und wie sie das tun! Das interessiert mich! Wie leben sie? Was sind ihre Bedürfnisse, ihre Sorgen, ihre Wünsche? Wann stehen sie morgens auf, und was fühlen sie dabei? Sind sie voller Freude und warmer Gedanken, leicht? Oder bettschwer, müde und frustriert? Wie gestalten sie ihren Tage, sind sie zufrieden, wie es ist? Haben sie einen Plan?
Wie richten sie sich ein, in ihrem Leben? Mit vielen Lichtern oder eher karg? Mit Müll neben dem Sofa und ausgedrückten Zigarettenstummeln auf dem Balkon? Oder mit vielen Pflanzen und Kuscheldecken?
Wie bewegen sie sich, in ihrem Leben? Chaotisch, neurotisch, ängstlich, unsicher oder schwungvoll mit ausladenden Schritten?
Wie kommen sie voran in ihrem Leben, und wollen sie das überhaupt?
Was wollen Menschen? Wie wollen sie leben, was ist ihnen wichtig? Was wünschen sie sich?
Ich laufe immer noch jeden Tag mindestens 10.000 Schritte. Die einzige Challenge seit langem, die ich so lange durchhalte – auch an den Tagen, an denen ich mit Erkältung eher eingeschränkt bewegungsfreudig bin. Ich gehe. Jeden Tag. Diese 10.000 Schritte. Und bin erstaunt, dass ich mich in diesem Fall wirklich mir selbst verpflichtet agiere. Das erlebe ich nicht so oft. Ehrlich gesagt, in den letzten Jahren so gut wie nie. Jede Idee hält maximal fünf Tage. Dann erliegt sie meinem „egal, bloss keinen Stress“ Gedanken.
Stress ist nicht gut für mich. Er macht mich krank.
Kein Stress ist auch nicht gut für mich. Aber lassen wir das.
Ich laufe also, oder sagen wir – ich gehe. Manchmal einfach sehr langsam. In letzter Zeit fast immer sehr langsam. Ich fühle mich tatsächlich alt und bin oft sehr müde. Die Zeit, in der ich regelmäßig im Fitnessstudio war und einen flacheren Bauch hatte, die war toll. Die kommt auch wieder. Irgendwann. Das gehen, das laufen von 10.000 Schritte aber, das ist noch da. Und wie ich so laufe, durch Nacht und Stadt, sehe ich halt viel. Andere Menschen, die auch noch laufen – wohin wohl? Und warum wohl? Was sie wohl antreibt? Wie ihr Tag wohl wahr? Ob sie sich wohl fühlen in ihrer Haut? Was sie bewegt?
Und sehe ich nicht die anderen Menschen leben, dann sehe ich in ihre Häuser und Wohnungen. Sofern Licht brennt. Ich schaue gern in erleuchtete Fenster und erhasche einen Augenblick vom Leben der Anderen. Ein Lachen vielleicht, oder das flimmern eines Fernsehers, vielleicht auch das klappern von Geschirr, dass ich aus der Küche erahnen kann.
In meinem Spaziergängen ist Leben drin. Ich selbst habe bereits die Winterjacke ganz hochgezogen und trage Handschuhe und schaue dem Leben hinterher. In allen Fenstern.
Warum ich das tue? Ich bin neugierig. Ich wüsste all das wirklich gern. Vielleicht sind Menschen mir gar nicht so unähnlich. Vielleicht ticken andere genauso wie ich? Vielleicht bin ich nicht allein, mit meiner Unvollkommenheit, meiner Unsicherheit, meiner fehlenden Struktur. Vielleicht sollte ich mich öfter mit Menschen umgeben anstelle ihnen nur durchs Fenster beim Leben zuzuschauen.
Wäre eine Idee. Wenn ich so gern wissen will, wie Menschen leben, sollte ich mal anklopfen. Das wäre sicherlich eine sehr spannende Erfahrung – einfach zu klingeln und zu fragen, ob ich mal rein kommen könne. Weil ich neugierig bin, darauf – wie sie leben. Die Menschen.
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