgehenden Style, sondern bunt, chaotisch und von guter Qualität.
So wünsche ich mir mein Leben. Schon seit 30 Jahren. Und immer mal war ich ein paar Schritte neben dran. Mit grauem Spießersofa und sehr viel Standart. Und jetzt, jetzt wird es persönlicher. Mehr mein Stil. Mehr mit echtem Holz, handgearbeitet, persönlicher. Warum mir das Einrichten unserer Wohnung so am Herzen liegt, das kann ich nur erahnen. Vielleicht ist es ein Ankommen? Ein sich Einrichten in dem, was ist? Ein mich wohl fühlen? Ein mir selbst Sicherheit geben? Ein Seufzen und die Freude, zu wissen, hier ist mein Zuhause? Und das habe ich für mich und für uns geschafft? Und so fühle ich mich wohl?
Vermutlich irgendwas in der Art.
Ich fahre bald mal wieder zum Kontrast und schaue, ob unser Sofa noch verkauft wird. Vermutlich ja, weil sie Möbel oft über Jahre im Sortiment haben. Weil Qualität nicht unmodern wird und ich mit diesem Wunsch scheinbar nicht allein bin. Weil auch andere Sofas beim Kontrast kaufen.
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