4. Fastentag im Oktober

Mein heutiges Highlight – einmal schallend lachen im Schwimmbad!

Ich bin ja nicht dafür bekannt, besonders gerne schwimmen zu gehen. Tatsächlich meide ich Schwimmbäder und Badeanstalten, sie stressen mich. Eventuell aus zwei Gründen:
1. Ich fühle mich in Badeklamotten, als würde ich in schlecht sitzender Unterwäsche herumlaufen und jeder kann mich dabei sehen.
2. Ich bin unbeweglich im Wasser, sprich, ich kann mich gerade so über Wasser halten und fühle mich unwohl.

Umkleidekabinen und Duschen machen mich meist auch nicht fröhlicher, es ist eng, meist zu voll, überall nass, man rutscht auch mit Badelatschen schnell aus und es ist laut. Menschen, viele.

Interessanterweise gehe ich sehr gerne in die Sauna, und hier bevorzugt in “meine” Sauna. Da fühle ich mich pudelwohl. Eventuell liegt es daran, dass ich keine schlecht sitzende Unterwäsche trage, sondern nackt bin. Und dass ich gar nicht zum schwimmen hingehe, sondern zum saunieren. Das scheint einfacher zu sein für mich. Auch scheint es einfacher zu sein für mich, mich nackt zu zeigen. Obwohl da auch das ein oder andere schlecht sitzt. Ein Busen ist größer als der andere und beide zeigen nicht mit den Brustwarzen gen Himmel. Mein Bauch hat Dellen. Mein Hintern auch. Ganz normal, also. Und dennoch fühle ich mich in der Sauna wohler. Vielleicht – weil das Synthetikzeug der Badesachen nicht an mir klebt? Ich mag dieses nasse Gefühl auf der Haut nicht. Da bin ich lieber direkt nackt.

Tja, und schwimmen. Schwimmen ist ja auch nicht so meins. Und genau deshalb habe ich mir ja vorgenommen, das zu ändern. Und endlich wirklich schwimmen zu lernen. Damit ich beim nächsten Atlantik-Urlaub nicht wieder halb ertrinke … Wirklich schwimmen können hilft halt auch mit den Kindern. Am See. Es gibt mehr Vertrauen in mich selbst. Hoffe ich jedenfalls.

Heute hat das Schwimmtraining mit meiner Freundin angefangen. Ich hätte es fast abgesagt, weil, 4. Tag fasten und ob ich das körperlich wohl schaffe? Dann war es die beste Idee des Tages und auch das größte Glück des Tages. Natürlich neben den Werten auf der Waage, die mit 70,6 Kilo bei 94cm Bauch erfreut haben. Hier ist aber die Freude nur verhalten, weil ich das Gewicht auch schon eine längere Zeit hatte … aber lassen wir das. Gerade fühlt es sich ganz neu und leicht und wunderbar an. Dass es vermutlich nur vorübergehend ist, blende ich gerade aus. Ein echtes Hoch und eine gefühlte Überlegenheit, dem Essen im allgemeinen gegenüber, fühle ich bis dato nicht. Vielleicht kommt das morgen, an Tag 5. Die große Unabhängigkeit. Heute abend ist es eher so, dass ich neidisch auf das Essen anderer schaue… Ich würde sehr gerne essen! Ich habe mental Hunger!

Aber zurück zum Schwimmen mit meiner Freundin. Heute morgen, first time. Wir haben uns erstmal warm gemacht, sie mit schwimmen und ich mit meinen Aqua-Jogging-Füsslingen. Ich bin also tapfer durchs Wasser gelaufen. Das lief auch ganz gut soweit. Dann gings weiter – zum schwimmen. Das Ziel lautet, Larissa lernt Kraulschwimmen. Das erste Hindernis daran lautet, Larissa hat keine Lust, den Kopf ins Wasser zu stecken.

Ich habe gerne meinen Kopf über Wasser. Möglichst in allen Situationen, nicht nur beim Schwimmen. Wasser im Gesicht macht mich total nervös, ich atme hektisch, der Puls geht hoch. Ich erinnere, dass das als Kind anders war. Ich habe lange und viel mit Freunden getaucht und Quatsch gemacht im und unter Wasser. Wann es sich geändert hat, das kann ich gerade nicht erinnern. Vielleicht war es tatsächlich das Erlebnis im Atlantik, dass mich hat ängstlich werden lassen. Wasser im Gesicht fühlt sich grauenvoll an bei mir. Und genau diesem Grauen muss ich mich stellen, wenn ich “richtig” schwimmen will.

Heute habe ich mich am Schwimmbrett festgehalten, den Beinschlag geübt fürs Kraulen und parallel das Atmen geübt. Einatmen, unter Wasser ausatmen, wieder hoch fürs Einatmen, unter Wasser ausatmen, dabei nach Möglichkeit NICHT unter Wasser Einatmen … Damit mir NICHT Wasser in die Nase fließt. Eklig, das!

Ja, und worüber habe ich nun schallend gelacht? Über mich selbst! Zappelnd, im Wasser, prustend wie ein Elefant, hektisch und anstrengt. Ich musste einfach lachen! Wie ein Kind im Schwimmkurs. Vielleicht mache ich auch noch mein Seepferdchen! Einfach so, weil es wichtig ist! Mal sehen 😉
Erstmal fällt mir schon schwer genug, Vertrauen in die Schwimmbrille aufzubauen. Vertrauen darauf, dass mir kein Wasser in die Augen kommen wird. Wasser in die Augen ist das Hauptproblem. Wasser in die Nase, das war nur eine Form von Panik. Neben mir im übrigen meine Freundin, eine Rettungsschwimmerin. Ich werde also in keinem Fall vor lauter Panik ertrinken. Völlig ausgeschlossen.

Dennoch. Das Atmen. Ein- und Aus. Über Wasser, im Wasser. Boar! Höchst Herausforderung! Und dabei auch – witzig. Mir selbst dabei zuzusehen, mich selbst dabei zu spüren. Es war ganz freies Lachen, keines, um meine Angst zu verwischen. Es war einfach eine witzige Situation mit mir selbst, mit meiner Freundin, im Wasser, im Schwimmbecken. Schön war das! Ganz herrlich! Ich glaube, ich bin auf einem guten Weg und das mit dem Schwimmen … könnte eine gute Idee für mich sein. Mein Beinschlag ist übrigens laut meiner Schwimmlehrerin schon sehr gut. Ich zappele nicht mit meinen Knien irgendwie herum, sondern bewege über Hüfte und Oberschenkel. Na, wenigstens einen Part kann ich schon ganz gut!

Das Atmen ging dann gegen Ende auch besser und nächste Woche atmen wir einfach weiter im Wasser. Und vielleicht werde ich dabei eine Wasserratte, wir werden sehen. Heute jedenfalls hat es mich maximal aktiviert, ich war fröhlich und leicht danach. Keine Spur von Kreislaufproblemen oder sonstigen Einschränkungen. Den Rest des Tages habe ich gearbeitet – ziemlich unter Vollspead, es war wirklich sehr viel zu tun. Und gegen Ende des Tages bin ich nur müde und ein wenig hungrig. Da ist auch Grumpel in meinem Magen – daher auch der pyhsisch wahrnehmbare Hunger. Das bedeutet, morgen früh gibt es einen Einlauf. Danach ist dann wieder Ruhe im Darm. Und wo nichts im Darm ist, signalisiert der Körper auch keinen Hunger.

Vielleicht ist es auch ein psychischer Hunger, der den physischen Hunger auslöst. Das kann ich schwer einschätzen. Vielleicht arbeitet noch weit mehr als nur mein Darm. Tag 4 ist spätestens der Tag, an dem der Körper auf Autophogie umstellt und fleißig abbaut. Also, Fett. Und, beim Schwimmen, Angst. Angst, die wirklich meinen Puls beeinflusst. Der geht hoch. Und zwar massiv. Sobald ich unter Wasser gehe. Ob beides miteinander spricht und Körper und Seele gerade arbeiten? Klingt eventuell etwas merkwürdig. Ich lasse es mal so stehen.

Arbeiten war anstrengend, es hat sich nur in den drei Tagen frei etliches angesammelt an Themen, ich hatte viele Termine mit Kolleginnen, ich arbeite weiterhin parallel an unterschiedlichen Themen und sogar mir wird es langsam etwas flau im Magen. Weil es viel ist und vieles davon schnell gehen darf. Auch das könnte unterbewusst zu Hunger geführt haben. Ich bin froh, dass ich morgen noch einen Tag frei habe und dann mit den Kindern ins Wochenende gehe. K4 ist seit heute Abend schon wieder zurück und K5 wird morgen früh vom Vater heim gebracht. Wir haben dann noch einen gemeinsamen Ferientag und das gemeinsame Wochenende. Und ich werde irgendwann, voraussichtlich Sonntag, eventuell aber auch am Samstag, wieder anfangen, zu essen.

Was ich nicht will, ist – mit Essen meine Ängste oder Überforderungen überspielen. Beides ist vorhanden. Auch ich habe Ängste, die sogar körperlich spürbar sind. Auch Überforderungen kenne ich. Und mit beidem will ich wachsamer sein. Daher – faste ich weiter. Es bringt mich in vielfältiger Weise zu mir selbst und öffnet immer weitere Türen. Ich weiß, dass darin auch Wiederholungen liegen. Bis ich wirklich Dinge in meinem Fühlen, Denken und Handeln verändere, das braucht nunmal. Zeit.

Jetzt ist erstmal Tag 4 vorbei. Ich habe einmal herzhaft gelacht – im Schwimmbad. Wie schade, dass ich nur einmal gelacht habe. Ich hoffe, morgen werde ich leichter.

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