Tag 16

Ich identifiziere Müdigkeit als Gamestopper.

Fatigue habe ich derweil gegoogelt, so ein schönes Wort, ich kannte es noch gar nicht. Ich habe bisher einfach “müde” gerufen und bin ins Bett gefallen. Das, was eine Fatigue als Symptome mitbringt, habe ich zudem nicht. Darüber bin ich mehr als froh! Ich habe es gegoogelt und will es nicht haben. Da ist kein “ach, kommt mir bekannt vor”, wie damals, bei der Depression. Derweil ich depressiv war, hatte ich allerdings definitiv Fatigue. Das war mein täglicher Gamestopper.

Heute ist es nur eine einfache kleine Müdigkeit. Die saß mir schon heute morgen zwischen den Rippen und lies sich auch nicht wegdehnen. Wobei, ich habe mich gar nicht gedehnt. Ich bin völlig ungedehnt schon morgens in den Kaffee gefallen. Mein Morgenspaziergang, den ich mir selbst gut tue, wenn ich im Homeoffice arbeite – war eher ein Morgenschleichgang 😉

Ich wusste auch schon heute morgen, dass es schwierig wird mit einem normalen Arbeitstag. Mein Arbeiten beinhaltet quasi ein ständiges Innovieren. Oder wie man das in ein Verb packen möchte, das “innovativ sein”. Ich denke. Und verknüpfe. Und verbinde. Und wenn ich so müde bin, geht das nicht. Dann geht maximal eine Exceltabelle abtippen oder ähnliches. Und auch das nur langsam. Oder – besser gar nicht, weil ich mich am Ende nur vertippe …

Ja, ich kokettiere gerade damit, dass ich müde bin und was das mit mir macht. Dabei ist es weniger witzig als es klingt. Ich kann tatsächlich nicht gut arbeiten. Ich bin viel zu erschöpft, um Verbindungen aufbauen zu können. Meine Kontakte leben von meiner Begeisterung. Bin ich müde, ist da wenig von zu spüren.

Außerdem esse ich durchgehend, wenn ich so müde bin. Das ist unfassbar, welche Mengen an Nahrung, meist in süßer Form, den Weg in meinen Magen finden. Es holt mich für kurze Strecken hoch, hilft aber nur bedingt. Ich müsste durchgehend essen, um den Anforderungen von außen standzuhalten.

Besonders am Abend wird das sehr deutlich. Ich verliere dann leichter die Geduld und kann die Albernheiten der Kinder nicht mehr weglachen. Oder gar mitlachen! Keine Chance. Ich werde hauchdünn. Ein überspannter Bogen, mit Schokolade überzogen.

Was lerne ich daraus? Ich weiß schon lange, was los ist, wenn ich so müde bin. Ich weiß inzwischen auch, dass das wieder besser wird, bevorzugt, wenn ich ausruhe.
Seit kürzerer Zeit habe ich auch im Innen verstanden, dass ich solche Tage haben darf, dass das normal ist, das niemand täglich Höchstleistungen bringt. Dass das sogar gefährlich ist, weil wir Pausen brauchen.

Was kann ich also tun, wenn ich in Zukunft schon am Morgen weiß, dass das ein Tag wird, an dem ich nur langsam vorankomme? Was kann ich noch besser machen, damit ich abends ohne überreiztes Nervensystem zur Ruhe komme? Kann ich – ähnlich wie bei Kopfschmerzen – mich ins Bett legen und dem Arbeitgeber sagen, dass ich eine Pause brauche?

Ich habe keine Ahnung, ob ich das kann. Wenn ich Kopfschmerzen habe, nehme ich entweder eine Tablette (wenn ich geistig eigentlich fit bin und wirklich arbeiten will und mich nur die Schmerzen stören) oder ich lege mich hin. Das tue ich dann, wenn ich merke, dass die Kopfschmerzen mehr sind und ich wirklich Ruhe brauche. Weil, erschöpft.

Das passiert übrigens gerne, wenn ich mehrere Tage am Stück müde war. Dann kommen solche Kopfschmerzen, die mich hinlegen lassen. Die anderen Kopfschmerzen kommen zum Beispiel, wenn ich zu wenig getrunken habe. Das ist wirklich anders.

Was also tun? Wohin mit meiner Müdigkeit, wenn ich müde bin?

Ich denke, in Zukunft mache ich genau das. Ich lege mich ins Bett. Ich schlafe. Warum auch nicht. Was soll ich das ziehen, bis ich wirklich krank werde und mich mit Kopfschmerzen quäle? Wem tue ich damit einen Gefallen? Wenn ich so müde bin, und das eventuell über Tage, dann liefere ich im Job keine gute Leistung ab. Dann – ruhe ich doch lieber einen Tag aus und kann dann wieder Gas geben.

Das klingt sinnvoll für mich, ich werde das direkt morgen ansprechen. Es sollte auch dafür die Möglichkeit geben, so viel Pause zu machen, wie notwendig ist. Weil wir nunmal keine Roboter sind.

Eine KI könnte mich dann ersetzen, während ich schlafe, und die Texte für Social Media für mich schreiben. Nur so eine Idee …

Ich bin im Grunde heute sehr stolz auf mich. Ich konnte gut einschätzen, dass ich müde bin. Ich konnte auch schon Strategien entwickeln, wie damit umzugehen ist. Nur das Essen habe ich noch nicht im Griff. Ich denke, das wird auch besser, wenn ich mich wirklich hinlege. Damit wäre auch dem geholfen. Ich bin müde? Ich lege mich hin und schlafe, melde mich im Zweifel für den Moment krank. Und esse derweil nicht, weil ich schlafe. Klingt logisch.

Würde man sich denn krank melden, weil man müde ist?

Das ist jetzt die Frage. Vielleicht würde ich dann doch sagen, hallo, ich habe Fatigue. In Stufe 1. Lasst mich einen Tag ausruhen, damit es nicht Stufe 4 wird. Falls es das überhaupt gibt – unterteiltes Fatigue.

Ich teile jetzt mit, dass ich froh bin, heute noch schreibend darüber nachgedacht zu haben, und dass ich weiß, dass ich solche Tage liebevoll abhaken darf. Sie sind not nice to have und besser, man bleibt einfach im Bett.

2 Antworten zu „Tag 16“

  1. Müde tage sind anstrengend, vor allem je mehr wir versuchen doch noch was hinzukriegen. Manchmal müssen wir funktionieren und dann müssen wir aber auch nur das wichtigste erledigen, was wirklich sein muss.

    Hoffe du konntest gut schlafen und bist heute wieder etwas wacher

    Liebe Grüße
    Stephanie

    1. Larissa

      Liebe Stephanie,
      Tatsächlich bin ich in letzter Zeit verdammt müde. Das ganze System ist müde. Ich freue mich auf das kommende Wochenende, an dem ich ausschließlich Zeit für mich allein habe…

      Liebe Grüße einer müden Mama 😅

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