Ich bin eine Scannerin

Endlich! Endlich habe ich meine Positionierung gefunden! Endlich bin ich Expertin. Im Nicht-Expertin sein. Ich bin eine Scannerin! Ich scanne, mitunter schneller als jeder Supermarktkassenscanner im Aldi. All die schönen Möglichkeiten! Schwupp, gescannt.

Ich habe früher die Schnelligkeit von Kassierer:innen bei Aldi sehr bewundert. Aldi hatte noch keine Scanner. Die haben das alles noch mit Hand eingetippt. Faszinierend. Absolut schnell, jeder Preis saß, wie lange das wohl her ist? 20 oder eher 30 Jahre? Jedenfalls, der Vorgang an der Kasse wurde gefühlt nicht schneller, nur, weil es irgendwann die Scanner gab, die das übernommen haben. Es wurde anfangs sogar langsamer, weil immer mal Barcodes nicht gelesen werden konnten und man den Salat mehrfach übers Band ziehen musste …

Also, eine negative Bewertung vom Scanner, das kann ich gut! Mein innerer Kritiker ist immer wach 🤣

Die ersten Konzert-Veranstaltungen, bei denen am Einlass gescannt wurde, hatten ähnliche Probleme. Es verlangsamte Alles! Die Scanner haben immer mal die Barcodes falsch ausgelesen, da stand dann – Ticket ungültig – was naturgegeben zu Diskussionen führte, weil, die Inhaber des Tickets sahen das ganz anders. Und es hat den Verkehr aufgehalten. Es war umständlich, mit diesen doofen Scannern, zumindest zu Beginn.

Inzwischen haben sie sich durchgesetzt. Immer weiter verbessert, immer dazugelernt, inzwischen wird überall gescannt, vermutlich sogar beim Bäcker. An der Tür. Überall Scanner.

Ich verbinde erstmal negative Dinge mit dem Begriff Scanner, jedenfalls mit den technischen Geräten. Das war auch mein erster Gedanke, als ich über Scanner bei Linkedin laß und mich fragte – was soll das sein, eine Scannerpersönlichkeit? Was steckt dahinter? Und warum sollte jemand einen Scanner einstellen, wenn nicht fürs schnellere Einscannen von Produkten und für einen reibungsloseren Einlass?

Bin ich ein Datenerfassungsgerät?

Ich bin vielfältig interessiert. Eine Tausendsassa. Ich reagiere immens schnell auf Neues, bin dauerhaft neugierig und will alles Lernen. Also – wirklich Alles. Problem – mir fehlt die Zeit. So viele Ideen, so viele Möglichkeiten, das bedeutet dann bei mir:

  • ich kann mich nicht festlegen
  • und fange daher gar nicht erst an
  • daher komme ich auch nicht zum Ende …
  • ich habe eine Idee, die kommt aus einer Idee, und dann kommt mitunter noch eine Idee dazu und dann bin ich dezent überfordert
  • ich bin blockiert, weil
  • ich mich nicht spitz formulieren kann
  • und ich weiß nicht, über was ich sprechen will
  • ich habe keine Lieblingsfarbe, außer, bunt
  • ich fälle Entscheidungen immer aus dem Bauch oder gar nicht
  • meist: gar nicht
  • ich bin nur oberflächlich schlau
  • in der Tiefe ist es dunkel und nur ab und an kommt ein Angler-Fisch vorbei
  • ich sauge Informationen auf wie ein Schwamm
  • und bin danach wegen Überfüllung geschlossen
  • ich wechsele mitten im Satz das Thema
  • ich bin sprunghaft
  • und dabei total aufmerksam
  • ich lächele viel, das hilft
  • ich frage mich, wann endlich DIE BERUFUNG kommt und damit MEIN SINN DES LEBENS

Und jetzt ist es ganz einfach! Wie auch immer ich es nenne, ich nenne es halt, wie alle es nennen.

Ich bin eine Scannerin – und das macht mich frei!

Endlich verstehe ich, wer ich bin. Was los ist mit mir. Ich bin nicht ungenügend, setzen. Ich bin ein wilder, freier Geist, der viele Dinge ausprobieren will, ja: MUSS! Ich bin anders normal. Mein Streben nach “will so sein wie alle anderen” ist ja nur die halbe Wahrheit. Ja, ich will so sein, damit ich endlich meine Ruhe habe. Dieses Fragen – was ich denn mache – um was es in meinem Blog geht – was ich bezwecken will – Äh, das überfordert mich! Ich will einfach nur sein! So, wie ich bin. Anders, meinetwegen, und dennoch ganz normal.

Frei will ich sein! Frei, zu sagen, isso! Ich bin so! Und ja, das ist eine Herausforderung. Auch für mich selbst. Und dann suche ich mir Partner:innen, im Job zum Beispiel, die mir Leitplanken setzen für all die Ideen, die ich habe. Und ich bin alt genug, um mich darauf einzulassen. Weil ich weiß, eine gewisse Form von Leitplanke brauche ich auch in der Freiheit. Sonst falle ich in den Abgrund. Da war ich schon – ich brauche definitiv kein zweites Fallen. Das Aufstehen und wieder hoch klettern war sehr zeitintensiv, anstrengend.

Ich will frei sein! Und von Abgründen geschützt meinen wilden Weg gehen!

Ich bin gut so, wie ich bin! Ich darf jeden Tag mein Thema wählen, ich muss mich nicht festlegen. Heute ein König! Morgen Spinjitzu-Meisterin! Übermorgen müde!

Alles drin. Zu viel für eine Person? Nein. Das, was zu viel war, war mein Versuch, mich zu vereinfachen. Meinen Punkt zu finden. Meine Berufung zu finden. So zu sein wie die Experten, die mich immer schon fasziniert haben. Schon immer konnte ich nicht verstehen, wie das geht. Sich so tief in ein Thema zu begeben. So tief zu wissen. Und ich dachte, verdammt, ich bin kaputt. Fehlfunktionierend. Weil ich das nicht kann. Und dabei – ist es einfach so. Ohne jegliche Bewertung. Wir sind alle unterschiedlich. Und ich bin ich. Ich darf ich sein.

Ich bin eine Scannerin. Aber eine, die alle Preise auswendig kann und sehr schnell tippt. Ich kenne die Anschläge pro Minute nicht, aber es sind viele. Ich tippe sehr schnell voran. Und ich mag mein Tempo. Es ist jeden Tag unterschiedlich.

Ich lese gerade “Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast” von Barbara Sher. Es ist, wie, endlich die Augen geöffnet zu bekommen. Endlich jemand, der mir die Hand auf die Schulter legt und sagt – du bist großartig! Willkommen im Club!

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