Ministeck und Malen nach Zahlen

Wie ist es denn zusammengesetzt, mein Mindset? Ministeck, Malen nach Zahlen oder eher freies Spiel mit Lego?

Ich gebe zu – ich habe total gern Ministeck gemacht als Kind. Da war auch genau vorgegeben, wohin mit welchem Stift. Total beruhigend. Nicht denken, nur machen. Ähnlich Malen mit Zahlen, was mich aber mehr frustriert hat als Ministeck – weil ich übergemalt habe und das gar nicht leiden kann! Auch beim Ausmalen bin ich eher sehr perfektionistisch veranlagt. Denkt man eventuell nicht, wenn man sich mein Gekritzel auf vielfachen Notizzetteln so anschaut 😉

Freies Spiel mit Lego? Keine Chance! Ich baue keine neuen Welten! Ich baue nach Anleitung, ähnlich wie Ministeck und Malen nach Zahlen. Ich find das super! Am Ende kommt ein tolles Etwas raus. Jedenfalls, wenn ich nicht übermale.

Sticken fand ich auch toll als Kind. Stickmuster nachsticken! Ganz großartig. Häkeln? Katastrophe! Selbst etwas gestalten? Katastrophe! Eigene Ideen aufmalen? Katastrophe!

Was habe ich gemalt, wenn ich malen musste? Meist eine Sonne, oben rechts, und unten ein Haus. Mit Tür. Und Fenstern. Spitzdach und ein Schornstein, aus dem immer Rauch kam. Je nach Bedarf noch eine Wiese mit einem Baum drauf. Ganz mutig wars, wenn noch ein Zaun davor war. So ein Jägerzaun. Das war mein Style! Manchmal gab es Wolken und noch seltener einen Vogel. Manchmal stand ein Strichmännchen auf der Wiese. Künstlerisch ganz weit vorn! Wenn ich Lego baue, ist das ähnlich. Meist wird es ein Haus. Ist irgendwie ganz nett, einfach ein paar Wände hochziehen.

Ich finds Mega, wenn andere so kreativ sind und ganze Welten entstehen lassen, mit Stiften oder Legosteinen, beim Häkeln oder Kneten. Beeindruckend! Mir will das weniger bis gegen null gelingen. Ich bin eher so – ganz und gar nicht handwerklich kreativ. Null. Ich liebe auch Backen genau deswegen. Rezept, abarbeiten, Kuchen, Ergebnis.

Erstaunlich, nur im Arbeiten will das nicht so gut klappen. Oder doch? Ich frage mich manchmal, ob ich heimlich jemand suche, der mir ganz genau sagt, was ich tun soll … und ich arbeite das dann einfach ab. So total entspannt und sicher. Wie beim Ministeck oder beim Lego. Und am Ende steht da ein cooles – Raumschiff? Und bringt mich ganz weit weg, also, so in ferne Galaxien oder so.

Tja. Vielleicht steckt mehr dahinter als mir bewusst ist? So gern ich auch Verantwortung übernehme und so oft ich tatsächlich erstaunlicherweise Ideen habe (interessanterweise kann ich zwar weder malen noch plastisch irgendwas bauen, dafür kann ich aber formulieren), so wenig will ich das alles dirigieren. Dirigieren ist nicht so meins.

Eher erste Geige spielen, aber dabei angeleitet werden. Vielleicht ist das so meins … wenn ich gerade so darüber nachdenke, ja, es läuft vermutlich darauf hinaus. Etwas kapriziös und anstrengend, durchaus gern im Mittelpunkt, die Noten sind aber vorgegeben, die spiele ich gern bis ins Detail aus – aber nicht ungeführt. Da steht jemand vor mir und uns als Orchester, der oder die das zu dirigieren vermag.

Es ist die Hölle, mich zu führen, habe ich mir sagen lassen. Und doch brauche ich Führung. Von mir aus darf gern jemand die Umrisse aufmalen und ich entscheide mich dann für die Farben? Wäre das okay? Das wäre ja auch eine Form der Mitgestaltung …

An guten Tagen denke ich, okay, ich habe Wachstumsschmerzen. Mein Setup im Mind verändert sich. Das tut es gerade. Ich habe noch mehr Verantwortung, juhu, das habe ich mir ja gewünscht. ….
Und dann stelle ich fest, Pustekuchen, was ich mir gewünscht habe, ist Ministeck, Lego oder Bügelperlen. Das habe ich mir gewünscht! Mit Schablone!

Das hat auch nichts mit wachsendem Mindset zu tun. Da will ich gar nicht hinwachsen. Ich will an der Basis bleiben. Ich will im operativen Umfeld bleiben. Ich will den Kontakt halten zum Hausmeister, der mir die Tür aufschließt – ich habe nicht umsonst gern in der Dienstleistung und als Eventmanager gearbeitet. Das ist meine Welt.
Das Design der Bühne und die Lichtshow dürfen Andere machen. Ich schaue nur, dass das Gewerk am Ende gut aussieht und niemand über den Rand gemalt hat. Weil, bisschen Perfektion darf schon sein!

Dafür, dass ich so ein wilder Geist bin, der ständig Dinge bewegen will und oft neue Ideen hat, ist das schon sehr amüsant, dass ich im Grunde gerne Ministeck mache. Nach Anleitung. Freies Spiel? Och. Muss nicht sein.

Verblüffend. Also, für mich jedenfalls. Vielleicht ist Ministeck und Co. eine gute Möglichkeit, meine Resilienz aufzutanken? Knete ist auch toll, aber da wird meist schon wieder die Erwartung laut und ruft – was denn das? Ein Elefant? Ein Haufen Scheiße? Eine Sonne? Wie, du kannst nur einen Ball? Was da los?

Nichts ist da los. Kreativität kann auch anders aussehen. Ich spiele halt nach Noten. Und lege ganz viel Gefühl in die Interpretation!

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