schlafgut

Mustererkennung. Schlafmuster. Schlafes Wohl. Schafes Wohl. Wie viele Schafe zählst du so, zum Einschlafen? Trillionen?

Schlafstörungen werden allgemein und meist an erster Stelle genannt, wenn es um das Erkennen einer psychischen Erkrankung geht. Und wie schlafen Sie?

Ja, also. Gut und sofort und durch. Und Sie so?

Ich bin ja eher so der Typ, Huch, ein Kopfkissen, Huch, der Wecker klingelt –

Also, mein Kopf sieht ein Kissen und schläft ein. Selten liege ich wach und wenn das passiert, dann fühle ich einen Haufen besorgter Unruhe. Dahingehend, wie es mir wohl am kommenden Tage gehen werde, wenn ich nicht schlafen kann …
In den sehr seltenen Fällen, in denen ich so sehr aufgeleiert bin oder mich vor Sorgen innerlich zerfresse, dass ich nicht einschlafen kann, bin ich dann on top auch noch besorgt, weil ich nicht einschlafen kann. Das führt dazu, dass ich in keinem Fall einschlafen kann – logisch, wie ich finde.

Ich bin sehr oft gefragt worden, wie ich denn schlafe. Und jedesmal begegnete mir so eine kleine Falte auf der Stirn meines Gegenübers, die sich fragte, ob ich eventuell gar nicht krank sei. Weil, die Schlafstörung gehört zur Depression wie der Sand in die Wüste. Es geht quasi gar nicht ohne Schlafstörungen.

Ich war ja schon immer ein widersprüchlicher Geist. Dinge so machen wie man sie halt tut, das wollte mir schon als Teenager gar nicht in den Kram passen. Daher mache ich es halt anders. Ich schlafe. Ich habe meine Depression am liebsten im Bett verbracht. Schlafen konnte ich, teilweise auch übertrieben lang. Um dann müde aufzustehen.

Und da hatten sie mich dann. Dieses „nach dem Schlafen erschöpft sein“ zählt auch zu den Schlafstörungen. Ich bin nicht nachts gegen 3 Uhr aufgewacht, um dann nicht wieder einschlafen zu können. Ich habe durchaus durchgeschlafen. Um erschlagen aufzuwachen. Tiefschlafphasen hatte ich kaum, ich war immer noch so halb im Tagesgeschehen. Habe immer noch eine Mail geschrieben oder eine Endlosschleife mit rosa Glitzer beworfen.

Ich träume auch nicht. Also, oder nur sehr selten. Meist schlafe ich ohne Erinnerung. Tief und doch ohne Erinnerung. Auch liebe ich, zu schlafen, und gehe doch nicht abends ins Bett. Um morgens am liebsten liegen zu bleiben. Damit allerdings bin ich glaube ich in einem ganz gesunden Spektrum. Ich kenne viele Menschen, denen es so ähnlich geht, die meisten von ihnen geben vor, ganz gesund zu sein.

Dabei ist der Schlaf tatsächlich ein wichtiger Indikator für geistige und körperliche Gesundheit. Im Grunde ist er das A und das O. Eine gesunde Schlafhygiene erscheint mir noch wichtiger als eine gesunde Zahnhygiene, wobei letzteres schon auch sehr wichtig ist.

Guter Schlaf. Schlafgut.

Und wie viel Schlaf darf es denn sein?

Darauf gibt es – wie so oft – keine allgemein gültige Antwort. Es gibt nur ein herausfinden und hineinfühlen, ins eigene Kissen und die eigene Bettdecke. Ob eine schwerere Decke hilft, um besser einzuschlafen? Und ob das wissenschaftlich belegt ist? Tja –

Am Ende hilft, was hilft. Am Ende zählt, was für dich richtig ist. Nur weil überall steht, dass Schlafstörungen und vor allem Ein- und Durchschlafstörungen ein Indikator für Probleme im psychischen Bereich sind, heißt es nicht, dass du total gesund bist, wenn du sowohl ein- als auch durchschlafen kannst. Siehe mich. Ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass nicht alle Depressionen gestört schlafen. Es gibt da Unterschiede. Ich mache einen Unterschied.

All die Faktoren, all die Hinweise, all die Einstufungen, sie dienen nur einer ungefähren Annahme, sie sind Hilfestellungen für Menschen, die von außen beurteilen müssen, wer gesund ist. Und wer krank ist. So wie es Klangfarben in der Stimme gibt, Anzeichen im Gang und bestimmte Worte, die gewählt werden, so gibt es auch für den Schlaf Hinweise.

Einschlaf. Durchschlaf. Tiefschlaf. Traumschlaf. Kurzschlaf. Langschlaf.

Schlaf.

Hach, so etwas wunderbares! Wie oft denke ich morgens daran, wie sehr ich mich schon auf abends freue und ins Bett zu gehen. Um dann abends natürlich nicht ins Bett zu gehen, sondern noch über den Schlaf nachzudenken. Oder ein Sudoku zu machen.

Seit dem Sommer diesen Jahres habe ich eine neue Abendroutine. Sie führt dazu, dass ich gefühlt besser schlafe. Wirklich messen lässt sich das nicht. Jedenfalls gehe ich an vielen Abenden rechtzeitig ins Bett (um 22 Uhr schaffe ich es nur selten, meist ist es etwas später, gegen 22:30 Uhr) und gönne mir vorher eine freie Zeit in meinem Sessel. Der steht im Schlafzimmer, vor meinem Bett, mit Blick auf eine alte Stehlampe. Da sitze ich. Mache ein Sudoku. Ein schweres Sudoku. Wenn es zu leicht ist, kommt mein Hirn nicht zur Ruhe. Wenn es sehr schwer ist, bin ich im Kopf raus und schalte damit alle Gedankenschleifen rigeros ab.

Parallel läuft Musik. Klaviermusik. Immer noch. Ein und dieselbe Playlist, jeden Abend. Es ist wunderbar! Ich habe die Musik schon so tief verinnerlicht, dass ich sie fühlen kann. Ich will auch gar nichts anderes. Ich will nur diese Musik, meinen Sessel, mein Sudoku. Manchmal will ich auch ein Buch. Oder ein paar Vokabeln. Vokabeln wirken ähnlich wie das Sudoku. Sie fokussieren mich und legen damit einige Bereiche in meinem Hirn lahm. Ich funktioniere dann. Es fühlt sich an, als sei Ruhe auf der Datenautobahn. Schwer zu beschreiben, ich vermute, ein normaleres Hirn tickt so. Also, ich stelle es mir oft so vor – dass die Normalen so denken, wie ich dann denke. So ruhig.

Ein Wunder, dass ich schlafe. Sagten meine Therapeuten auch oft. Weil, eigentlich könne das gar nicht sein. Oder, wenn, dann müsse ich ziemlich absurd träumen. Tja.

Vielleicht blendet mein Hirn das aus, um mich zu schützen?

Wer weiß das schon. Vielleicht nehme ich irgendwann mal an einer Studie teil, oder lasse meinen Schlaf auswerten, oder mich nochmal komplett durchchecken.

Aktuell freue ich mich einfach, ich schlafe gut. Ich habe eine Abendroutine. In meinem Sessel.

Zähne putze ich natürlich auch weiterhin, gemeinsam mit meinem Sohn. Wenn er ins Bett geht. Außerdem creme ich mir an den meisten Abenden das Gesicht und die Füße ein. Natürlich mit unterschiedlichen Cremes 😉

Das Fernsehen mit meinem 16jährigen habe ich parallel aufgegeben. Er ist jetzt selbst abends so müde, dass es sich zeitlich einfach nicht mehr ergibt. Manchmal ist er vor mir im Bett – das geht einher mit seiner Ausbildung und der täglichen, körperlich anstrengenden Arbeit. Ich habe es sehr genossen, die letzten Jahre abends noch mit ihm auf dem Sofa gesessen zu haben und gemeinsam Serien geschaut zu haben. Und jetzt geniesse ich, dass er diesem entwächst und ich meinen Sessel für mich entdeckt habe.

Neben Atmen, Trinken und Essen ist Schlafen übrigens eines der Grundbedürfnisse, an denen wir nicht vorbei kommen. Bevor wir also hochtrabend tolle Dinge für unsere Gesundheit suchen, sollten wir ganz da unten anfangen. Beim Schlaf. Bei der Ernährung. Bei der Atmung. Auch, bei der Bewegung. Aber schlaft doch erstmal! Das ist gut!

Eine Abendroutine ist auch und gerade für Menschen wertvoll, die Probleme beim Einschlafen haben. Mein Tipp – legt das Handy weg, schaut nicht mehr fern und tut euch in keinem Fall Nachrichten an. Lest, geht spazieren, trinkt einen Tee, hört Klaviermusik. macht ein Sudoku, lest oder lernt Vokabeln. Oder was auch immer für euch passend ist. Probiert Dinge aus. Bis ihr etwas findet, dass ihr richtig toll findet. Ihr merkt dann schon, wenn es das Passende ist. Weil ihr es nicht langweilig findet. Weil ihr jeden Abend dieselbe Musik hört und es wunderbar findet. Wenn ihr das gefunden habt – dann schlaft gut!

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