kleines Glück

Ich hab sie alle! Alle Tassen im Schrank und alle Kinder um mich! Besondere Momente, mitten in der Woche, zwischen die Arbeit gepackt. Mit ohne Anlass.

Heute haben wir einen Spieleabend gemacht, bei mir daheim. Teile der berufstätigen Kinder nehmen dafür einfachen Weg von über einer Stunde auf sich. Um mit uns in der Küche albern Essen vorzubereiten und viel zu spät in ein total absurdes, kooperatives Gesellschaftsspiel zu starten. Bei dem wir nur gewinnen können, wenn wir alle unseren Wahnsinn zur passenden Zeit ausspielen und auch mal gemeinsam die Klappe halten.

Meine fünf Kinder, gemeinsam am Tisch, spielend. Kreischend vor Lachen, verzweifelt, albern, genervt, alle Facetten von hier bis gegenüber mit dabei. Ein Bonuskind, die Partnerin meiner Tochter, ist mit dabei. Der Mini springt um den Tisch und ruft durchgehend irgendwas mit Ding und der Mittlere übernimmt die Führung im Kartenwerte abfragen.

Ich sitze an einer Ecke des Tisches und bin durchgehend damit beschäftigt, sie zu beobachten. Diese Wunder. Die alle in meinen Armen lagen. Die alle von mir gewickelt wurden. Die alle von mir die Fußnägel geschnitten bekommen haben. Denen ich allen die Nase geputzt habe. Die ich alle getröstet oder auch nicht getröstet habe, je nach Situation. Die in meinem Bett geschlafen haben, die von mir getragen wurden, die von mir zur Schule gebracht wurden, die von mir zum Sport gefahren wurden, denen ich abends Geschichten vorgelesen habe und mit denen ich beim Zahnarzt saß. Mit ihnen Allen, mit jedem zu seiner Zeit. Immer.

Unfassbar. Es ist mir selbst unbegreiflich, wie das gelingen konnte. Wie ich ihnen allen eine Mama sein konnte und kann. Wie ich mal mehr und mal weniger entspannt einfach nicht erzogen habe. Weil ich Erziehung für ein Konstrukt halte, wie Führung oder Konzern. Nicht meine Welt. Ich habe sie halt bekommen. Darüber nachgedacht habe ich nicht. Sie waren da und ich habe mit Begeisterung kitschig bunte schöne Kinderkleidung gekauft. Ich habe sie gefüttert, wenn sie hungrig waren, ich habe ihre Lieblingsgerichte gekocht und ab und an waren die sogar gesund. Ich habe sie eingecremt und darauf geachtet, dass sie ausreichend trinken. Ich habe sie geliebt und zugesehen, dass wir maximal angenehm miteinander leben können. So, dass hier niemand total wahnsinnig wird. So, dass wir uns gegenseitig unterstützen und uns halt lieb haben. So mit Respekt, wobei ich Respekt ein großes, fast schon schweres Wort halte. Mit Wertschätzung. Mit Freude. Mit Hilfsbereitschaft. Mit Humor. Mit Mut. Mit Quatsch und mit Soße. Mit Käse und Weintrauben. Mit Chips, so viel, bis alle satt sind und niemand mehr Chips sehen kann.

Mit Entspannung. Mit Spannung. Mit Anspannung. War alles dabei. Ist alles dabei.

Und der Dank für all diese Unüberlegtheiten meines Lebens? Lebt und ist wunderbar zu beobachten. Sie sind so unterschiedlich. Sie sind sich so ähnlich. Sie sagen nie, dass sie (in Teilen) ja “nur” halbe Geschwister sind. Sie sind immer ganz. Ich bewundere sie, alle, jede, jeden, für sein Sein. Alle streben in Richtung sozialer Berufe. Ein Richter. Eine Lehrerin. Ein Schüler mit Schwerpunkt Soziale Arbeit. Ein Auszubildender, der ins Handwerk geht. Ein Schüler, der in die 3. Klasse kommt.

Kleines Glück?

Verdammt, was ist hier klein? Nix! Weder die Chipstüten noch der Tisch im Wohnzimmer. Das hier, das ist groß! Ganz großes Kino! Ganz viel Gefühl, ganz viel Zukunft, ganz viel Vergangenheit und ganz viel Hier und Jetzt.

Ich mag mit niemand tauschen. Schon gleich gar nicht mit Hund und Katze. Ich höre so oft, Kinder, das ist mir zu anstrengend, das sehe ich bei mir nicht, dafür bin ich zu was-auch-immer. Leute. Wenn ich das hinbekomme, dann schafft ihr das gleich doppelt und dreifach! Es ist die einfachste Sache der Welt. Wie Laufen, Fahrradfahren oder Autofahren. Geht. Braucht bissi Übungen und dann funktioniert das auch im Schlaf.

Apropos Schlaf. Wäre an der Zeit. Gute Nacht. Bin glücklich, heute. Kleines Glück. Großes Glück. Größeres Glück als die eigenen Kinder, ich habe keine Ahnung, wo es das geben soll.

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