Was ist fast noch schlimmer, als Dummfrager? Dummerklärer! Also, Menschen, die mir die Welt erklären als sei ich 5 Jahre alt. Allerdings ungefragt. Es gibt einen Begriff dafür – Mansplaining – und das, ich sags mal so, ist noch schlimmer als Menschen, die nicht selber denken und alles fragen. Oder vielleicht ist es auch nur ein anderes Level desselben Gefühls von totaler Genervtheit bei mir.
Ich muss mich wirklich sehr zusammenreißen, um diesen Menschen nicht direkt ins Gesicht zu hüpfen. Ich brauche keinen alten weißen Mann, der mich gönnerhaft darüber aufklärt, wie ich X oder Y zu tun habe. Als nette Empfehlung getarnt. Falls ich es noch nicht wusste.
Früher sind mir solche Menschen tatsächlich schon als hilfsbereit erschienen. Also, ich war so verunsichert, dass ich dachte, das sei schon richtig so. Mann dürfe mir in dieser Form helfen, schließlich bin ich ja selbst nicht gut genug, um es richtig zu machen.
Heute bekomme ich so eine diffuse Wut in den Bauch in solchen Situationen. Am liebsten würde ich laut losbrüllen. Dabei weiß ich natürlich, dass ich es besser ignoriere, weil, wenn ich anfange mich zu erklären, wird es auch nicht besser. Sonst werde ich noch zum Rechtfertigungsbär.
Aber – ich habe mir vorhin eine für mich total neue Reaktion auf diesen Vorfall überlegt! Ich habe beschlossen, über das Verhalten als Solches zu sprechen. Mit der Person. Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich ein Feedback für ihn habe und ihn gefragt, ob er das haben will.
Vermutlich mache ich mir vor Angst in die Hose, wenn der Herr das Feedback tatsächlich haben will. Weil, dann darf ich formulieren, was sein Verhalten bei mir auslöst. Und zwar so, dass ich gewaltfrei kommuniziere. Ein „du bist so“ wird nicht gehen. Es muss in Ruhe geschehen und ein „ich fühle mich“ beinhalten und ein „für die Zukunft wünsche ich mir … ist dir das möglich?“
Wie ich mich jetzt fühle? Ganz gut. Die Aufregung ist weg, weil ich den anderen Weg gegangen bin. Anstelle das Gegenüber schriftlich als Idioten zu bezeichnen, habe ich den Wunsch, ein Feedback zu geben, adressiert. Fühle mich quasi total erwachsen. Nicht impulsiv heulend oder fluchend oder schimpfend. Sondern ganz ruhig und nüchtern.
Dass dieser Mensch sein „ich erkläre dir die Welt“ ablegen wird, ist eher unwahrscheinlich. Er macht das schon lange. Aber vielleicht kann ich ihn ja sensibilisieren. Und falls nicht – nutze ich es als Übungsfläche für gewaltfreie Kommunikation und besseres Feedback-Geben.
So, und weils sonst niemand tut – ich feier mich dafür!
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