gefragt sein oder gefragt werden,

das ist hier die Frage!

Möchte ich gefragt sein? Oder gefragt werden? Wäre ich gefragt, dann würde ich wohl auch gefragt. Wenigstens, wie ich es denn geschafft habe, gefragt zu sein. Nicht wahr?

Ich frage mich ja schon, was es denn mit den Fragen auf sich hat. Es gibt nämlich wirklich Fragen, die ich gern gestellt bekomme. Dazu gehören Fragen nach dem Wohlbefinden, der Kunst und den Kindern. Oder der Klassiker:

„Wie gehts?“

Doch, diese simple Frage mag ich wirklich gern! Vor allem, wenn sie nicht oberflächlich dahergeschabt kommt, sondern ehrlich gestellt ist. „Wie gehts“ hat einfach eine schöne Bandbreite von Möglichkeiten. Ich kann einfach gut sagen, was los ist, vom ein-Wort-Satz bis hin zu einem Monolog der Eitelkeiten.

Ein-Wort-Sätze sind ja eher nicht so mein Ding, oder wenn, dann mit der Hoffnung, gefragt zu werden, „und warum?“.

So ein Ein-Wort-Satz auf die Standardfrage „Wie gehts“ kann nämlich schon kreativ ausfallen. Ein einfaches „Gut, und dir?“ kann ja jeder. Ich neige da zu Kreationen wie „hungrig, wonnesam, beschissen, angepisst, verletzt, erheitert, belustigt, bekümmert, genervt, amüsiert“

Wenn Menschen dann nicken und „Danke, ebenso“ antworten, dann weiß ich, sie haben nicht zugehört. Und wenn Menschen dann komisch schauen „und warum?“ fragen, dann haben sie einen großen Fehler gemacht 😉 Weil. Auf Warum kann ich noch viel schöner antworten als auf Wie.

Wie ist zum Einsteigen. Warum zum Weiterfahren.

Und warum ich heute darüber schreibe?

Ach, mich beschäftigt natürlich schon, warum ich auf manche Fragen leicht gereizt reagiere, siehe mein gestriger Beitrag. Bei der Frage nach dem Flicken der Jacke habe ich im übrigen geantwortet, dass das wohl nicht sein Ernst sein könne und er sich endlich mal eine neue Jacke kaufen solle. Fun fact – der Mann kann sich eine Jacke leisten und trägt doch nur geflickte, alte Klamotten aus dem Merch von Peter Maffay. Kann man machen. Muss man aber nicht denken, dass es einen attraktiver macht 😉

Aber ob der wohl attraktiv für mich sein möchte? Eher nein. Wobei – ich weiß das nicht und ich frage auch nicht, weil sogar ich auf manche Fragen keine Antwort mehr haben möchte. Das ist eine lange, alte Geschichte, und als ich jung war, war ich blöd und dumm und mit wenig Selbstwert gesegnet. Menschen, die nach außen erfolgreich schienen, beeindruckten mich nachhaltig. Leichtgläubig und ohne Warum. Ich habe es nicht hinterfragt.

Warum also heute das mit den Fragen?

Mein Selbstwert wächst, und mit ihm das aussortieren von für mich unpassenden Fragen. Fragen, die Menschen mir stellen, damit sie selbst weniger denken und noch weniger tun müssen, die mag ich nicht. Fragen, die hingegen ehrlich wissen wollen, wie es mir gehe, zum Beispiel, die mag ich. Dass ich diese Fragen nicht von Jedem erwarten kann, ist mir bewusst. Und manchen Menschen würde ich die Frage vermutlich nicht mal beantworten, weil ich durchaus etwas vorsichtiger geworden bin. Ein Mü. Ein ganz kleines Mü.

Und nochmal möge man sich vorstellen, da ist diese Frau, und sie hat eine Steißbeinprellung und weiß auch, dass so ist und wie es sich anfühlt, und diese Frau bittet dich darum, dass du dein Kind zum Sport bringst, weil sie selbst nicht laufen kann, geschweige denn mit dem Bus fahren. Desweiteren stelle man sich vor, dass man erstmal so tue, als müsse man jede Menge Termine deswegen verlegen, obwohl man seit einem halben Jahr in Rente ist. Dann ruft man später an, um stolz mitzuteilen, dass man das machen kann mit dem Sport vom Kind (das war sowieso schon klar, weil die betreffende Person einfach halt nix mehr zu tun hat … ) und ich höre sowohl in der Stimme am Telefon und sehe es später auch an der Körpersprache, WIE toll man sich als helfende Person so fühlen kann.

Soweit.

Und dann stellt sich diese eine Frage. Wenn man doch so gerne hilft und denkt, man sei sehr empathisch und zugewandt, immerhin hat man ja auch gefragt, WORAN ich denn gemerkt habe, dass ich mir das Steißbein verletzt habe.

Diese eine Frage, nach dem Warum. Warum fragen diese Menschen nicht, wie es mir geht? Ob sie eventuell den Jungen auch zwei Tage später nochmal zum Sport fahren sollen? Oder ob ich vielleicht etwas brauche, was einkaufen, oder so?

Warum? Ganz einfach. Weil sie gar kein Interesse daran haben, wie es mir wirklich geht. Und das war schon früher so. Eigentlich seit Anfang an. Und das stimmt mich traurig. Ich habe es nicht bemerkt, früher. Unter dem Deckmantel des Helfens waren Menschen wie er genau das Gegenteil für mich. Sie haben mir nicht geholfen. Sie haben mir geschadet. Mir, meinem Selbstwert, der Frage, warum sich eigentlich niemand wirklich für mich interessiert und warum ich auch noch um Hilfe betteln muss. Um sie dann, nachdem sie mir gewährt wurde, mehrfach auf altbackenem Brot runterzuwürgen.

Aber mich fragen, wann denn die Abrechnung der Kinderbetreuung für die Steuer kommt, und das am 8. Januar, während der Hessenwoche, das kann man mich schon fragen. Weil, das ist schließlich wichtig.

Tatsächlich kann ich ein wenig drüber lachen und bediene diese Fragerunde mit leichtem Sarkasmus. Es macht mich nicht mehr wütend. Es ist ein altbekanntes Spiel, bei dem ich über Jahre die blinde Kuh war. Nicht nur bei ihm. Den anderen Vätern habe ich eine ähnliche Spiellandschaft geboten. Ich kannte es nicht anders, es war ein vertrautes mich fragen, mich verunsichern, mich nicht wahrnehmen.

Von Kind auf gelernt. Dinge, die wir schon immer so machen und erleben, zu verändern, ist besonders anstrengend und das führt oft auch zu Rückschlägen. Es dauert, alte Gewohnheiten zu verändern. Ich habe gelernt, da gnädig mit mir zu sein. Es gibt Tage, da klappt es gut. Und es gibt Tage, da stelle ich immer noch geschlossene Fragen, obwohl ich weiß, dass offene Fragen sinnvoller sind.

Aber Hey, manchmal ist das Sinnvollste, gar nicht erst zu fragen 😉

Die Antwort könnte einen sonst erschüttern.

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