Heute keine Pizza und kein Networking-Event in der Firma. Das hatte ich ja auch schon am Montag und – morgen auch wieder. Für heute habe ich mich doch lieber zurück nach Hause begeben und freue mich, früh ins Bett zu kommen. Und bei den Kindern zu sein. In Ruhe.
Meine erste unfassbar große Begeisterung für jeglichen Input aus der Firma lässt langsam nach. Dinge bekommen Routine, wiederholen sich und ich beginne, mich – ein klitzekleines bisschen zu langweilen. Also, nur ein bisschen, natürlich. Nicht besorgniserregend. Hoffe ich zumindest.
Sich langweilen ist ja gesund. In einem Zustand intensiver Langeweile kommt man neuen Ideen auf die Spur. Ich bin da ähnlich wie die Kinder. Irgendwann wird das Gefühl der Langeweile zu viel und ich bewege mich, hin zu Neuem. Und im Job ist das (noch) kein Problem, weil mir ständig Neues begegnet. Es ist auch nach drei Monaten oft noch überraschend, was mir alles begegnet.
Unsere Veranstaltungen aber, die Meetups, gleichen sich sehr. Auch die Menschen, die daran teilnehmen. Und die Arbeit drum herum. Es verliert seinen Reiz, wenn es sich wiederholt. Es kann passieren, dass ich irgendwann beginne, das alles komplett auf links zu drehen, weil ich es liebe, wenn es sich dreht. Nur bei Karussels mag ich das nicht. Mehr. Früher konnte ich problemlos Kettenkarussel fahren, ich habe es sogar geliebt. Nach der Geburt meines ersten Kindes war es damit schlagartig vorbei. Und nicht, weil mir niemand für diese 5 Minuten das Kind abnehmen wollte. Nein, weil mir schlicht schlecht wurde und ich danach jemand brauchte, der mir deutlich länger als 5 Minuten das Kind abnehmen musste.
Das ist bis heute so geblieben. Zum Glück kann ich aber noch Achterbahn fahren! Das allerdings auch nur 2x direkt hintereinander. Das habe ich im Europapark getestet. Die 3. Achterbahn direkt hintereinander führte zu Kreislaufproblemen, leichter Übelkeit und Kopfschmerzen. Ein Traum, für den man auch noch Eintritt gezahlt hat.
Unsere Meetups kosten im übrigen keinen Eintritt. Sie sind kostenfrei und es macht tatsächlich Spaß, für die Orga verantwortlich zu sein. Allerdings – sind sie jetzt nicht mehr herausfordernd, weil ich es zweimal getan habe und es jetzt normal wird. Entsprechend bin ich nicht mehr so begeistert. Das könnte mir jetzt Sorge bereiten, dass mir mein Job bald keinen Spaß mehr macht.
Ich sehe es aber lieber von der anderen Seite. Die andere Seite ist, ich kann keine Pizza mehr sehen und ich bin lieber daheim. Bei meinen Kindern. Langweilig auf dem Sofa. Diese Form der Langeweile wird mir erstaunlicherweise nie langweilig. Die Langeweile mit den Kindern geniesse ich. Sie beruhigt mich, auf doppelte Art und Weise. Zum einen, weil es meinen doch hektischen Alltag herunterfährt und ich mir sicher sein kann, zuhause zu sein. Zum anderen beruhigt es mich, weil es ansonsten schlimm wäre. Der Fokus ist und bleibt die Familie. Da kann ein Job nicht mithalten. Und das ist gut so!
Dass es anfangs intensiver ist, im neuen Job, ist normal und ich stürze mich immer voll und ganz in jedes Abenteuer. Und dann pendele ich mich auf ein Normalmaß ein und – komme runter. Dann wird das Er-Leben im Büro mit all seinen neuen Menschen, neuen Kontakten und neuen Eindrücken etwas ruhiger und ich ziehe mich zurück. Zu den Menschen, die wirklich wichtig sind. Spannend, hier will ich, bei aller Langeweile und täglicher Wiederholung, sein.
Vielleicht liegt es daran, dass Kinder ständig im Wandel sind. Klar ist es langweilig, täglich die Spülmaschine anzuschalten. Routine halt. Aber die Kinder, mit ihnen wird es nie wirklich langweilig. Es gibt immer noch ein neues Buch vom Sams, das ich vorlesen kann. Oder ein neues Spiel, das wir ausprobieren können – je nach Alter der Kinder sind auch die Entwicklungsstufen unterschiedlich und eines verliert garantiert immer einen Zahn. Oder hat Liebeskummer – wobei, Liebeskummer hatte ich noch nicht mit den Kindern. Nur ein klein wenig mit K2 vor über 10 Jahren. Danach – wandelte sich dieser Liebeskummer in eine Beziehung und im Januar haben die beiden nach 8 Jahren Beziehung geheiratet.
Es gab anderen Kummer. Andere Sorgen. Andere Empfindungen. Es war deutlich echter, als jeder Job der Welt es sein kann. Ich liebe meinen Job gerade sehr, ganz allgemein, ich arbeite schon immer sehr gerne. Ohne Job wäre ich nur eine halb so ausgeglichene Mutter. Dennoch ist mir bewusst, was wirklich zählt in meinem Leben. Es sind diese Momente, wenn man nachts geweckt wird und einem ein Zahn ins Gesicht gehalten wird. Oder wenn K5 im Supermarkt nicht nach Hause will, weil er gerade die Osterhasen so schön sortiert hat. Wenn K4, der inzwischen größer ist als ich, mich in der Küche umkuschelt und ich diese Verbindung spüre. Diese Liebe. Dieses Verantwortlich sein für das Leben und die Entwicklung meiner Kinder. Ich denke selten darüber nach, dass und wie sehr ich Verantwortung trage. Das liegt auch daran, dass ich das nicht als Last sondern als Geschenk betrachte.
Die Kinder machen mich zu einem besseren Menschen. Ein Mensch, der nicht bei Langeweile direkt wegläuft, sondern der bleibt. Geduld haben sie mich gelehrt und Zufriedenheit. Und Liebe.
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