Oder: wie aus komischen Challenges gute Ideen herauslaufen.
Ich laufe immer noch meine Schritte, für meinen Sohn. 10000 am Tag. Ich fühle mich an der Stelle verpflichtet, aus einer Laune heraus. Warum genau und warum das gerade hier funktioniert, das weiß ich nicht. Ich könnte ja auch spontan in eine Challenge laufen, in der ich jeden Tag die Wäsche zusammenlege, anstelle sie auf dem Sofa zu platzieren. Oder in der ich jeden Tag zehn Minuten konzentriert meinen Schreibtisch aufräume. Es könnte so einfach sein! Aber irgendwie läuft das nicht bei mir.
Laufen allerdings läuft, das ist auch irgendwie besser messbar. Gut, Wäsche zusammenlegen ist natürlich auch messbar. Aber mein Schreibtisch? Dem sieht man das nicht auf den ersten Blick an 😉
Heute, 20:44 Uhr und gerade mal 2200 Schritte auf der Uhr. Davor bin ich stundenlang in Meetings gestanden und habe danach noch operativ was weggearbeitet. Ich möchte all meine ToDos ungern mit in den Urlaub nehmen. Da gehören sie nicht hin. Also gebe ich die Woche jetzt nochmal ein wenig Gas. Es darf fertig werden. Genauso wie die 10000 Schritte fertig werden dürfen. Allerdings, um die Uhrzeit ist das schon auch eine kleine Herausforderung. Gut 8000 Schritte, das bedeutet, 80 Minuten gehen.
Und so bin ich losgegangen. Sportschuhe und Kleid. Ab in den Wald. Wird dann auch schon recht früh dunkel, im Wald. Da gibt es auch Wildschweine, im Wald. Über die habe ich ein wenig nachgedacht und dabei wurden meine Schritte schneller. Noch schnell was wegschaffen und dabei keinen wilden Schweinen begegnen, das waren meine Gedanken.
Mein Oberkörper richtete sich mehr auf. Schultern nach hinten. Die Hüfte ist mitgeschwungen, die Arme habe ich dann auch mitgenommen.
Wenn ich dann noch den Bauch und den Hintern anspanne, dann ist das – Walken?
Walken, mein Erzfeind. Langweilig wie der Tod und der Sport der Rentner. Wer geht denn walken! Das doch langweilig! Wandern, ja, aber walken? So mit Stöcken am Besten? Warum macht man das?
Um die Gelenke zu schonen und sanft das Kreislaufsystem zu stärken, eventuell?
Kam mir früher absurd vor, weil, ich will entweder laufen bis zum umfallen oder nichts. Joggen, das erschien mir beeindruckend. Leicht, lässig, wie ein Reh durch den Wald hüpfend, von Wurzel zu Wurzel, geschmeidig abrollend. Also, geschmeidig abrollen kann ich auch beim walken. Und – es ist ganz schön herausfordernd, weil es den Körper ganz anders fordert. Das war mir natürlich schon vorher klar – ich bin dem nur ausgewichen, weil es so schön bequem ist, sich kaputtzuhecheln …
Joggen habe ich letztes Jahr im Sommer endgültig beendet. Jegliche Versuche der letzten Jahre waren ziemlich qualvoll. Von Schmerzen in der Hüfte über Schmerzen in den Knien und Schmerzen im Großzehengrundgelenk war in den vergangenen Jahren alles dabei. Auch schöne Zerrungen und überstolperte Wurzeln. Und ja – ich werde halt wirklich nicht jünger. Und ja – Joggen ist Gift für die Gelenke, jedenfalls für meine Gelenke.
Vorhin dachte ich so bei mir, während ich den Bauch angespannt gehalten habe, ach, das ist doch eigentlich eine super Ergänzung für mich! Wo ich doch gerade nicht schwimmen gehe, weil alle Freibäder so weit entfernt von daheim sind, dass es ein zu großer zeitlicher Aufwand ist für mich. Also, ich muss ja meinen Sport auch noch unterbringen in meinem normalen Arbeitsalltag und wenn ich eine lange Anfahrt habe oder das Schwimmbad erst um 10 Uhr öffnet, dann ist das Unsinn für mich.
Mein Plan ist, ab September wieder zu schwimmen, sobald das Hallenbad wieder geöffnet hat. Bis dahin gehe ich ins Fitnessstudio, das ist ausreichend.
Bis vorhin war das ein valider Plan. Und dann habe ich Tempo draufgepackt und festgestellt, cool. Das fordert mich richtig und tut gleichzeitig gut. Das wiederhole ich in diesem Tempo. Dann aber in Sportklamotten. Weil, ich sah bestimmt lustig aus, so im rosa Kleid durch den Wald walkend 😉
Also, das passiert, wenn man Dinge immer und immer wieder tut. Man tut sie. Und am Ende tut man sie vielleicht sogar nochmal anders. Vielleicht werden sie ein Sport, den man ein oder zweimal die Woche mit einplant? Um auf seine 10000 Schritte zu kommen und dabei auch noch was für das im Kreis laufende System zu tun? Klingt nach einem Plan. Ich werde Walking Mom, zumindest bis das Schwimmbad wieder geöffnet hat. Go for it!
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