bevor der Tag vorbei ist und das Licht ausgeht –
Ich muss noch eben 500 Schritte tanzen, weil es regnet und ich mich selbst auf diese 10000 Schritte am Tag verpflichtet habe. Sie sind das Maß aller Dinge dieser Tage. Noch ein paar weitere Tage – mein Sohn kommt am Donnerstag zurück. Bis dahin bleibe ich in Bewegung, und hoffentlich auch darüber hinaus.
Wenn es regnet, und man gegen 23:40 Uhr aus der Sauna heimkommt und es fehlen noch 500 Schritte für die Challenge, dann kann man natürlich ein paar mal in den Keller gehen. Oder einfach in der Küche tanzen.
In der Küche tanzen hat noch weitere tolle Vorteile. Es steigert die Fröhlichkeit, es hilft gegen Verspannungen und gleicht das lange stehen oder sitzen am Rechner aus. Nach einem kleinen Küchentanz bin ich meist frischer und kann mich besser konzentrieren. Es ist ein kleiner Live-Hack, der bei mir in der Regel zumindest zu einem Schmunzeln führt. Tanzen macht mich leichter.
Und heute, heute war es ein strahlender kleiner Tanz mit mir selbst, auf einem sauberen Küchenboden. Keine Krümel an den Füßen. Die ganze Wohnung ist sauber – und ich geniesse das. Ich hatte einen wunderschönen Tag! Und das, obwohl ich heute morgen verschlafen hatte und dachte, bei Gott, was soll aus dem Tag noch werden? Mein Zeitplan war voll über den Haufen geworfen und – was ein Glück habe ich verschlafen. Was ein Glück musste ich improvisieren und mir einen neuen, besseren Plan schreiben. Was ein Glück gelingt mir das in der Regel leicht. Was ein Glück war ich auch gelassen mit mir selbst und habe mich nicht dafür verachtet, dass ich verschlafen habe. Ja, sowas kann vorkommen. Ich gehe oft härter mit mir selbst ins Gericht als mit irgendjemand sonst …
Was ein Glück, weil, mein Tag war perfekt, wie er war. Die richtige Mischung aus Bewegung und Arbeit und Entspannung. In Balance.
Am Montag hatten wir eine Team-Retrospektive mit Blick auf „Wie ist es gerade“. Und ich sagte, ich wünsche mir meine Begeisterung zurück. Meine Begeisterung für den Job. Aber auch meine Begeisterung fürs Leben, für die Kinder, für mich selbst. Meine Begeisterung, meine Leichtigkeit, mein Strahlen. Alles war weg. Zwischen den Zeilen habe ich mir zwar ständig Hoffnung gegeben, aber es war nicht leicht die letzten Wochen.
So gut wie heute ging es mir länger nicht. Natürlich habe ich Sorge, dass es mir morgen wieder schlechter geht. Auch das hatte ich in letzter Zeit – einen Tag gut, einen Tag weniger gut –
Diese Wellen gehören im Leben auch dazu. Wir alle kennen das. Bei mir sind die Wellen leider manchmal etwas höher. Ein Therapeut meinte mal, dass ich wahrscheinlich Bipolar Typ II bin. Ich bin mir da nicht sicher – und ganz ehrlich, es ist auch nicht wirklich wichtig. Ob ich das bin. Es braucht keine Diagnose.
Es braucht Bewusstsein dafür, was mir gut tut. Damit ich gut zurecht komme in meinen Wellen.
Es braucht ab und an einen Tanz in der Küche.
Barfuß bei Regen über die Wiese laufen.
Nackt schwimmen im Regen.
Lachen, mit Menschen, die ich heute kennengelernt habe.
All das hatte ich heute! Okay, im Alltag laufe ich selten Barfuß im Regen über die Wiese, noch seltener tue ich das nackt. Ich würde wohl meine Nachbarn sehr schockieren 😂
Und ich gehe auch selten nackt schwimmen. Wesentlich seltener als damals, als ich 18 war, in diesem einen Sommer. In dem wir alle naslang nackt baden im Woog waren …
Heute gehe ich in die Sauna, um nackt zu baden – und ich liebe es, wenn es regnet und ich im Außenpool schwimme. Unfassbar schön.
So ein schöner Tag. Ich habe ihn mit einem Tanz beendet und mit ein paar Zeilen, schreibend, Klaviermusik hörend, entspannt in meinem Zimmer sitzend. Unfassbar. Das Leben hat manchmal diese Momente, in denen es sich anfühlt wie Seide, luxeriös und leicht. Für diese Momente ist das Leben.
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