Ein Freitag

Auf einen Sonntag im Juni folgt ganz automatisch ein Freitag im Juli. Dazwischen liegt ein Universum voller Staub, weggeatmet in einem Augenblick. Einmal Husten, zweimal Blinzeln, Sommerferien.

So oder so ähnlich ist das. Ich wollte jeden Abend schreiben. Haha. Glückwunsch, das ist ja ganz großartig gelungen! Wann hatte ich denn diesen Geistesblitz? Und lesen, das Buch, über das Schreiben. Moment, das Buch liegt da drüben am Ende des Esstisches. Da, wo sich alles sammelt, was sich so sammelt. Im Grunde ist es eine Ausstellung meiner Kunst. Kunst in rasender Zeit. Zugedeckt von Blättern voller Ideen. Und Staub. Nicht den Staub zu vergessen.

Lustige Idee, mit dem Schreiben. Gebe ich ja zu. Ich habe so viele Ideen! Bevorzugt dann, wenn ich dazu komme, mich zu entspannen. Wenn ich mehr Zeit im Alltag habe. Wenn ich krank bin, zum Beispiel, oder ein freies Wochenende habe oder Urlaub. Dann, wenn ich nicht arbeiten gehe.

Ich müsste nicht arbeiten gehen, um zu schreiben. Ich habe darüber nachgedacht. Es ist kompromißlos, ich muss arbeiten gehen. Ich brauche die regelmäßige finanzielle Sicherheit, die sich am Ende des Monats auf meinem Konto einfindet. Sie tut gut. Sie aufzugeben, um ein paar fröhlichen Ideen nachzugehen, steht nicht zur Debatte. Wäre ich allein, für mich, nur ich – das ist weit entfernt von meinem Leben. Ich bin nicht allein. Ich bin selten für mich. Ich bin nicht nur ich. Ich bin Viele.

Und Viele wollen essen, trinken, eingecremt werden, sie wollen meine Aufmerksamkeit, mein Hinschauen, mein Genörgel, den Hinweis, dass sie mal wieder ihre Zimmer aufräumen könnten. Sie wollen gesehen sein. Und ich sehe viel, also, immer.

Ich sehe also, an diesem Freitag heute, mit dem mein Urlaub beginnt, dass ich mir ständig viel zu viel vornehme. Das tut mir nicht gut, weil ich dann zu oft das Gefühl habe, ja nun auch gar nichts zu schaffen. Ich darf also endlich begreifen, dass es Dinge gibt, die einfach nur ein schönes Hobby sind und selten stattfinden. Dafür darf ich sie umso mehr genießen. Schreiben zum Beispiel. Oder Klavier spielen. Oder ins Café gehen.

Meine Tage sind zu voll, um ihnen noch künstlich etwas abtrotzen zu können. Und das ist okay so. Es ist okay, dass ich nicht alles schaffen kann. Es ist okay, dass ich heute noch kein Buch schreibe und morgen keine Pianistin werde. Es ist okay, dass Bücher in einem Stapel ungelesen sind und es ist auch okay, wenn ich die Küche nicht aufräume, sondern einfach ins Bett gehe. Wichtig ist nur, dass es mir gut geht dabei. Dass es uns gut geht dabei.

Aktzeptanz ist das Zauberwort. Akzeptieren, was möglich ist. Tuen, was möglich ist. Und dem, was nicht möglich ist, freundlich zuwinken. Wenn das Ganze dann noch einen Fokus hat, umso besser. Aber auch da akzeptiere ich, dass das jeden Tag wechseln kann. Immerhin bin ich sensationell gut darin, bei 220km die Richtung zu wechseln. Auch mitten im Satz.

Die letzten drei Wochen sind einfach vergangen. Voller Momente. Es ist nicht so, dass ich nichts getan hätte. Ich habe so viel gemacht. Im Job. Privat. Von Volunteeren bei einer großen Konferenz über Ummelden des Fußballvereins über Texten einer Anzeige über Abschneiden von zu vielen Haaren auf dem Kopf. Das letztere ist wie das Abschneiden von zu vielen Erwartungen an mein Sein. Das Leben hat begrenzte Zeit. Ja, Wäsche zusammenlegen ist eigentlich nicht das, was ich mir darunter nun vorgestellt habe. Aber ich könnte diesen Alltag auch einfach feiern als das, was er ist. Als Zeichen, dass hier Menschen leben, die Kleidung tragen. Es könnte schlimmer sein.

Und damit mache ich weiter. Einfach, jeden Tag. Mit Wäschezusammenlegen. Und mit Feiern. Den Alltag feiern. Weil in ihm das Leben stattfindet. Und ab und an schenkt mir der Alltag auch diese Momente – an denen ich am PC sitze und mich selbst reflektiere. Ganz wunderbar! Das Leben braucht nicht immer die große Bühne. Es darf sich auch phasenweise einfach ordentlich zusammenlegen.

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