stadt der seligen

In Sonne gebadet. Im überholen entstehen farbspielende Wasservögel, fliegen auf, zerstäuben. Die Schönheit zieht sich wie ein glitzernder Faden durch mein Netzwerk. Darauf achtend, sich nicht in Schönheit fallen zu lassen.

Die Stadt der Seligen, Kopf-Stein-Pflaster, die Häuser mit Fächern und viel Kunstwerk. Alte Tore, Bänke vor der Tür, schmückende Blumen, ein verweilen.

Spiegel der Seele, ein wandeln auf alten Pfaden, die sich kaum verändert haben. Verändert habe allein ich mich. Ich sehe die junge, knapp 20jährige, noch unsichere Frau, die durch die Gassen der Stadt läuft. Getrieben von einer Sehnsucht, einem Hoffen.

Ich sehe diese Frau mit Ende 20, weiser und gelassener und sicher in dem, was sie zu wissen meint.

Ich sehe diese Frau mit um die 40, Jahre sind vergangen und doch ist da ein Stillstand und eine Erinnerung. Ein Sehnen nach einer Zeit, in der Unsicherheiten in Gefühlen wandelten. Wieder in diesen Gassen. Wieder getrieben von einer Sehnsucht, einem Hoffen.

Beide Frauen, die Anfang 20 und die Anfang 40, sind sich sehr ähnlich. Sie klammern. Sie sind unsicher. Sie sind im Aufbruch, im Umbruch. Sie verwechseln Liebe mit Bewunderung. Sie sehnen ein beachtetes Leben. Sie definieren Wert über Gewollt sein. Die Frau Anfang 40 spürt, dass sie im falschen Film wandelt. Dennoch sind da dunkle Wolken am Himmel, denen sie auszuweichen versucht. Als sei dort Licht und Liebe und Rettung.

Dabei ist dort – ein Mann, der Mann, von dem ich erzählen kann, dass er mich mein Leben lang begleitet hat. Mit 19, mit 26, mit 39 und darüber hinaus. Eine große Liebe. Meine große Liebe. Es ist ein Sehnen nach Bestätigung, nach Aufmerksamkeit, nach “wenn er mich liebt, bin ich es wert”.

Nur mit 26 kam ich an einen Punkt von Klarheit, der mich hat ablehnen lassen. Als ich haben konnte, was ich vorher begehrte, lernte ich mich kennen – und ihn dazu – und stellte fest, dass ich mich geirrt hatte. Und ich ging weiter. Damals, für einen Moment, weise.

Heute habe ich die Gefühle verschiedener Zeiten in den Gassen flüstern hören. Ich bin ihnen nachgegangen und habe sie erspürt. Lächelnd. Da ist keine Aufregung mehr, kein Hoffen, auch keine Wut, nur ein Lächeln. Ich dachte, ich habe sehr geliebt. Um festzustellen, Liebe, das ist etwas ganz anderes. Dieser Mann, den ich in diesen Gassen zu finden bereit war, ist ein Gespinst meiner Wünsche. Es gibt ihn nicht in echt. Ich dachte, er sei, wie ich dachte, dass es schön sein, wenn er sei. Ich habe eine Hoffnung geliebt.

Heute sehe ich, dass er nicht der ist, den ich mir erträumt habe. Und meine Wut darüber, dass er nicht der ist, den ich mir erträumt habe, ist fort. Es ist nicht seine Schuld. Er ist, wer er ist – und ich darf erkennen, dass meine Gefühle echt waren, mein Herzrasen, die Schmetterlinge im Bauch, die Lebendigkeit, das Flattern, die Hoffnung. Allein, das, was ich gesehen habe, hat nicht Stand gehalten mit dem, was sich dahinter befand. Das kommt vor. Es war ein unreifes Lieben, eine Anhimmeln einer Kunstfigur. Ich habe seinen Erfolg geliebt.

Heute habe ich eine heiße Schokolade mit Espresso getrunken, mit diesen Frauen, die ich bin. Die von früher und die von vor früher. Die, die mit Ende 20 sehr weise und gelassen war. Und gesund. Und die, die mit um die 40 sehr zerbrochen war. Und krank. Ich kann sie Alle liebevoll in den Arm nehmen. Sie sein lassen. Ihnen mitteilen, dass sie überlebt haben. Und das ich heute hier bin, im hellen Licht der Sonne, gelassen, zuversichtlich, bei mir. Ich irre nicht mehr durch die Gassen. Ich gehe gelassen, ich sehe die Schönheit dieses Ortes, ich bedauere nicht.

Ein Lieben um mich geliebt zu fühlen ist nicht mehr notwendig. Ein Lieben um wert zu sein ist nicht mehr notwendig. Ich habe ihn kennengelernt. Ich habe mich kennengelernt. Ich weiß, wer wir sind. Wir sind die Eltern von K5 und damit Wunder genug.

Eine Antwort zu „stadt der seligen“

  1. […] in mein Heft habe ich geschrieben und vielen Gefühlen bin ich in einigen Gassen nachgegangen. Die stadt der seligen, sie ist im Sonnenschein besonders […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert