Reflect & Learn 34/23

Meine letzte Woche Erholungs-Sommer-Urlaub. Für die Kinder, die vorletzte Woche Erholungs-Sommer-Ferien. Erholung fühle ich, ehrlich gesagt, wenig. Ich bin jetzt an dem Punkt, an dem ich genug habe, von diesen Sommerferien. Sie liefen auch in der vergangenen Woche überraschend gut, hinterlassen dabei aber dennoch kein Gefühl von Sand in den Haaren oder Sonnenwärme auf der Haut. Ich fühle eher eine leichte Ermüdung. Viele Themen, die vor sich hin tropfen, zumindest zu Beginn der Woche. Dieses Miteinander und vor Ort. Vielleicht ist es doch einfacher, mit den Kindern weg zu fahren, neue Orte zu erkunden, anders zusammengewürfelt zu werden, auf engerem Raum miteinander sein zu müssen. So einfach es auch ist, daheim zu sein, so schwer ist es auch, daheim zu sein. Vor allem lauert die Arbeit überall, also, die Arbeit am Zuhause. Aufräumen. Umräumen. Legosteine sortieren. Wäsche machen. Die Küche aufräumen. Essen machen. Es ist erholsam, morgens lange zu schlafen, definitiv. Und dann –

Füße

Und dann läuft es so. Vor sich hin. Ich bin – weniger fokussiert als die Woche vorher – es ist eher so ein auseinander laufen von Minuten und Stunden, die sich in den Tag dehnen. Ich fühle mich aufgeweicht. An den Rändern etwas fransig. Immerhin sind meine Füße taufrisch und neu lackiert. Das hilft, um den fransigen Rändern ein wenig neonorange entgegenzusetzen. Auch ein Tag am See genießt sich leichter, wenn man fröhlich leuchtet.

Ich habe meine Füße in der vergangenen Woche als frisch wahrgenommen. Frisch lackiert. Es tut gut, sich um die Füße zu kümmern. Ich fühle mich sicherer, wenn ich gut gepflegt bin. Das ist keine neue Erkenntnis. Ich darf mir aber auch alte Erkenntnisse immer mal wieder vor Augen führen. Meine Routine, abends die Füße zu baden, habe ich auch an zwei Abenden ausgeführt. Ich weiß, so richtig gut in meine Routinen komme ich wieder, wenn wir auch unseren normalen Alltag wiederhaben. Also, arbeiten gehen und die Schule gehen. Normale Abläufe, morgens aufstehen, abends ins Bett gehen. Kein schlafen bis mittags, kein ins Bett gehen um Mitternacht. So sehr ich mir Urlaub gewünscht habe – so sehr freue ich mich jetzt auf das Ende dessen, was dieses Jahr kein Urlaub war.

Bewegung

Ich bewege mich nah am Jammern, ich weiß. Wer beschwert sich denn über Urlaub und Ferien? Wer wünscht sich denn die normalen Wahnsinn mit früh aufstehen und stundenlang auf den Beinen sein? Wer will denn nicht rund um die Uhr die Kinder um sich haben? Ja. Wer.

Also, ich! Ich bewege mich auch gerne außerhalb des Kinderkosmos. Vielleicht, weil ich schon seit knapp 27 Jahren im Erziehungsalltag tätig bin und so langsam an meine Bewegungsgrenzen komme. Vielleicht auch, weil ich auch schon vor 27 Jahren keine Lust darauf hatte, meinen Tagesablauf ausschließlich um die Bedürfnisse meiner Kinder zu stricken. Ich bin keine Vollblutmama. War ich nie. Werde ich auch nicht mehr. Ich bewege mich da auf einem schmalen Grad. Meine Kinder liebend, aber bitte nicht durchgehend. Nur in Etappen. Auch mal Tagelang aus der Ferne. Oder während ich mich im Büro erhole 😉

Die vergangene Woche habe ich mich wenig bewegt. Eine Einheit im Fitnessstudio. Und ein Spaziergang im Wald. Ansonsten bin ich natürlich im See herumgepaddelt und habe Grillkohle auf einen Ausflug geschleppt. Ja. Bewegung war drin, in der vergangenen Woche. Dabei weniger als ich es geplant habe. Auch da – hilft der normale Alltag, der so langsam wieder losgehen wird in der kommenden Woche. Ich nehme mit – ich brauche weiterhin Bewegung und Kräftigung. Das ist das A und das O. Nur wenn ich mich bewege, bleibe ich gesund.

Trauma

In diese Richtung habe ich mich die Woche auch bewegt und dabei festgestellt – ich dachte, ich hätte den passenden Menschen gefunden, der mich auf diesem Weg begleiten wird – und ich habe das diese Woche abgebrochen. Es passt nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich habe Zweifel. Mein Bauchgefühl ist schwurbelig und signalisiert mir, dass das eine einfache Lösung ist. Und mehr auch nicht. Ich werde also – tatsächlich beginnen, Therapeuten zu telefonieren. Ganz klassisch. Es gibt auch Therapien, die über die Krankenkasse laufen können. Und ja, es kann lange dauern, bis ich einen Platz finde, bei einem Menschen, dem ich mich öffnen kann. Aber das ist okay. Ich bin nicht akut. Ich sterbe nicht nächste Woche. Jedenfalls ist mir bis dato davon nichts bekannt. Ich habe das auch nicht im Hinterkopf.

Was ich im Hinterkopf habe, sagt mir, ja. Da sind Themen. So viele. Und eines ist immer noch ganz vorne. Mein Selbstwertgefühl. Meine Selbstliebe. Meine Selbstachtung. Mein Selbst. So viele Facetten. Ich darf mich weiter stärken. Auf mein Bauchgefühl hören. Meine Grenzen setzen. Und nebenbei einen Therapieplatz suchen. Es hat alles seine Zeit. Nichts muss überstürzt aus den Tiefen gebuddelt werden. Ich kann in Ruhe das Werkzeug aussuchen. Mit welchem Spaten ich graben will. Wie viel und wie tief ich graben will. Welche Wurzeln ich noch dringend brauche und welche faulig in der Erde herumliegen. Wie weit ich mich bewege.

Ich bin – überhaupt nicht in Eile. Ich habe in den vergangenen Wochen schon so viel erreicht. Vor allem habe ich auf mein Bauchgefühl gehört. Und das ist wichtig und gut so! Kein Kindsvater mehr, der meine Wohnung betritt. Jetzt muss er nur noch lernen, dass er mich auch dennoch nicht anfassen darf. Nicht mal am Oberarm. Anfassen ist nicht in Ordnung!

Ordnung

Das ist schon auch absurd. Da stehe ich am Sonntag am Auto, hole meinen Sohn ab, packe seine Sachen in den Kofferraum. Steht der Kindsvater vor mir und erzählt mir etwas vom Wochenende, kommt auf mich zu, fasst mich am Oberarm an. Und ich kann nicht ausweichen, weil hinter mir der Kofferraum ist. Ich hätte maximal in den Kofferraum springen können.

Ich ziehe den Arm weg und schaue böse. Und sage, fass mich nicht an! Und er schaut genervt, frei nach dem Motto, jetzt stell dich nicht so an, wenigstens am Arm werde ich dich wohl mal anfassen dürfen.

Wie kommen Menschen darauf? Dass sie das dürfen? Dass das in Ordnung ist? Ich habe schon zig mal gesagt, dass ich nicht angefasst werden will, und dennoch macht er das immer und immer wieder. Was genau mache ich falsch? Kommuniziere ich nicht eindeutig genug? Wo ist der Fehler? Ich bin genervt! Es ist übergriffig, im wahrsten Sinne des Wortes. Das nächste Mal achte ich darauf, mich nicht in die Ecke drängen zu lassen, oder wie in diesem Fall, das Auto im Rücken zu haben. Ich will nicht angefasst werden. So einfach. So schwer.

Ansonsten bin ich in Ordnung. Die letzte Woche hat ein wenig Kraft gezogen, auch die Ordnung im Haushalt betreffend. Bei all der vielen freien Zeit bleibt viel weniger freie Zeit für den Haushalt. Das ist immer wieder erstaunlich 😉

Dennoch gehen Projekte wie “Legosteine nach Farben sortieren” weiter voran und nehmen sogar ganz gute Formen an. Die neuen Kisten von Ikea füllen sich, mit roten, blauen, weißen, braunen Steinen. Der Wust an Steinen, der immer noch auf dem Boden des Kinderzimmers von K5 liegt, ist noch durcheinander. Wir bringen langsam Ordnung in die Steine. Es fühlt sich ein wenig wie all die anderen Baustellen in der Wohnung und in meinem Kopf an. So viele Baustellen! So viele Formen! So viele Farben! Und ich mache langsam weiter. Jeden Tag ein wenig. Schritt für Schritt. Am Ende werden die Steine entwirrt und ein klareres Bauen neuer Gebilde wird möglich.

So mache ich das auch mit meinen Themen im Kopf!

Fazit

Die vergangene Woche war anstrengender als die Woche davor. Und dabei dennoch besser als die Ferien in den Jahren vorher. Eine echte, feste Tagesstruktur konnte ich nicht mehr aufbauen. Aber – hey, wir haben das gut überlebt! Die Kinder wirken zufrieden, weitestgehend. Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen, dass ich ihnen keine ausreichend gute Mutter bin, weil ich nicht den ganzen Tag lachend durchs Haus laufe. Aber – bei Gott, wer tut das schon? Es sei denn, es ist viel Alkohol im Spiel? Die Rama-Familie, gibt es die denn wirklich? Und tue ich nicht doch genug? Ich hoffe es. Ich hoffe sehr, dass ich genug tue, für mich und für die Kinder.

Ordnung halten und in Bewegung bleiben fällt mir außerhalb meiner festgefügten Routinen schwerer. Vieles ist einfacher für mich, wenn die Schule offen hat und ich ins Büro gehe. Das gibt dem Tag einen festeren Rahmen. Mein eigenes Framing ist dennoch besser geworden. Es sind keine ganz fragilen Rahmen mehr, die ich in den Ferien fülle. Es wird. Wird werden!

Ich bin froh, dass die Ferien sich dem Ende zuneigen. Ich wünsche mir heute noch eine Woche ganz für mich alleine, um noch mehr Kraft zu tanken. Dabei erinnere ich natürlich, wie viel Kraft mich die Woche alleine gekostet hat. Schon verrückt. Wenn ich ehrlich bin, wünsche ich mir eine Woche ganz für mich alleine mit einem Menschen, der die Woche auch ganz mit mir alleine verbringen will. Ich wünsche mir – einen Partner –

Aber noch bin ich nicht soweit, diesen Wunsch dem Universum zu präsentieren. Es ist noch zu früh. Ich darf erst noch lernen, mich zu lieben und mir eine Partnerin zu sein. Auch hier braucht es Geduld. Noch eine Weile. Noch eine ganze Weile. Ich stecke immer noch mitten in der Entwicklung meiner Persönlichkeit und bin ausreichend damit beschäftigt, für mich und die Kinder stabile Rahmen zu bauen, die uns über jegliche Ferienherausforderung tragen. Erst dann –

Und wenn das kein schöner Grund ist, weiter für Ordnung im Innen und Außen zu sorgen, dann weiß ich ja auch nicht!

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