Entlastungsstress

Der Entlastungstag. Der letzte Tag vor dem Fastenbeginn. Optimalerweise mit viel Entlastung im genüsslichen Bereich. Leichte Speisen. Kein Alkohol, kein Nikotin, kein Koffein. Eher so Reis ohne Salz mit verkochtem Gemüse.

Ein paar Dinge davon habe ich hinbekommen! Es gab, wie jeden Tag, keinen Alkohol und kein Nikotin. Haha. Außerdem habe ich auf meinen Kaffee verzichtet. Und das wars dann auch schon.

Der Rest des Tages war stressig, angestrengt und begleitet von einem durchgehenden Fressflash, wie ich ihn lange nicht hatte. Ich war unstillbar hungrig. Schon morgens, zum Frühstück – es gab ein Bircher Müsli. Gesund und kräftigend. Danach habe ich einfach weiter gegessen, schönes Baguette mit schöner Erdnussbutter. Nicht so wirklich passend für den Entlastungstag.

Okay – passiert, kann vorkommen. Ist ja auch nicht jeder Tag optimal. Ich bin am Vormittag dann einfach zum Sport gegangen, wie geplant, und habe zum Mittagessen ein paar Kartoffeln im Ofen gemacht, den grünen Spargel und etwas Lachs. Und noch ein paar Nudeln dazu und noch ein wenig Reste vom Bircher Müsli. Öl war auch mit am Essen. Und Salz, jede Menge.

Ich war so hungrig! So richtig tief und ehrlich hungrig. Und gestresst. Wegen keine Ahnung. Weil ich den Wagen noch in die Werkstatt bringen muss, weil ich morgen früh auch K5 noch zur Freizeit bringen muss – ohne Wagen, der dann ja schon in der Werkstatt sein muss. Weil ich im Job zu viel zu tun habe, weil ich müde bin, weil ich keine Lust mehr habe, weil ich eine Pause haben möchte.

Ach, halt, da war ja was. Die Pause. Das Fasten sollte eine Pause werden für mich. Weil ich mich seit Ostern durchgehend auf einer kulinarischen Reise befinde. Also, seit einer Woche circa. Bis Anfang April habe ich auch mein Gewicht locker bei 68/69 Kilo halten können. Seit Ostern habe ich wieder 70 Kilo, heute früh waren es 70,6 Kilo. Um genau zu sein. Warum? Was machen Feiertage und Ferien mit mir? Was ist da los?

Ich esse aktuell wieder mehr als vorher und werde weniger satt. Klingt absurd, ich weiß. Die Wahrheit klingt oft absurder als ich denke.

Am Nachmittag waren wir dann noch im Kino. Alle meine Kinder und ich, gemeinsam in KungFu-Panda. Wir saßen noch nicht richtig, da steckte mein Kopf schon in der Popcorn-Tüte. Er war da auch nur schwer wieder heraus zu bekommen. Ich musste einfach weiteressen. Ich konnte mich nur schwer zurückhalten. Popcorn, ein paar Nachos von den Kindern, eine kleines Tartelett und später noch etwas Käse und Weintrauben – daheim.

Ich kann das gar nicht wirklich erklären. Ich war auch zwischendrin mega gereizt und genervt von allem – das kann jetzt wirklich nicht nur daran liegen, dass es morgens keinen Kaffee gab. Oder doch? Wenn ja, wäre das erschütternd bis hin zu dramatisch.

Ich trinke seit dem letzten Fasten im Januar nur noch einen Kaffee am Tag, morgens. Auf alles andere kann ich gut verzichten. Ich bezweifle also, dass Koffeinentzug eine so große Rolle spielen könnte. Aber wissen – wissen tue ich es nicht.

Ich weiß nur, das hier war kein Entlastungstag, und so startet man in keinem Fall ins Fasten. Das hat gar nichts mit der Philosophie dahinter zu tun. Es ist eher erschreckend gegenteilig von dem, was Fasten sein will.

Dennoch habe ich abends das Glaubersalz getrunken und mich erneut abgeführt. Der Darm hat erst verweigert – kein Wunder, bei den absurden Mengen von Nahrung, die er heute verarbeiten musste – und dann ging es doch ganz gut. Einmal Freischeißen, auf gut Deutsch. Ich gehe jetzt mit halbwegs leerem Darm ins Bett. Ich glaube, ganz leer ist der noch nicht. Da hängt noch etwas Popcorn herum …

Ich hoffe, das Popcorn in den nächsten Tagen loszuwerden, am Besten direkt mit dem Stress und der Gereiztheit. Das darf alles raus aus dem System.

Es ist ein wenig Schade, dass ich den positiven Impact des Fastens nur knapp zwei Monate halten kann – bisher – ich wünschte, ich könnte das ganze drei Monate tragen, bis zum nächsten Fasten.

Tatsächlich habe ich diesmal bereits länger gehalten als die Fastenzeiten davor. Ich bin daher guter Hoffnung, dass es mit jedem Fasten weiter besser werden wird. So Tage wie heute, mit Fressflash und unstillbarem Hunger, hatte ich früher ständig. Gereiztes Essen, keine Zufriedenheit, Unwohlgefühl, Ungleichgewicht. Ich darf die nächsten Tagen zurückfinden, zur Ruhe kommen. Vor allem kulinarisch.

Immerhin kann ich mitteilen, ich habe seit Januar gut auf Cola und andere Zuckergetränke verzichten können. Es esse keine Nuss-Nougat-Creme mehr morgens zum Frühstück und nur noch Marmelade mit Agavendicksaft gesüßt. Ich esse keine Zwischenmahlzeiten, zumindest nicht am Vormittag. Und ich esse weniger Süßes. Das Süße kam ab Ende Februar – Anfang März wieder zu mir zurück, in kleinen Schritten. Okay – auf das Süße will ich nach diesem Fasten weiter achten. Der Zucker ist das, was mich am meisten stresst und gereizt macht. Außerdem löst er Juckreiz aus. Meine Haut mag keinen Zucker. Mein Darm mag ihn auch nicht. Und doch ruft das ganze System durchgehend, gib mir mehr Zucker! Jeden Tag ein wenig mehr –

Jetzt ist Pause. Mein Darm ist leer und ich bin müde und gehe schlafen. Morgen ist der erste richtige Fastentag. Ich werde berichten, wie gut oder schlecht es mir gelingen wird. Nach dem heutigen Fresstag habe ich Sorge, ob ich überhaupt starten kann. Ich werde es sehen –

Immerhin ist das glaubern schon vorbei – ich habe mich ausgeschissen. Jetzt darf ich mich noch auskaspern. Wird werden.

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