unbeschrieben dahingehend

Wieder verneigt sich ein Tag vor seinem Ende und geht unbeschrieben dahin. Wie so viele Tage vor ihm. Ich bin so beschäftigt, damit, den Elefanten aus der Kellertür in den Garten zu bugsieren, dass ich ganz und gar nicht dazu kommen, beschreibende Worte zu finden. Meine Tage sind ähnlich, gleich und völlig unterschiedlich. Ich ziehe alle Register der Entspannung und verspanne dabei ganz schrecklich. Nach wochenlanger Kraftausdauer mit 2x 20 Wiederholungen am Gerät habe ich jetzt beschlossen – so wird das nichts. Es ist langweilig und zu wenig herausfordernd. Es wächst nichts. Keine Muskeln. Kein Mut. Kein Wille.

Ich gehe zum Sport. Wieder. Nachdem ich im Januar so doof gefallen war und mir den Steiß und die Rippen geprellt hatte, habe ich bis in den Februar hinein keinen Sport machen können. Dann ging es so langsam und ich habe es langsam angehen lassen. Weil, erstmal war gut, dass ich überhaupt etwas getan habe! Egal! Hauptsache, die Routine entwickelt sich wieder dahingehend! Dahin gehend habe ich mir viele Gedanken gemacht, auch darüber, wie es danach weiter gehen soll.

Aktuell stelle ich fest – ich gehe dahin – zu Fuß, das Wortspiel passt an der Stelle – dann trainiere ich meine Routine an den Geräten durch, erhöhe ab und an ein Gewicht und gehe danach wieder heim – okay, da nehme ich meist den Bus – und dieses Glücksgefühl nach dem Sport, das stellt sich nicht mehr ein. Es ist eher einer gewissen Langeweile gewichen. Da passiert nicht mehr viel im Körper. Es ist nur ein Halten. So wie mit dem Elefanten. Den halte ich auch unbeweglich. Ein wenig habe ich ihn die Treppe hochbugsieren können, und da stehen wir nun. Er so halb auf den Stufen, ich hinten dran. Vor uns, der Treppenabsatz mit der Tür zum Garten. An einigen Tagen abgeschlossen, an anderen Tagen offen. Manchmal steht noch der Fahrradanhänger der Nachbarn auf dem Absatz, da komme ich als Mensch schon kaum vorbei. Der Elefant bleibt da stecken – oder zertrampelt den Anhänger.

Was mir ja sehr wichtig ist – ich will anderen keinen Schaden zufügen. Weder dem Anhänger fürs Fahrrad noch den Nachbarn noch vor allen Dingen meinen eigenen Kindern. Und dem Elefanten irgendwie auch nicht, weil, der löst sich ja nicht auf. Der bleibt ja da. Den muss ich einfach nur gut unterbringen und pflegen. Es ist wohl utopisch, zu hoffen, dass er nochmal verschwinden wird. Ich darf mit ihm leben, so wie mit dem Fahrradanhänger der Nachbarn, der so oft im Weg herumsteht. So ist das halt. Damit darf ich mich arrangieren.

Nichts desto und trotz kostet das natürlich Kraft. Jede Menge. Und meine Kraft wächst halt nicht, wenn ich sie nicht herausfordere. Wenn ich also weiterhin einfach nur dahingehe und meinen Stiefel abziehe, dann – passiert einfach nichts. Kein Glücksgefühl. Kein Muskelzuwachs. Keine Kraft für meinen Elefanten. Dem ich doch einen Stall bauen will, im Garten. Mein Sohn freut sich, wenn er ihn dann mit den Karotten füttern kann, die er selbst nicht essen mag.

Ja, ich weiß, wilde Tiere einzusperren ist nicht schön. Ist wie im Zoo. Alle starren rein. Aber was soll ich tun, wilde Tiere zu erschießen ist noch viel weniger schön. So erhalte ich wenigstens die Art. Haha. Depressionen lassen sich nur bedingt einsperren. Aber wenn, dann ist das bildlich für mich eine schöne Idee. Meine Depression, draußen im Garten, in einem kleinen Stall aus Holz, und sie wird mit Karotten gefüttert. Warum eigentlich nicht?

Jedenfalls, erstmal den Elefanten von der Treppe bekommen!! Wir können da doch nicht ewig herumstehen.

Und deshalb habe ich heute Schwung genommen und mein Training umgestellt. Von Kraftausdauer auf Kraft. Ausdauer kommt von allein. Ich trainiere jetzt 3 Sätze a 12 Wiederholungen mit deutlich höherem Gewicht. Ziel ist, den 3. Satz kaum noch zu schaffen. Sobald der easy geht, Gewicht weiter hoch. Kürzer, stärker, Sprint.

Mein Elefant ist natürlich ein Dauerlauf, dennoch ist es zwischendurch sehr belebend, auch mal zu sprinten. Sonst verfalle ich so in einen Trott, und der läuft sich auf Dauer auch nicht so geil. Also – Sprint, und ab und an das Herz benutzen. Erhöhter Herzschlag führt auch zu Gefühlen.

Aus dieser Gefühlslosigkeit und Freudlosigkeit herauszukommen ist wirklich anstrengend. Ich habe viel probiert die letzten Wochen. Vor allem ins Cafe gehen, spazieren gehen, lesen, schöne Dinge einkaufen, Entspannung. Alles toll. Aber wirklich geholfen hat es (noch) nicht. Also dann jetzt ein neuer Versuch. Ich erhöhe das Gewicht, das ich stemmen kann. Das ist auch im übertragenen Sinne ein guter Zeitpunkt. Ab morgen arbeite ich wieder. Ich möchte zurück in die Normalität und habe die Hoffnung, dafür schon genug Kraft gesammelt zu haben. Eventuell übernehme ich mich damit – aber wenn das so sein sollte, dann gehe ich den Schritt zurück und wähle ein niedrigeres Gewicht.

Ein bisschen habe ich die Hoffnung, dass mein Elefant sich ob meiner Entschlossenheit erschreckt und freiwillig in den Garten hüpft. Das wäre cool! Da darf er dann natürlich nicht einfach alles niedertrampeln, das wäre doof. Also ist erschrecken vielleicht doch keine gute Idee, zumal, ich ja einfach eine Maus kaufen könnte. Gut – verdammt, die Maus, auf die Idee bin ich noch nicht gekommen. Aber tatsächlich habe ich aktuell keine Lust auf Antidepressiva. Also ist der Trick mit der Maus gerade keine gute Idee.

Ich glaube, das Bild, dass mein Elefant meine Entschlossenheit spürt und sich sagt, okay, die will wirklich, ich gebe dem nach – ganz ohne schlimmes Erschrecken, sondern einfach entspannt – das ist der Plan. Ich bin entschlossen. Und wenn ich entschlossen bin, kommen auch die Worte wieder zu mir. Sie stellen sich heilend hinter mich und schieben voran. Sie flüstern: „Glaub an dich! Glaub an dich! Glaub an dich!“

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