Ein Sonntag

Ich verspüre Stolz! Es ist Sonntag Abend und ich habe eben noch einen Blumenstrauß in den Biomüll geworfen. Den Blumenstrauß, den ich vor genau einem Monat von meinem Team zur Konferenz geschenkt bekommen habe. Er knisterte schon. Die Vase dazu habe ich jetzt eingeweicht, schön mit einem Zahnspangenreinigungstab. Seit Jahren hat hier niemand mehr eine Zahnspange, aber ich habe noch Tabs.

Die sind wirklich prima für Vasen, die von innen ein wenig schleimig geworden sind. Sie reinigen auch Vasen sehr gründlich!

Der Blumenstrauß war sehr schön und hat tatsächlich lange gehalten. Es ist gar nicht so sehr aufgefallen, dass er am Ende nur noch trocken war. Erstaunt hat mich, wie viel Wasser nach einem Monat noch in der Vase war. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Hat gut gerochen, das Wasser. Fast noch Trinkqualität, würde ich vermuten. Nicht.

Letzte Woche habe ich mir ein paar Pfingstrosen im Supermarkt gekauft und die wegen „muss gerade schnell gehen“ noch mit Plastikverpackung in eine Vase gestellt, in der Küche am Fenster. Die habe ich heute auch weggeworfen. Nachdem ich die Plastikverpackung entfernt habe, hatte ich auf einmal eine Küche voller rosa Blütenblätter. Ganz schön, aber auf Dauer nicht mein Ding.

Ich vermelde also, dass ich erfolgreich Blumen entsorgt habe.

Ansonsten war mein Sonntag halt so ein Sonntag. Einer, an dem wir keine eigenen Verabredungen haben und K5 am Nachmittag auf einem Kindergeburtstag eingeladen ist. Also, das klingt nach – ganz viel Erholung für die Mama, die die Seele baumeln lässt.

Defakto ist es ganz anders. Ich habe die Zeit genutzt und mal den Hausflur aufgeräumt, außerdem Schuhe und Schläppchen vom Sohn gewaschen und parallel 15 andere Dinge bei Kleinanzeigen eingestellt, die nicht mehr gewaschen werden mussten. Also der pure Luxus! Ich hatte Zeit, um einen Platz der Wohnung aufzuräumen, der sonst nur zu Nikolaus aufgeräumt wird.

Ansonsten habe ich drei Fuhren Wäsche gewaschen, ein Gulasch gekocht (die Verkäuferin hat mich gestern angeschaut, als sei ich bekloppt, weil ich bei 30 Grad Fleisch für Gulasch geschnitten haben wollte – uns hat das heute bei dem herbstlichen Touch ganz gut gemundet), bisschen die Küche aufgeräumt, beide Klos sauber gemacht und mit den Kindern interagiert. Was sonst noch?

Ich hatte auch Entspannung! Eine Stunde bin ich spazieren gegangen im Nieselregen, das war sehr erfrischend für Kopf und Geist. Außerdem habe ich zwanzig Minuten mit mir selbst Kaffee getrunken und einen Artikel in der Psychologie Heute gelesen, samt Selbsttest, wie ich mit Stress umgehe. Überraschung, total unprofessionell. Wer hätte das gedacht?

Zum Duschen bin ich vor lauter aufräumen, sortieren und bei Kleinanzeigen einstellen nicht gekommen. Aber das kann ich ja vielleicht noch vor dem Schlafengehen machen. Die vier Mülltonnen stehen schon draußen, ich habe gestaubsaugt und die Küche ist fast fertig. Jetzt fehlt noch einmal durchwischen und dann – eventuell besagte Dusche? Mal sehen. Bisschen Luxus zum Feierabend.

Bisschen Luxus war das allemal heute. Ich hatte 1,5 Stunden „Me-Time“. Das muss man als Alleinerziehende erstmal hinbekommen! Und ich habe erfreulich viel aufgeräumt. Das schaffe ich nämlich nur am Wochenende – unter der Woche ist der Überlebenskampf sicherlich nicht auf Blumen rausbringen oder Hausflur aufräumen eingestellt und schon gleich komme ich nicht auf die Idee, Dinge zum Verkauf bei Kleinanzeigen anzubieten. Keine Chance. Dafür habe ich ja das Wochenende.

*bisschennervösmitdenaugenzuckt*

Schon nicht so schön, dass es ein Zeichen von tiefer Entspannung ist, wenn ich dazu komme, auszumisten. Aber vielleicht ist es auch einfach normal? Wie viel sitzen andere Mütter allein und tun nichts, an einem beliebigen Sonntag? Oder duschen? Oder waschen sich die Haare?

Und nein, ich bin nicht ironisch. Es ist eher einmal mehr eine Feststellung. Solange ich das hier nicht fertig habe, dieses Projekt Haushalt mit Familie, solange gründe ich wohl keine Firma und schreibe auch kein Buch. Weil, welche Ressource soll ich dafür schaffen?

Immerhin aber, ich hatte Lust, heute Abend zu schreiben und mir war 21:00 Uhr als Termin auch sehr wichtig. Ich habe mich nur mit 5 Minuten Verspätung an den Tisch gesetzt, und die restliche Arbeit ruhen lassen. Vielleicht wird ja was draus, aus meiner neuen Gewohnheit. Ich lasse mich überraschen. Ich bin bisher ganz zufrieden, und versuche, weiter dran zu bleiben. An einem regelmäßigen Termin. Vielleicht dehnt sich das dann aus und steckt andere Dinge an und ich mache als nächstes regelmäßig Gymnastik?

Regelmäßig angesteckt, das hatte ich zuletzt, als K5 in der Krippe war. Vielleicht ist es ja jetzt die Zeit, sich wieder regelmäßig anzustecken.

2 Antworten zu „Ein Sonntag“

  1. Inge

    wie geht es weiter?

    1. Larissa

      Liebe Inge, freitags.
      Danke für die Frage. Sie hat mich motiviert, darüber nachzudenken, was ich eigentlich gerade mache und wie es weitergehen soll. Ich habe eine Antwort darauf gefunden – mit Akzeptanz. Ich schaffe das nicht, was ich mir in entspannten Stunden vornehme – wie, jeden Tag schreiben. Oder, überhaupt schreiben. Aber ab und an – tue ich es doch. Danke, dass du mich liest UND fragst.
      Was hätte dir gefallen, wie es weitergeht?

      Ganz herzliche Grüße, Larissa

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