ehrlich

Ehrlichkeit – ist mir so wichtig, dass ich nicht mehr im Vertrieb und auch nicht im Marketing arbeiten möchte. Nach Jahren des schöne Worte finden für schöne Produkte bin ich dessen müde geworden. Es fühlt sich unehrlich für mich an. Ich weiß, verkaufen ist wichtig. Ohne Verkaufen läuft nichts, nirgends. Dennoch hat es einen schalen Beigeschmack für mich, ein Kennenlernen auf Raten, ich will am Ende – herausfinden, ob ich dir etwas verkaufen kann. Ich bin dabei durchaus ehrlich, ich sage direkt, um was es geht. Unehrlich bin ich also nicht – und dennoch fühle ich mich so. Ich bin nicht ehrlich mir selbst gegenüber. Ich will gar nicht verkaufen. Ich will – irgendwas anderes, ein offenes Ohr sein für die Andere, ein wenig Lebensberatung und ein wenig Kaffee.

Ehrlich? Ist schwierig mit mir!

Ich habe mich dafür entschieden, im Sales zu arbeiten, für ein SaaS-Unternehmen, das ist jetzt etwas über ein Jahr her. Es war von Anfang an eine unglaubliche Herausforderung für mich. Menschen anrufen und ihnen eine Software anbieten. Ich habe viel gelernt – über die Software, über Menschen, über mich und über das, was ich will.

Und dann habe ich viel geübt – vor allem das zuhören, sprechen konnte ich schon ganz gut. Auch das Fragen, offener bin ich geworden. Geschlossen war ich vorher. Vor allem, das durchhalten. Ich habe durchgehalten im Job und mich immer wieder selbst motiviert. So schwer ist es doch gar nicht! Komm, noch ein Telefonat, der nächste Kontakt ist bestimmt super passend!

Immer wieder hatte ich super und passende Kontakte. Dennoch waren das immer nur kurze Momente des Glücks und danach ging es weiter – selbstgewähltes Schicksal, irgendwie.

Parallel der Versuch, auch über soziale Netzwerke zu verkaufen, ein Verkaufen im Sozialen Umfeld, mit einem Kennenlernen, virtuellen Kaffeetrinken und immer dem Gefühl – ach, ehrlich gesagt ist das doof! Ich möchte Menschen kennenlernen! Und Kaffee trinken! Das Gefühl, Menschen nur kennenlernen zu wollen, weil ich ihnen etwas verkaufen möchte – fühlt sich für mich ganz falsch an. Ich möchte doch ganz richtig sein?

Wie bin ich denn – ganz richtig? Ganz ehrlich mir selbst gegenüber? Ist Verkaufen – so gut ich das angeblich auch kann – denn das Richtige? Oder sollte ich mich sprachlich ausdrücken im Marketing? Next level Storytelling? Und Beides gemeinsam hat mich – dicht gemacht. Geschlossen. Im Hirn. In meinen Worten. Im Schreiben. Im Sprechen.

So zu, dass ich im Juli noch von meinem Arzt krank geschrieben wurde. Zu viele Themen. Zu viel Belastung. Ruhe. Dringend. Eine Depression hatten wir schon. Dellen und Wellen dieser sind immer wieder zu spüren. Ich brauche kein wirkliches Tal der Tränen mehr. Ich möchte ehrlich mit mir sein und nicht aushalten. Warum auch. Es gibt genug Dinge, die auszuhalten Kraft kosten. Den Job sollte man nicht aushalten müssen. Jedenfalls nicht täglich in der Form.

Die Konsequenz heißt – ehrlich sein. Auch der Firma, den Vorgesetzten gegenüber. Weil ich das nicht mag, mich durchlügen. Lächeln. Nicken. Ich brauche Transparenz, Offenheit, Ehrlichkeit. Daher weiß die Firma jetzt auch, dass ich weitergehen muss. Die Reaktion darauf war so, wie ich es mir gewünscht habe – voller Verständnis –

Ich darf jetzt herausfinden, was ich will. Was ich wirklich arbeiten will. Was ich kann und was mich glücklich macht.

Mir fällt schon was ein. Kunden entwickeln, begleiten, betreuen. Oder Mitarbeiter entwickeln, begleiten, betreuen. Vielleicht – Personalentwicklung? Hauptsache, es entwickelt sich! Wohin, das werde ich noch sehen.

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