up & down

Ich überlege, doch wieder einmal die Woche mein “Reflect & Learn” zu schreiben. Oder zumindest das Reflect. Das Learn scheitert ja oft. Daran, dass ich zwar reflecte, aber selten nochmal nachlese, was ich denn reflectet habe … und somit einige Learnings auf der Strecke bleiben.

Diese Produktentwicklung mit ihrem “learn & adapt”, dieses iterative Vorgehen in der Entwicklung, ich verhalte mich ähnlich. Ich bin auch wiederholend. Ich teste. Ich lerne. Ich passe an. Ich wiederhole. Immer und immer wieder. Immer wieder up. Immer wieder down.

Ich weiß ziemlich viel von dem, was mir gut tut.

Ich weiß ziemlich viel von dem, was mit nicht gut tut.

Ich schreibe das alle naslang auf. Immer und immer wieder. In der Hoffnung, dass sich das mal setzt und ich es in mein Verhalten übernehme – nehme ich an. Damit ich irgendwann nur noch die Dinge tue, von denen ich herausgefunden habe, dass sie mir gut tun. Wie – Sport – oder – Singen – oder – Schreiben – oder – Tanzen.

Was dann aber wirklich passiert, ist, dass ich das tue, was mir gar nicht gut tut. Wie – Süßigkeiten essen – oder – zu spät ins Bett gehen – oder – keine Pausen machen – oder – keine Zähne putzen …

Immer wiederholend. Dabei weiß ich doch schon, dass das gar nicht gut für mich ist. Ich weiß auch, dass ich es liebe, wenn ich morgens durch die Wohnung laufe und es ist sauber und die Küche strahlt. Dann strahle ich auch. Direkt. Es ist so ein schönes Gefühl, eine saubere Wohnung zu haben! Dass ich aber jeden Abend sauber mache? Ja, nein. So gut scheint es mir dann doch nicht zu gefallen, wenn es morgens sauber ist …

Tatsächlich sind wir Menschen aber halt auch keine Produkte. Oder Roboter. Oder KI-gesteuert. Wir sind total fehleranfällig und machen ganz oft Dinge, die uns gar nicht gut tun – obwohl wir es besser wissen. Menschen rauchen, obwohl klar ist, dass das krank macht. Menschen trinken Alkohol und finden sich dabei auch noch witzig. Menschen liegen auf dem Sofa, schauen Fern und essen tütenweise Chips. All das. Wir wissen schon, für was das gut ist. Fürn Arsch, nämlich. Wir tun es dennoch …

Wenn ich also ein down habe – dann ist das ziemlich normal. Niemand ist durchgehend im Achtsamkeitsmodus. Ab und an sind wir unachtsam. Solange dabei niemand ernsthaft zu Schaden kommt, ist das in Ordnung. Ich bin in Ordnung. Ich darf schlechte Tage haben. Mich müde fühlen, sowohl mental als auch körperlich. Mich ärgern. Über all die Dinge, die wollen, dass ich für sie Verantwortung übernehme. Wie, das Fenster im Bad, dass kaputt ist.
Es darf mir schlecht gehen.

Pause ist gestattet!

Ich darf dann eine Pause machen. Und siehe da, dieses “mir selbst erlauben, eine Pause zu machen”, das wird bei all der Wiederholung immer besser! Ich übe! Mit jeder Schleife, mit jeder Iteration werde ich besser! Gestern konnte ich annehmen, dass es mir eher schlecht geht. Ich konnte den verletzten Fuß meines Sohnes annehmen UND das kaputte Fenster. Ich konnte für mich selbst den Stress runternehmen und alles andere ignorieren.

Ich lag mit meinem Sohn auf dem Sofa, mit Kühlpad auf seinem Fuß, und wir haben uns lang und breit die Vorberichterstattung, die Nachberichterstattung und das Eröffnungsspiel angeschaut. Zwischendrin habe ich immer mal am Essen geschraubt (es gab Lasagne, da gibt es ein wenig was vorzubereiten) und die Bäder sauber gemacht. Und mehr ging nicht. Es war völlig okay, den Tag auf dem Sofa zu verbringen. Normalerweise werde ich dabei unruhig. Ich fühle mich schlecht, wenn ich nichts tue – es erinnert mich zu stark daran, wie es war, als ich nicht nur mal ein paar schlechte Tage hatte, sondern wirklich krank war. Antriebslos.

Sobald ich eine “Sofa-Phase” habe, kommt diese Angst hoch, dass es wieder wird, wie früher. Sobald ich die Pause-Taste drücke, habe ich Angst, zu vergessen, wie ich die Pause-Taste wieder entsperre … Dann steht alles still!

Stillstand ist mein Tod.

Also – bewege ich mich.

Daher – ist Pause für mich schwierig.

Pause gelingt am Besten, wenn ich nicht daheim bin, also – in der Sauna. Da habe ich nicht so diesen Druck, dass ich jetzt aber doch endlich mal die Wohnung aufräumen müsse. Dass ich mir doch selbst zeigen muss, dass ich gesund bin, indem ich viel tue … In der Sauna kann ich tatsächlich abschalten. Daher gehe ich da so gern hin. Es hält meinen Geist zusammen und ich ruhe tatsächlich mal aus …

Daheim ist es schwer. Aber –

vieles wird leichter, auch daheim!

Ich konnte gestern gut annehmen, wie es mir geht. Ohne schlechtes Gewissen und ohne Angst. Ich habe einfach langsamer gemacht. Auf mich aufgepasst. Ich war nicht gereizt oder ungeduldig. Nur etwas langsamer. Ich habe mich nicht selbst verurteilt, dass es mir schon wieder schlecht geht. Wo ich doch wissen müsste, wie das klappen kann, dass es mir gut geht …

Ich bin also ganz happy mit meinem Tag gestern! Das war gut! Das darf ich mir merken. Dass ich so ein unglückliches, müdes Gefühl einfach zulassen darf. Dass ich weniger Erwartungen an mich haben darf. Es wird doch! Auch wenn ich es ständig wiederholen muss …

Heute morgen bin ich ganz frisch und ausgeschlafen aufgewacht. Diese Müdigkeit war weg – körperlich und auch mental ging es mir gut. Wir haben den gesamten Tag gewuselt, gespielt, aufgeräumt, ich habe den Vermieter wegen des Fensters angeschrieben und an meiner Steuererklärung weitergebastelt. Wir haben für die Mathearbeit geübt und ich habe daheim Gymnastik gemacht. Es war rundum ein guter, erholsam bewegter Tag. Eine gute Mischung.

Ich werde sehen, was die Woche bringt. Ob es noch weiter geht, mit den Up’s und Down’s. Oder ob ich langsam zur Ruhe komme. Jedenfalls mache ich noch eben die Wohnung sauber. Damit ich mich morgen früh freuen kann. Heute ist die Kraft dafür da. Und das genieße ich. Jeden Tag ist das nicht möglich – und auch nicht nötig. Was jeden Tag möglich ist, ist, Pausen zu machen. Das ist jedenfalls nötig!

Ich übe weiter!

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