Und alle spielen ihr Spiel so gut wie es eben geht. Welche Rolle spiele ich in diesem Spiel? Und was hat sich verändert?
Der Spielaufbau erscheint identisch. Eine Mama, fünf Kinder, mit einem Kind auf Kur, Vollzeit berufstätig, 75 Kilo schwer. Last year, this year, same. Ich habe extra wieder zugenommen, um die Ausgangssituation möglichst authentisch nachzustellen 😂
Und doch fühle ich mich gänzlich anders. War ich letztes Jahr Spielball, so bin ich heute Spielmacherin auf dem Spielfeld. Für mich selbst. Und für die, die mitspielen.
Mir fallen krasse Unterschiede auf zu letztem Jahr. Da ist zum einen meine Ordnung. Ich räume erst das Zimmer auf, bevor ich etwas anderes tue… Und ich putze abends direkt die Zähne, wenn K5 ins Bett geht. Zum einen esse ich dann sehr wahrscheinlich nichts mehr und zum anderen habe ich keine Müdigkeitsausrede mehr, später. Es ist erledigt. Ich kann voll erledigt ins Bett gehen.
Schlafen ist auch besser, ich gewöhne mich schneller an die harte Matratze. Mein Rücken jaunert nicht so schlimm wie letztes Jahr. Das ist ein gutes Zeichen, darauf kann ich weitere Muskulatur aufbauen 🤗
Letztes Jahr hat mich das „Einzelkind“ Thema sehr angestrengt. Mein Sohn spielt das auch dieses Jahr aus, und es stresst mich weniger. Entweder, ich bin aus letztem Jahr schon vorbereitet und kann es deshalb besser annehmen. Oder, ich bin im Grunde und tief im Inneren ausgeglichener und stärker. Beides ist möglich, und vielleicht ist es auch beides. Ohne die innere Ruhe hätte ich allerdings trotz des Wissens meine Probleme. Ich brauche den Zipfel Ausgeglichenheit, um meinem Sohn in dieser Situation einen guten Raum zu bieten. Mit Spaß, Spiel und Verständnis. Ich weiß auch, ab Anfang nächster Woche lässt das nach und er groovt sich ganz auf seine neuen Freunde ein.
Neue Freunde hat er auch schon gefunden. Er hat ein sehr freundliches Wesen, andere Menschen mögen ihn in der Regel. Sicherlich hat er seine Eigenheiten, die haben wir ja alle. Dennoch, er hat schon bei Geburt etwas Verbindendes mitgebracht, und das bewahrt er. Eine wunderbare Gabe, neben dem schauspielerischen, das er auch mitbringt.
Ein Spielkind, das auch beginnt, die Regeln zu testen. Zu schummeln, in konkreten Fällen. Es ist immer auch ein Test, dahingehend, wie wach ich bin. Nehme ich das wahr? Lasse ich es durchgehen, weil ich eventuell zu müde bin? Oder kann ich es witzig und leicht und ohne Vorwurf entschummeln?
Bei K1 und K2 habe ich oft gesagt, spielen? Das ist eine Erziehungsmaßnahme 🤣🤣🤣
Er-ziehen. Ich bin ja eher für Be-gleiten. Ich bin Vorbild. Sie sind Abbild 😉 Oder auch, Sammelbild. Oder, Sammelsurium. In jedem Fall ist es Tatsache, das mein Verhalten sie prägt. Diese Herausforderung, ein Vorbild zu sein, hat mich in der Depression völlig überfordert. Ich war nicht fröhlich, nicht geduldig und habe destruktives Verhalten gezeigt. Es war schwer, alles. Ein Spiel auf Leben und Tod. Ich habe gewonnen!
Gerade K5, der so nah dran war an meiner Krankheit, der noch so klein war und so abhängig, gerade er zeigt ein hohes Maß an Resilienz. Ich könnte nicht dankbarer dafür sein! K3 und K4 sind weniger resilient und haben mehr mit dieser Situation zu kämpfen gehabt. Ähnlich wie ich, werden auch sie jetzt erst wieder aktive Mitspieler. Davor waren sie irgendwie bewegliche Bauern, die sich oft selbst aus dem Spiel geworfen haben. Und ich konnte ihnen nicht helfen, stand ich doch oft selbst am Spielrand…
Letztes Jahr hingen wir noch in der Schwebe. K3 und ich, wir hatten massiv Probleme miteinander, ich hatte massiv Probleme mit mir, alle Kraft lief in einen Job, der mich zum Frühstück schon verspeist hatte, und das jeden Tag. Es war anstrengend.
Heute ist es leicht. 2022 war Zeit für Trennung und für Mut. Auf Kur aber war es noch in der Schwebe. Es war noch nicht klar, dass K3 zum Vater zieht und damit sich und seinen Brüdern eine Entlastung schenkt. Es war auch noch nicht klar, dass ich den Job wechsle. Ich wusste auch nicht, was ich denn kann. Oder will. Oder bin. Es war ein Wimmelbuch der Unmöglichkeiten.
Heute habe ich dieses Spiel ausgespielt. Ich bin offen für – neue Spiele – ich fühle mich so klar und so bei mir wie selten zuvor. Ich bin gelassener, weil ich weiß, was ich will. Unfassbar, was Klarheit bewirken kann. Ich lasse in Zukunft die Finger von Mischgetränken und bleibe bei klaren Flüssigkeiten. Wasser und Schnaps 😂😂😂
Diese Klarheit und die Ruhe, die ich spüre, scheine ich auch auszustrahlen. Eines meiner besonderen Talente, das mich jetzt zum Spielführer macht, ist: Menschen erzählen mir. Was wirklich los ist. Von der Oberfläche direkt auf den Kern. Und oft denke ich, wow, wer hätte das gedacht. Und oft lade ich Menschen dazu ein, weil ich selbst die Verbindung zum Kern halte und darüber spreche. Meine Offenheit lädt Menschen ein.
Neu in diesem Spiel sind zwei Dinge:
- Ich kann zuhören und die passenden Fragen stellen
- Ich bleibe in meiner Energie
Noch letztes Jahr ging es ständig um mich und ich hatte den größten Redeanteil. Meine Verzweiflung war greifbar und der Schwebezustand war eine Katastrophe. Für mich. Zuhören konnte ich nur schlecht. Mich abgrenzen auch. Ich habe oft die Energie anderer Menschen angenommen, oft auch im Wechselspiel.
Heute beobachte ich, allein beim Frühstück erzählen mir zwei noch fremde Mütter von dem, was wirklich los ist. Hinter der Fassade. Und ich kann zuhören, nicken, bestärken. Ein Beispiel aus meinem Leben geben, das den Aufbau der Verbindung unterstützt. Und dann sein lassen.
Ich fühle mich – wunderbar. Die gleiche Frau wie vor einem Jahr. Eine ganz andere Frau wie vor einem Jahr. Jetzt möchte ich lernen, das geschenkte Vertrauen mit Liebe zu erwidern. Ich bin im nächsten Level angekommen! Auch in diesem Level gibt es viel zu lernen, über mich. Und alles, was ich lerne, ist auch für meine Kinder und für die Menschen, denen ich eine Inspiration sein kann.
Eine schönere Motivation kann ich mir kaum vorstellen!
Let’s play! Serious!
Schreibe einen Kommentar