Berufungen

Was ich gerne werde wollte! Ich habe vorhin eine nette Anregung auf Linkedin gelesen, in der es darum ging, was wir denn werden wollen würden, wenn wir nochmal leben. Welche Berufe uns begeistern würden. Spontan habe ich gleich zwei davon rausgehauen:

Hebamme und Pianistin

Die kamen vorhin so verbeigeschwebt, diese beiden Berufungen, denen ich nicht nachgegangen bin. Pianistin. Ob ich talentiert genug gewesen wäre? Ich glaube, ja. Hebamme. Dafür bin ich talentiert genug. Ich liebe liebe liebe Babys und werdenden Eltern die Unterstützung zu geben, um in Sicherheit und Zuvertrauen ihr Kind auf die Welt zu bringen, ist ein Traum – Hach! Mehr “irgendwas mit Menschen” geht ja gar nicht! Mehr Wunder gibt es nicht auf der Welt, als das Wunder der Geburt. Und die Unsicherheiten, Fragen, Sorgen, die damit einhergehen, sind vielfältig. Hier helfen zu können, damit starke und zuversichtliche Bande wachsen in Familien, das ist ein tolles Bild!

Berufungen meiner Kindheit

Zurückdenkend begegnet mir der Wunsch, eine Hebamme oder eine Pianistin zu werden, erstmal nicht. Weil, diese Wünsche kamen erst später. Mein erster echter Berufswunsch, den ich erinnere, ist ein Anderer. Geprägt von Büchern und Filmen, aber auch geprägt davon, dass ich sehr neugierig bin und Abenteuer großartig finde …

  • Detektivin
  • Abenteurerin
  • Pilotin
  • Stuntgirl
  • Fotografin
  • Reiseverkehrskauffrau
  • Journalistin
  • Riggerin
  • Truckerin
  • Technische Veranstaltungsleitung
  • Vampirjägerin

und was daraus geworden ist …

Tatsächlich habe ich in keiner dieser Rollen jemals gearbeitet. Wie schade! Es wäre sicherlich spannend gewesen! Tatsächlich gearbeitet habe ich in ganz anderen Rollen, und auch die waren im Wesentlichen vor allem eines – nie gleich, nie langweilig …

  • Verkäuferin beim Bäcker
  • Putzfrau
  • Küchenhilfe im Café
  • Stagehand Catering
  • Stagehand Technik
  • Verkäuferin im Ticketshop (Eintrittskarten für Konzerte)

Meine Eintrittskarte ins Berufsleben

Der Aushilfsjob als Verkäuferin in einem Ticketshop – das war meine Eintrittskarte in mein Berufsleben. Eine Ausbildung habe ich nie gemacht. Studiert habe ich auch nicht. Die Schule habe ich so lala abgebrochen, im ersten Halbjahr der 13. Klasse. Damit habe ich schulisch die Fachhochschulereife erlangt. Ein Praktikum kann ich auch vorlegen, falls ich doch noch studieren will …

Wollte ich damals aber gar nicht. Wobei, den Technischen Veranstaltungsleiter hätte ich studieren können, den Studiengang gabs in Berlin und angesehen hatte ich mir das. Dann aber kam ein Unfall mit einem Trümmerbruch des linken Oberarms, der eine Lähmung des linken Armes mit sich zog, und all die technischen und körperlich anstrengenden Berufswünsche waren direkt geplatzt. Damals kam der Aushilfsjob im Ticketshop um die Ecke, und mit ihm die erste Festanstellung in einer Konzertagentur. Als Mädchen fürs Ticket.

Ich habe viele Hardtickets gezählt – es gab zwar schon CTS Eventim, aber es war noch am Anfang. Die nächsten Jahre gab es auch immer noch viele Konzertkarten, die ganz manuell gedruckt und ausgeliefert wurden. Ich habe sie gezählt, Lieferscheine geschrieben, für den Versand vorbereitet oder selbst ausgeliefert. Abgerechnet mit den Vorverkaufsstellen habe ich natürlich auch. Alles in Listen eingetragen, vorbereitet und mit auf die Veranstaltung genommen. Da wurden wieder Tickets gezählt und anhand des Bestelllieferscheins verglichen –

Drumherum kam Werbung dazu, meine ersten Schritte im Marketing bin ich gegangen mit Plakaten und Flyern.

Und wie das so ist, in kleineren Unternehmen, irgendwann macht man irgendwie alles 😉

Berufliche Aufgaben

Mal von unterschiedlichen Arbeitgebern abgesehen, habe ich auch ganz unterschiedliche Dinge getan. Dass ich eine Scannerpersönlichkeit bin, hat mir das im Grunde ermöglicht – ohne dass ich Suchen musste oder in Zweifel kam, hatte ich gefunden, was gut zu mir passte. Meine erste Sinnkrise hatte ich erst, als die Veranstaltungszeit mit Anfang 40 vorbei war – bis dahin habe ich unter anderem all diese Dinge hier getan:

  • Verkauf
  • Abendkassenbetreuung
  • Kostenplanung und Abrechnung von Konzerten
  • Plakat- und Flyergestaltung
  • Anzeigenwerbung
  • Produktionsleitung örtlich
  • Kassenleitung auf Tour
  • Teamleitung
  • vorbereitende Buchhaltung
  • Content-Management für ein Online-Ticketing-Portal samt
  • Newsletter schreiben
  • Content für Website erstellen
  • Warenbestand für Website pflegen
  • Mitarbeiter pflegen
  • Kundenservice
  • Problemkundenservice
  • Neukundenakquise (Veranstalter)
  • Bestandskundenpflege (Veranstalter)
  • Marktingpakete für Kunden auf- und umsetzen
  • Abendkassenbetreuung
  • Veranstaltungen anlegen und pflegen im Ticketsystem
  • Kontakte halten, knüpfen, pflegen …

Und das sind nur ein paar der Tätigkeiten aus der Welt, in der ich gespielt habe, bevor ich 43 Jahre alt wurde und eine Spielpause auf der Depressionsbank halten musste. Tatsächlich habe ich viele Dinge getan, die ich einfach so konnte und die mir Spaß gemacht haben. Der Job allein hat mich nicht an die Wand fahren lassen. Es waren zusätzlich noch andere Dinge am Werk – vor allem meine Beziehung zwischen 30 und 40 hat mich nachhaltig herausgefordert. Diese Herausforderung konnte ich nicht annehmen, sie hat mich erduldend krank gemacht. Darum geht es aber ja gerade nicht, daher –

Stoppen wir einfach hier. Ich mag mal ein paar Blicke zurück werfen, auf das, was ich alles gemacht habe und was ich tatsächlich gerne tue, und wenn ich es zusammenfasse, dann – ist es immer was mit Menschen! Sogar, wenn ich Veranstaltungen angelegt und Freikarten ausgedruckt habe. Es ging immer um Menschen. Meine schönste Begabung ist Mensch sein. Und Menschen begeistern, Menschen ein Lächeln schenken. Ich habe in jeder meiner Funktionen psychologische Sicherheit für die Menschen um mich aufgebaut. Nur für mich habe ich das eine Zeitlang vergessen –

Heute kann ich das wieder. Das mit der psychologischen Sicherheit. Für mich selbst, für Andere. Manchmal hake ich noch bei mir selbst und frage mich, ob ich wirklich meine Zähne putzen will. Obwohl mein Sohn nicht da ist. Und dann putze ich sie halt. Die Frage stellt sich ja auch gar nicht wirklich 😉

Ich habe voll Lust, mir mal die einzelnen Berufswünsche anzuschauen, die ich als junger Mensch hatte. Es sind natürlich auch zwischendrin immer mal Berufswünsche dagewesen. Allerdings leiser. Hebamme bin ich wie gesagt nicht geworden. Ich hatte dann Kinder, keinen Mann und die Ausbildung hätte ich niemals bezahlen können. Ich musste dann schon auch weiter Geld verdienen.

Jedenfalls – spannend. Spannend auch, wie sich das verändert hat, nachdem ich eine Weile auf der Depressionsbank saß. Heute spiele ich wieder mit, und ich spiele nochmal deutlicher meine Stärken aus. Das mit dem “irgendwas mit Menschen” … und das macht mir Freude! Ich kann gute Kunden- und Mitarbeiterbeziehungen pflegen und hegen. Ich bin sozialer Kleber. Ich schaffe Verbindungen. Ich bin stolz darauf. Meine Neugierde, die ich als Kind schon hatte und die mich Detektivin hat werden lassen wollen, hilft mir dabei. Ich bin immer neugierig, auf alle Menschen und deren Geschichten. Ich mag verstehen und fühlen.

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