über das Fasten

Vorhin habe ich ein wenig gelesen, in meinen Aufzeichnungen aus dem April vor einem Jahr. April 2023. Da hat dass erste Fasten nach fast 20 Jahren stattgefunden. Auf Mutter-Kind-Kur. Es war ein wenig – mitreißend. Andere Frauen aus meinem Umfeld hatten beschlossen, das Fastenangebot auf Kur zu nutzen. Eine Fastenwoche nach Buchinger. Ich habe ziemlich schnell gesagt, dass ich auch mitmachen will. Ich bin ja generell schnell zu begeistern für ungewöhnliche Dinge 😉

Wobei ich das Fasten nach Buchinger auch schon kannte, von früher. Ich hatte schon mit Ende 20 erfolgreich gefastet. Ehrlicherweise hatte ich schon vor April 2023 darüber nachgedacht, nochmal zu fasten. Weil es in meiner Erinnerung eine so gute Erfahrung war. Es war nachhaltig, hat mein ständiges Bedürfnis nach Essen eine Weile ruhen lassen. Das war ein gutes Gefühl. Dieses Gefühl nach 20 Jahren neu zu beleben war mein Antrieb.

Es war schwer. Ich habe so viel gezweifelt. Tagelang im voraus habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich das denn schaffen will. Überall diese Versuchungen. Im Speisesaal. Dreimal täglich essen gehen mit meinem Sohn und allen anderen Menschen. Eine üble Herausforderung. Und dann der Kiosk mit seinem Kaffee und Kuchen. Argh! Kaffee und Kuchen, das Einzige, was meinem oft anstrengenden Leben einen Sinn gegeben hat. Süß und milchig.

Es war ein Hineinstolpern ins Fasten. Ein Wiederentdecken. Ein Verfluchen. Ein Hassen. Ein Feiern. Ein Wachsen. Am Ende. Wie beim Sport, da ist es auch besonders schön, wenn es rum ist …

Es braucht so viel Willensstärke, auf all das zu verzichten, was das Leben sonst ausmacht. Kaffee und Kuchen.
Diese Willensstärke habe ich mir nicht zugetraut. Noch heute denke ich manchmal, dass es kaum zu glauben ist, dass ich es wirklich geschafft habe. Letztes Jahr im April, auf Kur.

Zu sehen, dass ich das (wieder) kann, war großartig. Dabei dennoch anstrengend. Ich will gar nicht so tun, als sei das ganz easy gegangen. Auch wenn es sich ab und an so liest. Dabei waren die körperlichen Veränderungen gar nicht so riesig. Ich hatte keine Kreislaufprobleme und nur selten Hunger. Ich war etwas müder, das aber auch nur die ersten beiden Tage. Kopfschmerzen hatte ich auch nicht.

Ich hatte eher mentale Herausforderungen. Wie das so ist, in schwierigen Zeiten wachsen wir. Für mich war das Fasten im letzten Jahr genau das: Wachstum

Repeat & Learn

Ein Wachstum in Schüben. Nach dem ersten Fasten auf Kur war ich sehr schnell wieder in meinem normalen Stressbewältigungsessen. Kaffee und Kuchen als Heilsversprechen. Mit irgendwas muss ich mich doch belohnen, für all die Mühe! Das Leben ist zu kurz, um ständig zu Fasten. Ich möchte doch Freude haben! Und Freude, das ist doch Kuchen!

Tatsächlich kann ich berichten, dass die Freude nicht in eine Kuchenform passt. Das ist ein locker aufgegangener Traum, nur eine Illusion aus Zuckerkristallen. Süß. Süß blendet mein Denken.

Momentan bin ich gestresst. Schon seit Ende März nimmt der Druck auf der Arbeit quasi täglich zu. Dazu ist Ferienzeit, was mich nachwievor herausfordert. Ich brauche Unterstützung für mich selbst, um wieder mehr in meine Kraft zu kommen. Ich spüre bereits wieder, dass sich mein Denken um den nächsten Zuckerstopp dreht und ich überlege, wo ich genüsslich Kuchen einplanen kann. Dabei geht es mir nach dem Kuchen oder nach den Mozartkugeln (aktuell mein Kryptonit, allerdings nur die von Aldi – sonst wäre ich eventuell auch einfach schon Pleite) nicht besser. Im Gegenteil. Ich will nur einfach immer noch – mehr.

Ich brauche auch weiterhin mein Repeat um zu Lernen. Daher habe ich mir schon Anfang des Jahres minimum drei Fastenzeiten für 2024 vorgenommen. Und so, wie es aussieht, werden es eher sogar vier Fastenzeiten …

Die Ferien bieten sich (wieder) dafür an. Kommende Woche ist K5 auf Freizeit, ich habe nur die Teenager im Haus. Die sind es schon aus der Zeit im Januar gewohnt – sie werden sich selbst versorgen. Das bekommen die hin. Ich werde nur nach mir schauen, mir meine gehasste Gemüsebrühe kochen, mir einen frischen Saft pressen, mittags mit einem Leberwickel ruhen und ganz früh ins Bett gehen.

Parallel werde ich arbeiten, das hat auch im Januar sehr gut geklappt – und es wird auch jetzt gut klappen. Ich weiß schon, dass ich das kann.

Ich könnte enttäuscht darüber sein, dass ich schon wieder fasten muss, um zur Ruhe zu kommen. Tatsache ist, ich bin nicht enttäuscht von mir. Im Gegenteil. Ich bin ziemlich begeistert davon, dass ich dieses Tool für mich gefunden habe und es immer wieder nutze. Obwohl es schrecklich anstrengend ist. Aber ich höre ja auch nicht auf mit dem Sport, weil ich gerade ausreichend Muskelatur aufgebaut habe. Auch das muss ich regelmäßig weiterführen. Sonst verliere ich. Meine Muskelatur, meinen Schwung, meine Beweglichkeit. Ergo – wird regelmäßig trainiert!

Was ich im Sport 3-4 mal in der Woche tue, darf ich im Fasten 3-4 mal im Jahr tun. Weil es gut für mich ist. Weil ich in jeder Wiederholung etwas Neues lerne. Weil ich mich immer schneller und immer besser spüren kann. Weil ich mir selbst auf die Schliche komme.

Kaffee und Kuchen sind nicht der Weg zum Glück, jedenfalls nicht für mich. Es ist schön, zu genießen, und ich werde es wieder tun, keine Frage. Es ist noch schöner, nicht vom Genuss abhängig zu sein. Nicht dem Genuss hinterherzulaufen. Sondern auch zufrieden zu sein an Tagen ohne Kuchen.

Was dieses Fasten sein will

Ich habe in diesem vergangenen Jahr vier mal gefastet – im April, im Mai, im Oktober und im Januar. Jedes Fasten war anders und ähnlich, ähnlich und anders. Ich bin gespannt, wie es dieses mal werden wird. Leichter? Schwerer? Müder? Euphorischer? Wie wird sich der Nagelpilz verändern? Wie wird meine Haut aussehen? Wie werde ich mich mental fühlen? Werde ich mehr schlafen wollen oder wacher sein? Werde ich schreiben oder eher lesen?

Ich bin so gespannt!

Ich habe großen Respekt vor dem Fasten und auch ein wenig Schiss. Ich glaube, das ist normal. Ich verzichte erneut auf Dinge, die mir besonders gut schmecken. Man könnte mich im Verdacht haben, den Kuchen mit Fasten ersetzen zu wollen. Ein gestörtes Verhältnis zu Essen aufbauen zu wollen. In eine neue Sucht geraten zu sein.

Ich kann mitteilen, dass dem nicht so ist. Ich esse und genieße viel zu gern, als dass ich dauerhaft fasten wolle. Ich tue es nur – ab und an. Um meine mentalen Muskeln zu stärken. Die haben diese Trainingseinheiten verdient. Damit ich noch ganz lange stark und gesund bleiben kann!

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