Meetfive

Triff fünf. So als Mom of Five spricht mich der Name natürlich total an! Meet5. Nachdem gleich zwei Frauen in meiner näheren Umgebung diese App für unkomplizierte Verabredungen beworben haben, habe ich sie mir dann auch mal heruntergeladen. Also, direkt nachdem ich gute fünf Monate darüber nachgedacht habe, ob ich das wirklich will.

Eine App zum Menschen kennenlernen, zum Verabreden, zum Ausgehen. Im Grunde eine tolle Idee. Ich bekomme allerdings seit zwei Tagen etliche Push-Nachrichten, die mich eher nerven. Ein stetes „XY hat dein Profil angesehen“. Oder „XY hat dich eingeladen“. Oder, was auch schon vorkam, „XY hat dich favorisiert“. Das ist schön. Leider kann ich nicht sehen, wer mein Profil angesehen hat, es sei denn, ich werfe Geld ein. Schlappe 69 Euro für ein halbes Jahr hinsehen. Vergleichsweise günstig. Ich habe aber überhaupt keine Lust, Geld zu bezahlen. Ich bin ein Spargroschen. Ich zahle auch Duolingo kein Geld für werbefreie Übungseinheiten. Ich finde die Werbung fast schon witzig.

Ich glaube, ich wollte nicht über Geld schreiben, aber meist ergibt sich das mit der Schreiberei gerade eh von selbst. Also – zurück zur App zum Treffen. Darüber wollte ich schreiben. Was eine Flut an Angeboten und Möglichkeiten! Überall, zu jeder Tages- und Nachtzeit sind Menschen da draußen unterwegs und laden mich ein, mit dabei zu sein. Das ist so nett! Allerdings – frage ich mich ernsthaft, wie machen die Menschen das? Haben die keinen Job? Keine Kinder? Haustiere? Was da los? Oder kommt es mir nur so überwältigend vor, weil ich noch nicht die passenden Filter gesetzt habe? Oder noch nicht mein Profil beschrieben habe? Da steht ja noch nicht, dass mich alle bitte in Ruhe lassen mögen, weil ich als alleinerziehende, vollzeit berufstätige Mutter schon dankbar bin, wenn ich es vor 21 Uhr schaffe, die Wäsche aufzuhängen …

Ich hatte geahnt, dass das nichts für mich ist. All diese Menschen mit Zeit. Es gibt schon Gründe, warum ich allein bin. Ich wüsste ernsthaft nicht, wann und wie ich noch Zeit für eine Partnerschaft aufbringen sollte. Da sind die Kinder – alle auf ihre Art und Weise, mal mehr, mal weniger intensiv an mich gebunden. Gestern zum Beispiel habe ich K3 geholfen, beim Kuchen backen für seinen Abschied im Kindergarten. Nach einem Jahr FSJ und einem Jahr Praktikum ist seine Zeit an diesem Ort vorbei. Also standen wir gemeinsam in der Küche, und ich habe ein wenig zugeschaut, wie er das ganz gut allein hinbekommen hat mit den Nussecken. Außerdem war ich einfach da – fürs Reden. Und er hat das gut und einfach angenommen.

Eigentlich wäre ich gestern Abend auf einem Meetup gewesen – beruflich – und ich habe das stecken lassen, weil meine Kinder ab und an doch vorgehen. Das Meetup findet nächsten Monat wieder statt, und es werden ähnliche Menschen dort sein. Mein Sohn hat nur einmal diesen einen Abschied. Heute. Gehabt.

Mittags kam er heim und der erste Gang war nicht aufs Klo, wie sonst oft nach der Arbeit oder nach der Schule. Der heilige Ruheort. Sondern direkt zu mir ins Zimmer, um mir zu erzählen, wie seine Verabschiedung war. Es war schon auch emotional heute, es gab eine Abschiedsveranstaltung in der Turnhalle mit allen Kindern und allen Erziehern und kleine Geschenke und so viel Wertschätzung – der Hammer! Zu sehen, wie liebevoll das eigene Kind aus seiner ersten nachschulischen Wirkstätte verabschiedet wurde, das ist ein ganz besonders schönes Gefühl. Noch besonderer, dass er das mit mir teilt. Und noch viel besonderer, wenn man knapp drei Jahre zurückschaut, da sah es noch nicht so rosig mit der Kommunikation und mit den Zukunftsgedanken aus.

Ganz allgemein geht es uns gerade gut miteinander. Wir reden viel. Er bezieht mich oft in seine Gedankenwelt mit ein, meist auf eher subtile Weise. Mit einem Video, dass er gerade schneidet und damit auch mit den Thematiken, die ihn beschäftigen. Oft politisch, sehr oft gesellschaftlich, noch viel öfter sind wir nicht einer Meinung. Gerade das macht es so wertvoll. Vorhin kam er raus und fragte, ob er mir in der Küche beim Kochen helfen kann. Es gab Knödel, das allein ist schon ein Grund für ihn – er liebt Knödel einfach sehr – also war das nicht ganz uneigennützig. Aber egal, was es war, es war vor allem. Gemeinsame Zeit. Gemeinsam Lachen. Er ist jetzt 19. Zeit mit der Mama zu verbringen ist nicht das selbstverständlichste in diesem Alter.

Und wie wir da so in der Küche standen und über Filme redeten, sagte er, er habe gerade Interstellar gesehen und ich sagte, geil, den habe ich leider noch nie gesehen, aber der läuft gerade im Programmkino, irgendwann diesen Monat. Und er sagte spontan, wie, du hast den noch nie gesehen? Das geht ja gar nicht! Ich lade dich ins Kino ein!

Gesagt – und direkt Karten gekauft – und so gehe ich bald nur mit einem meiner fünf Kinder ins Kino. Und ich freue mich sehr sehr sehr darauf! Mir doch egal, dass ich nicht mit anderen Menschen ins Kino gehe. Ja, wäre auch schön, aber müsste ich mich entscheiden zwischen einem Meet5-Treffen und einem Abend im Kino mit K3, da müsste ich halt nichts entscheiden. Das entscheidet sich von ganz allein. Nichts geht über die Beziehung zu meinen Kindern. Ich bin oft nicht da, beruflich unterwegs oder einfach müde, und gerade für die beiden Jungs von jetzt 16 und 19 habe ich oft weniger Zeit als für die kleine Kröte, mit der ich abends noch auf dem Sofa sitze und lese. Wie schön, wenn sich dann die Möglichkeit ergibt, einen gemeinsamen Abend erleben zu können. Umso schöner, wenn der Impuls vom eigenen Teenager-Kind ausgeht.

Ich glaub, es ist sehr schwer für Menschen, einen Platz bei mir zu finden. Sie müssen mich schon sehr beharrlich einladen. Weil ich die wenige Zeit, die über ist, bereits vergeben bin. An die wunderbaren Menschen, mit denen ich zusammen lebe. Die mit mir die Wohnung teilen. Und noch sind das meine Kinder. Sie sind rund um die Uhr, vor der Arbeit, nach der Arbeit und manchmal sogar im Schlaf.

Ob das gut so ist? Ob mir was fehlt? Ich bin mir nicht sicher. Ich bin durchaus neugierig auf die Welt da draußen. Ich sehe aber auch – dass ich nicht sicher bin, wie neugierig ich wirklich bin. Ich mag es so, wie es ist. Weil es stetig in Bewegung ist und ich dauerhaft das Wachstum von wunderbaren Menschen begleiten darf. Viel mehr geht doch gar nicht!

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