Snippisch

Snippets. Kleine Teile des großen Ganzen. Kleine Auszüge aus einer großen Geschichte. Kleine Blicke hinein. Oft aus dem Kontext gezogen, mit einem schlauen Spruch, einer Pointe, einer starken Emotion. Darauf ausgelegt, neugierig zu machen. Damit Menschen stehen bleiben um weiter zu lesen, weiter zu hören, weiter zu sehen.

Diese Vorgehensweise ist charmant manipulativ. Ich selbst falle oft genug darauf rein. Spannende Headline, schon fange ich an zu lesen – und dann kommt NIX und ich lese weiter, weil, irgendwann MUSS doch das kommen, was angekündigt wurde? Wer kennts?

Insta und TikTok und eigentlich Alle arbeiten damit. Ein lustiges Video. Und jetzt schau dir noch dieses an, das ist noch lustiger! Dauert auch nur 30 Sekunden, komm, das ist doch keine Zeit!
Drei Stunden später ist der Akku leer, der vom Handy und der von deinem Kopf …

Das macht mich Snippisch. Ich mag die Bezeichnung, ich habe sie gerade erst für mich geboren. Ich überlege noch, wie ich gut erklären kann. Was passieren muss, damit ich mich snippisch fühle 😉

Gerade komme ich tatsächlich auf eine gute Ebene. Die sehr ereignislose Woche ist zu Ende, die Waschmaschine läuft, der Nachbar mäht den Rasen, ich habe sehr lecker gefrühstückt – mein Highlight momentan, Heidelbeeren auf Mandelmuß – und packe gleich die Tasche, um den restlichen Tag in der Sauna zu verbringen. Vorher habe ich das Klo und das Waschbecken geputzt. Ich frage mich immer, warum gerade das Waschbecken so schnell dreckig wird. Da läuft doch den ganzen Tag Wasser mit Seife durch?

Nein, ich erwarte keine ernsthafte Antwort auf diese Art der Fragen 😉

Hier kommt gerade etwas Ruhe an. Ich war reichlich snippisch die letzten Tage und Wochen. Viel in Aufruhr, nicht nur auf Feedbackseite, sondern auch, weil das gesamte Team im Job durchgewirbelt wurde. Es waren intensive vier Wochen, von denen ich kleine Snippets nach außen geteilt habe. Vor allem die, die mich persönlich, meine Art und die Weise, wie ich arbeite, betroffen haben. Jetzt kommt tatsächlich Ruhe hinein und ich kann neue Snippets teilen.

Es öffnet sich Klarheit wie eine Tür. Fokus auf das, was ich gut kann –
Eine kurze Zeit in den letzten Wochen hatten wir Fokus auf das, was wir noch nicht können. Also, Schwächen stärken, persönlich, im Team, mit den Arbeitsaufträgen. Das war Mega anstrengend und hat dazu geführt, dass Zweifel und Unwohlgefühl sich direkt noch verstärkt haben. Es ist gut, auf die Schwächen zu schauen, notwendig, sich ab und an zu vergegenwärtigen, dass wir Schwächen haben und wie die aussehen. Auch, wie wir die ausgleichen können. Gut mit ihnen leben können.

Das sollte reichen. Sie zu Stärken zu machen, das ist sehr anstrengend. Das kostet Kraft, und Kraft hat niemand endlich. Aber endlich habe ich wieder Kraft!

Weil der Wind sich gedreht hat. Wir stärken jetzt wieder Stärken, persönlich, im Team und mit den Arbeitsaufträgen. Fast wäre der Fokus auf Clickbaity Content gegangen, den ich weder schreiben noch lesen will. Zu sagen, dafür bin ich nicht eingestellt worden, ist allerdings nicht meine Art. Ich bin gewohnt, meine Rolle oft zu lüften und neu anzumalen. Ich mag Veränderungen. Dennoch – also, um im Job zu bleiben, Clickbaity Content mit „wirf hier deine Mail-Adresse ein und bekomme die sieben Lebensweisheiten, die dich erfolgreich machen“ ist mir ein Graus. Ich hasse diese Form des Marketing.

Hassen ist ein starkes Wort. Sagen wir – ich mag es nicht, es geht gegen meine inneren Werte, und mir einzureden, dass ich Menschen damit ja helfe, hilft mir nicht.

Über diese Aufträge und Wünsche, die mir begegnet sind in den letzten Wochen, habe ich nachgedacht. Ich habe gesprochen. Und mich mitgeteilt. Ich werde keinen Clickbaity Content auf Prio 1 setzen. Auch, weil ich gar nicht weiß, wie das geht. Ich habe keine Ahnung. Ja, ich kann das lernen – wie Quantenphysik auch – aber … ich konnte schon immer nur das gut lernen, was mich auch interessiert. Mir hier Interesse selbst zu erzeugen, kostet besagte Kraft. Die ist nur endlich.

Klare Kommunikation kann auch hier helfen. Ich habe auf meine Stärken verwiesen und mitgeteilt, wie ich diese Stärken gewinnbringend für die Firma einbringen kann. Und wie schnell und einfach das geht.

Ich kümmere mich wieder vermehrt um unsere Veranstaltungen und halte die Verbindung zu den Menschen, für die unsere Veranstaltungen wichtig sind. Ich mache Event. Ich mache Community-Management. Ich kümmere mich um unsere Angestellten und gebe Mut und Zuversicht.
Ich mache keinen Clickbaity Content!

Never! Ever! Again!

Warum ich darüber nachgedacht habe, das zu tun? Weil es eine Aufgabe ist, die notwendig ist für uns. Und weil ich es in der Theorie schon können könnte. Außerdem will ich immer helfen, meist schon, bevor jemand um Hilfe gebeten hat. Ich will zeigen, dass ich gut bin, dass ich eine Retterin bin, dass ich stark bin. Kommt alles noch aus der Mottenkiste meines Lebens. Soll meinen schlechten Selbstwert erhöhen. Damit ich mich besser fühlen kann.

Es bringt nur einfach gar nichts! Am Ende des Tages geht es mir damit schelcht, und damit auch meinen Kindern und der Firma. Meine Kreativität sitzt heulend in der Ecke, ich schreibe nicht mehr und ziehe mich auch ansonsten ins Schokoladenhäuschen zurück. Ich mache weniger Sport (muss ja arbeiten) und esse viel mehr Kram (keine Zeit zum kochen) und –

Never! Ever! Again!

Ganz wichtig: Das tun, was uns leicht fällt! Die Stärken stärken! Freude am Tun! Und dann weiter Tun. Weiter dazulernen! An der Stelle macht das Freude!

Ich schick ja K4 auch nicht in eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellten, obwohl er lieber an Autos schrauben will! Ganz sicher nicht! Der fängt im September an, in einer Autowerkstatt, als Azubi. Und wird KFZ-Mechatroniker. Wir haben gestern den Ausbildungsvertrag unterschrieben. Das ist aufregend und wunderbar und wird sicherlich mega herausfordernd für ihn. Ich glaube fest, dass es das Richtige für ihn ist.

Gestern in der Werkstatt stehend und das Öl und die Reifen riechend, dachte ich so bei mir, hier könnte ich auch arbeiten. Es ist so schön – echt. Es riecht ganz echt. Wie Reifen halt riechen. Und Motoröl und Schmieröl und was weiß ich. Ich habe mich für ihn gefreut. Seine Zukunft rollt an. Und meine Zukunft rollt mit.

Ich stehe in meiner eigenen Werkstatt und mache ab und an einen Ölwechsel in meinem Leben. Ziehe Schrauben nach und justiere neu. Achsvermessung braucht es auch ab und an, und sogar immer mal neue Reifen. Alles fein soweit. Ich habe die Richtung wieder korrekt eingestellt im Job. Ganz wichtig!

Und so geht die Woche glücklich zu Ende und legt sich jetzt in die Sauna. Ausruhen, reflektieren, durchatmen, schlafen, lesen.

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