Stimmung im Wandel

Auf einen besseren Tag folgt ein schlechterer Tag. Daran merke ich meist, dass ich schief hänge. Ich kann normalerweise auch zwei oder drei Tage oder Wochen am Stück bessere Tage haben. Dieses “ein Tag oder ein Teil des Tages gut, und der nächste Tag ist schlecht” kenne ich aus der Depression…

Normalerweise erschöpft es mich nicht so sehr, am Vortag unterwegs gewesen zu sein und mit den Jungs zu shoppen. Zumal shoppen gestern echt Spaß gemacht hat und wir mit guten Ergebnissen überzeugen konnten. So wie die Fußballnationalmannschaft gestern auch. 5:1 im Eröffnungsspiel. Sehr cool! Ob die wohl heute auch müde sind? Und wenn ja, nur rein körperlich oder auch mental?

Bei mir ist es eine Mischung, vermute ich. Körperlich durfte ich kurz nach 7 Uhr aufstehen und bekam direkt die Fußballergebnisse unter die Nase gehalten. K5 übt momentan, was er prompten muss, um bei Google die passende Antwort zu seiner Frage zu finden. Wer hat das Spiel gewonnen? Das ist jedenfalls keine wirklich präzise Frage. Wer hat gestern gewonnen ist auch eine sehr offene Frage – was gewonnen? Wann ist gestern? Dennoch, Google wusste eine Antwort. Vermutlich haben sehr viele Menschen im Alter von 8 Jahren heute gegoogelt, wer gestern gewonnen hat. Google wusste, es kann sich nur um Fußball handeln. Schon auch verrückt …

Gegen 8 Uhr war ich dann auch unterwegs, Brötchen shoppen, fürs Frühstück. Da ist mir schon aufgefallen, dass ich körperlich einen verminderten Antrieb habe. Leichter Muskelkater vom Fitnessstudio gestern on Top.

Gegen 9:30 Uhr habe ich dann K5 beim Kindergeburtstag abgeliefert, um danach die restlichen Familieneinkäufe in den Supermärkten meines Vertrauens zu stemmen. Wir haben es kaum pünktlich geschafft zum Treffpunkt des Geburtstages. Ich bin danach nochmal heim, weil ich noch gar nicht fertig war mit meiner Einkaufsliste und Gedöns. Ich habe mich dann erstmal erschöpft aufs Sofa gesetzt und nichts getan. Aha.

Erschöpft von – was genau?

Ja, genau.

Einkaufen habe ich geschafft. Es ist sogar alles aus dem Auto aus und in der Wohnung in die jeweiligen Verstaubereiche eingeräumt. Stolz ich auf mich bin! Jetzt würde ich mich gern einfach hinlegen und nichts tun. Ich bin platt. Schon das Überlegen, was ich einkaufen will und muss, hat mich ordentlich herausgefordert. Ich habe dabei – das passt zur Situation – deutlich mehr gekauft, als wir brauchen. Wir sind kommende Woche nur zu zweit. K4 ist auf Klassenfahrt. Warum kaufe ich so viel zu Essen? Und für wen? K5 isst wie ein Spatz. Und ich? Na, ich esse für Fünf momentan. Daher diese Unmengen an Nahrung. Als würde demnächst jemand verhungern. Eventuell kaufe ich so viel ein, um mich selbst zu schützen? Sieh her, es ist genug da? Komm zur Ruhe, es gibt nichts zu befürchten?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, das Telefon hat eben geklingelt. K5 hat sich am Fuß verletzt und kommt früher heim vom Geburtstag. Ich muss ihn nicht holen, ein anderer Papa hat ihn mitgenommen. Ich darf mich also direkt gleich – kümmern. Allerdings nicht um mich selbst. Sondern um Aua am Fuß.

Ich bin noch unschlüssig, was das bedeuten wird. Eventuell einfach, dass wir uns aufs Sofa legen und der geplante Kinoabend ein Kinotag wird … Vielleicht lese ich vor, wobei ich mich dafür tatsächlich zu müde fühle. Vielleicht darf er auch mal am Handy Browl Stars spielen – der neue Hype (neu, sehr lustig, das war vor X Jahren schonmal total der Hype – und ist jetzt wieder da).

Ich weiß es noch nicht. Ich weiß nur, ich bin tatsächlich körperlich und mental müde und brauche eine Pause. Ob ich die vor dem Fernseher machen sollte, keine Ahnung. Aber vielleicht kann ich K5 davon überzeugen, sich ins Bett zu legen und auszuruhen, mit einem Hörspiel auf den Ohren. Das wäre nice. Dann würde ich das ebenfalls tun. Schlafen. Ruhen. Kraft tanken. Kraft dafür, sich zu kümmern. Um mich selbst. Ums Kind. Um die Einkäufe. Darum, dass wir nicht verhungern. Was in keinem Fall passieren wird.

Und jetzt stecke ich mir einen Bleistift quer in den Mund. Damit ich lächele. Es wäre schön, für den kleinen Mann mit dem Aua am Fuß, wenn er gleich heim kommt und ich lächele. Ein wenig Zuversicht für verletzte Füße und verletzte Kinder. Und hoffentlich kein Bedarf daran, ins Krankenhaus weiter zu fahren …

Vorher setze ich mich noch ein paar Minuten in die Sonne und nehme Vitamin-D-Tropfen. Das tut der Psyche gut. Ruhen tut der Psyche auch gut. Vielleicht tut ihr auch einfach entspannt das Fußballspiel von gestern im Fernsehen schauen gut. Wir werden sehen. Ich fühl mich jetzt nicht total verzweifelt oder so – nur halt – müde.

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