richtig oder falsch?

Ich bin mir unsicher, ob ich gerade richtig bin, im falschen Job? Oder falsch im richtigen Job?

Ich habe immer noch die große Freiheit, 51. Ich kann tun wie und wann ich will. Ich kann mir zudem aussuchen, was ich tun will. Ich baue mir tagtäglich mein eigene Struktur, überlege, was aufs Ziel einzahlt, was sinnvoll und notwendig ist und dann setze ich das mal um und mal nicht. Die Male, an denen ich nicht umgesetzt habe, häufen sich seit Wochen. Sind schon Berg-Male geworden, quasi. Ich tue dann andere Dinge. Auf Linkedin durch den Feed scrollen. Mich vergleichen, mit Anderen, die sehr genau wissen, was sie tun und das auch noch tun. Also, krass!! Und vergleichen, Jaha, ich weiß ja, wie gut mir das tut. Nicht.

Sich auf Linkedin zu vergleichen, weil ich in einer Blase mit all diesen Menschen stecke, die auf Linkedin so sicher wissen, was sie wollen, wer sie sind, was sie können und all dies. Das ist leider ein Teil meiner Arbeit. Meine Zielgruppe ist auf Linkedin und meine Aufgabe ist, sie abzuholen und zu begeistern. Dabei bleibt es nicht aus, dass ich lese, was sie schreiben, bzw. dass ich mich vom Geschriebenen ablenken lasse. So sehr, dass ich selbst nicht mehr schreibe. Weil, was habe ich schon zu erzählen? Ich kann ja weiterhin nichts. Ich bin nur diese Eine, die sich durch alle Anforderungen hindurchwurschtelt. Wirklich wissen tue ich nichts. Keine Expertise. Das Thema holt mich auch regelmäßig ein.

Ich liebe es, im Job ganz frei zu sein. Meine Idee, meine Vision, meine (Nicht-) Umsetzung! Great!

Dabei fehlt mir ein gewisses Maß an Stabilität und Struktur. Ich habe nachwievor Schwierigkeiten damit, mir selbst Struktur zu geben. Ich schwimme oft durch meine Anforderungen, sowohl Privat als auch Beruflich, und es wird immer anstrengender. Wo mir das in jüngeren Jahren problemlos gelungen ist (jedenfalls erinnere ich das natürlich als problemlos), bin ich heute früher müde und deutlicher erschöpft. Warum kann es nicht mal richtig einfach sein?

Ich habe niemand im Job, der meine Ergebnisse kontrolliert. Nur mich selbst. Das sollte ja auch ausreichend sein – bei Selbständigen ist es das ja auch – aber für mich ist das gar nicht so optimal. Weil ich mich oft gehen lasse. Dann arbeite ich vielleicht zwei Stunden am Tag und schaue ansonsten aus dem Fenster. Oder übe Englisch auf Duolingo. Oder esse Schokolade. Wissend, dass ich mehr tun müsste. Unfähig, das auch zu tun. Dann folgen krass gute Tage, an denen ich mein Soll übererfülle und quasi durch meine selbstgewählten Aufgaben fliege. Superduper! So Tage habe ich vielleicht zwei von fünf –

Tja. Und so läuft das seit knapp zwei Jahren jetzt. Mit Phasen, in denen es MEGAGUT lief im Job. Und Phasen wie jetzt, wo ich eigentlich nicht weiß, was soll ich denn zuerst lernen? Was bringt mich weiter? Und am Ende des Tages interessiert das halt auch niemand, weil niemand mein Ergebnis misst. Ja, würde ich jeden Tag gemicromanaged, würde ich im Quadrat springen – ich lasse mich nicht gern überwachen – und vermutlich würde ich wegrennen. Aber so gar nicht gemanaged zu werden, macht es auch nicht besser. Irgendwo dazwischen wäre eventuell besser für mich.

Also, eine gewisse Grundstruktur mit „liefere diese Aufgabe bis zu diesem Zeitpunkt ab und wir schauen dann auf den Fortschritt“ könnte helfen. Die Firma gibt mir diese Struktur nicht. Sie geht davon aus, dass ich das kann.

Und, tja. Ich glaube, die meisten Menschen können das. Ich bin leider nicht die Meisten. Ich habe damit gravierende Schwierigkeiten, und das auch nicht erst seit gestern … Mir ist mein Mangel an Struktur sehr bewusst. Ich weiß, dass ich da besser werden darf. Nein – besser werden muss.

Mitunter bin ich erstaunt, zu sehen, wie gut meine Kinder geraten sind. Von mir haben sie das nicht – dieses „ihr Leben im Griff haben“. Gerade K1 und K2 sind sehr erfolgreich durch ihr Studium gekommen und stehen beruflich fest im Leben. Großartig! Ich hatte in ihrem Alter zwei Kinder (sie), einen Vollzeitjob und keine Ahnung. Keinen echten Schulabschluss, keine Ausbildung, kein Studium und immer das gemacht, was sich gerade als Chance angeboten hat. Menschen fanden es sehr attraktiv, mich einzustellen. Warum auch immer. Weil ich so tolle Ideen hatte, nehme ich an. Dass ich kein Werkzeug hatte, um die Ideen umzusetzen, ist nie so wirklich aufgefallen. Ich konnte es immer gut tarnen.

Also, jedenfalls die meiste Zeit. Irgendwann wurde das jonglieren von stetig neuen Herausforderungen auch mir zu viel –

Jedenfalls – heute – überlege ich. Bin ich im falschen oder im richtigen Job? Ist meine Herausforderung vielleicht gar nicht inhaltlicher Natur und ist es völlig wurscht, was ich als Nächstes lerne? Weil, mein eigentlicher Auftrag ist es, strukturierter zu werden um mein Leben besser in den Griff zu bekommen? Ist es eventuell das? Und ist dafür mein Job gerade einfach perfekt? Weil, er bringt all das mit, was ich lernen darf. Und niemand ist da, der mich dabei kontrolliert. Nur ich selbst. Ich selbst und ich. Lerne, mich zu strukturieren. Im Job. Privat kann ich es schon deutlich besser – also, da habe ich viel gelernt in den letzten Jahren! Wirklich viel.

Jetzt darf ich das erweitern und mir selbst in den Arsch treten, um meinen selbstgewählten Anforderungen im Job gerecht zu werden. Verdammt. Viel schwieriger kann die Aufgabe gar nicht aussehen …

Aber wer irgendwann doch ein eigenes Buch schreiben will oder ein eigenes Unternehmen gründen, der muss diesen Skill drauf haben. Der muss sich strukturieren können. Sonst kommt am Ende nicht viel dabei heraus.

Bedeutet? Dass ich jetzt ins Bett gehe, um morgen ausgeschlafen zu sein. Weil, es ist ein weiterer Tag, in dem ich richtig bin im falschen Job, um zu lernen. Für mich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert