3. Aufbautag im Januar

Erster Schultag nach den Ferien. Aufstehen um 6:00 Uhr morgens. Draußen ist es heller als gewöhnlich, da schimmert Schnee durchs Fenster. Der erste Schnee des Jahres! Ich hätte wetten können, dass das K5 motiviert, fröhlich aufzustehen. Leider war dem nicht so. Er wäre lieber liegengeblieben. Er war s e h r müde.

Natürlich war er dennoch pünktlich um 8:00 Uhr in der Schule und wir sind vorher noch schön durch den Schnee gestapft, durch den Park. Sein Schulweg ist gegen Ende durchaus malerisch schön. Allerdings ist dabei zu beobachten, dass ihm das selbst kaum noch auffällt. Wer denselben Weg jeden Tag geht, der muss schon genau hinsehen, um sich verzaubern lassen zu können. Es ist dann so selbstverständlich!

Alltagsverzauberung

Ich denke ja oft, wie großartig es wohl sein muss, an einem herausragenden Fleckchen Erde zu leben. Also, vis a vis vom Eifelturm, direkt am Strand, auf einer Almhütte, in einer Windmühle in den Niederlanden, gegenüber von meinem Lieblingscafé in Delft, was weiß ich. Und dann denke ich weiter, vermutlich ist dann das, wo die Touristen die Kamera heben und sich kaum einkriegen vor “Wow”, “Awesome” und “Wie schön”! für einen selbst halt Alltag und weniger spektakulär.


Ich bin mir dabei sicher, wir alle haben in unserem Alltag Wege, die wir täglich gehen und kaum noch bewusst wahrnehmen – und denen es ein Geschenk wäre, sie jeden Tag bewusster zu gehen. Die wirkliche Schönheit steckt im Alltag, im Detail, in der Wiederholung. Nur dann sehen wir, wie eine Knospe langsam wächst, zur Blüte wird und wieder verblüht. Auch das ist wunderschön!

Eine Präsentation zum Abschluß

Zurück daheim nach einem kleinen Spaziergang startete das Projekt “Abschlußpräsentation” in seine letzte, heiße Phase. K4 hatte seine Prüfung am späten Nachmittag. Ausreichend Zeit also, um die Präsentation noch mehrere Male zu üben. Ich habe in jeder Pause zwischen Meetings die Zeit genutzt und mich hingesetzt und zugehört. Was war er aufgeregt!

Was konnte ich das so gut nachfühlen! Die erste Präsentation meines Lebens habe ich Anfang 2021 gehalten, im Rahmen meiner Weiterbildung. Ich hatte bis dahin noch nie einen Vortrag oder eine Präsentation vorbereitet, geschweige denn, gehalten. Die Kinder heute üben ja zumindest das Präsentieren schon früh in der Schule. Wir, damals? Daran kann ich mich zumindest nicht erinnern …

Für mich war das ein besonderer Moment, dieses Präsentieren meiner Gedanken vor Menschen. Sprechend. Also, hier, schreiben, und dann liest das jemand, das fällt mir deutlich leichter. Noch heute stehe ich ungern vor Menschen, es macht mich nervös. Zumindest in Online-Meetings kann ich das inzwischen gut, und auch in Präsenz werde ich besser. Dennoch, für einen Stand-Up-Talk werde ich wohl niemals aufstehen und auf die Bühne gehen. Die Sorge dahinter? Mein Wissen könne nicht ausreichend sein. Schlimmer noch, es könne jemand bemerken, dass ich gar kein Wissen habe … Ja, diese Gedanken sind unterbewusst da. Sie sind sicherlich wenig hilfreich, aber noch haben sie aufregend viel Macht.

Trotz aller Übung fällt K4 das Präsentieren vor Menschen ebenfalls sehr schwer. Er ist vom Typ her schüchtern und sucht nicht die Bühne – im Gegensatz zu mir, die ich die Bühne ebenso anziehend verlockend wie verunsichernd erschreckend finde. Er findet Bühnen einfach nur verunsichernd erschreckend.
Ihm blieb aber nicht viel – auch er musste diesen Teil seiner Realschulprüfung ablegen. Und heute hat er final nochmal Gas gegeben. Karteikarten ergänzt oder neu geschrieben. Einzelne Textpassagen immer und immer wieder wiederholt. Und ich war einmal mehr dankbar, dass ich so flexibel arbeiten kann. Obwohl ich eine Kollegin in einem Meeting vertreten habe und dafür auch zwei Minuten umdenken musste, konnte ich von daheim arbeiten und meinen Sohn parallel unterstützen.

Um 15 Uhr kam der erlösende Anruf, mitsamt der erreichten Note. Bestanden! Ich weiß gar nicht, wer mehr durch die Gegend gehüpft ist, er oder ich? Ich erinnere noch, wie sehr es mich angestrengt hat, im Dezember, als er den schriftlichen Part für diese Prüfung abgeben musste … Und jetzt, jetzt war es (für mich) vergleichsweise einfach. Ich war entspannter. Habe ihn machen lassen. War dennoch für ihn da. Habe ihn den Text lesen lassen, immer und immer wieder. Habe Hinweise gegeben, war aber auch zufrieden, wenn er sie nicht umsetzen wollte. Es ist seine Arbeit. Nicht meine. Und mit seiner Arbeit hat er bestanden. Pures Glücksgefühl – auch bei mir!

Als er nach der Prüfung heim kam, hat er sich sehr gefreut, mich zu sehen, inklusive ganz fest in den Arm nehmen. Er hat sich aus vollem Herzen bedankt dafür, dass ich ihm geholfen und ihn unterstützt habe. Das war so schön! So einen schönen, ehrlichen Dank habe ich schon lange nicht mehr bekommen. Das war der allerschönste Lohn! Und mit Abstand das Schönste des heutigen Tages! Jetzt können wir kurz durchatmen, der schwierigste Part dieser ersten, wichtigen Prüfung seines Lebens ist erledigt. Aus den Augenwinkeln meine ich, wahrgenommen zu haben, dass er heute 2cm gewachsen ist. Minimum!

Wiegen, messen, kochen

Ich bin auch gewachsen! Wobei, mein Bauchumfang steht immer noch bei 90cm. Dafür ist das Gewicht hoch auf 68,0 Kilo. Das ist vielleicht etwas schneller gegangen wegen Schweinelende. Vielleicht aber auch nicht. Das “endgültige” Nachfastengewicht sehe ich am Samstag. Das ist dann das Gewicht, dass zu halten möglich ist.

Beim Essen war ich heute weniger kreativ –

  • zum Frühstück bin ich bei Joghurt mit Honig und Mandelmuß, Leinsamen, Bananen und Weintrauben geblieben
  • außerdem weiterhin ein Tee – ich trinke bewusst noch keinen Kaffee, auch wenn meine Verdauung sagt, dass das eine gute Idee sei
  • das Mittagessen war der Aufregung um die Präsentation geschuldet – mein Sohn hatte keinen Hunger und ich
  • habe ein halbes Brötchen mit Magerquark und Honig gegessen
  • das war ausreichend bis Abends, so dass ich ohne Zwischenmahlzeiten durch den Tag gekommen bin
  • Abends gab es einen Blattsalat mit ein paar Oliven, etwas Thunfisch und Hähnchenbrust, dazu zwei Toastbrot

Jetzt könnt ihr sagen, schon wieder Fleisch? Und ich könnte antworten, ja, stimmt. Ich schlage immer noch bei Fleisch an. Es ruft quasi weiterhin nach mir. Und ich denke, es ist schlau, auf so einen eindeutigen Ruf zu reagieren. Bisher klappt das gut und fühlt sich auch passend an. Der Ruf wird derweil auch leiser. Wie das halt ist, wenn Bedürfnisse erkannt und befriedigt werden. Im Normalfall werden sie kleiner und rufen leiser (und mitunter vergessen wir diese Bedürfnisse dann, weil sie so leise sind, weshalb sie wieder lauter werden müssen – ).

Bei Bedürfnissen, die sich gefühlt gar nicht stillen lassen, egal wie viel Input kommt – wenn es sich so verhält, kann ich aus meiner Erfahrung heraus sagen, ist es kein normales Bedürfnis mehr. Das ist ein Zeichen dafür, zumindest bei mir, genauer hinzuschauen. Da weint die Psyche und sucht sich einen Weg in die Sichtbarkeit. Erlebt habe ich das schon. Nie zufrieden zu sein, nie satt zu sein, es ist ein sehr ermüdendes, trauriges Gefühl.

Satt und zufrieden

Das sind zwei Gefühle, die ich öfter mit am Abendessenstisch sitzen haben möchte. Satt und zufrieden. Für die Beiden decke ich gerne noch einen Extrateller 😉

Heute bin ich es! Und heute auch mit Nachwirkungen, quasi der Nachtisch: Glücklich! Heiter beschwingt! Voller Energie! Es hat sich auf allen Ebenen ausgewirkt, eine Leichtigkeit im Arbeiten, mit den Kindern, bis in den Abend.

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