Was ich früher regelmäßig hatte: eine Woche ohne Sport
Was ich heute nicht mehr haben will: eine Woche ohne Sport
Was ich diese Woche dennoch hatte: eine Woche ohne Sport
Was ich daraus lerne –
Ich muss (noch) zum Sport das Haus verlassen. Ja, ich mache durchaus auch mal Gymnastik daheim oder lasse den Smart Hula kreisen. Das ist aber meist eher – naja, mal 10 Minuten oder so. Das ist toll! Ich will das gar nicht schlecht reden, es ist deutlich besser als keine 10 Minuten.
Dennoch fällt es mir leichter, länger am Stück Sport zu machen, wenn ich außer Haus bin. Im Fitnessstudio, aktuell, und im Schwimmbad. Beide Orte habe ich letzte Woche nicht aufgesucht. Ich kam aber auch nicht auf die Idee, stattdessen das Sportangebot daheim zu nutzen. Die Möglichkeit besteht ja. Ich brauche aber (noch), dass ich rausgehe. Und mich bewege. Ich betone das NOCH. Ich glaube, so langsam raffe ich, das meine Bewegung so wichtig für mich ist, dass ich sie auch daheim ausüben kann.
Die Sportherausforderung in dieser Woche war mein jüngster Sohn, der schon Montag Abend so einen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Gereizt, gelangweilt, komischer Geruch aus dem Mund. Ich habe mal eben bis 22:00 Uhr gearbeitet, um alle dringlich wichtigen Dinge erledigt zu haben. Mein Gefühl sollte mich nicht trügen. Dem Dienstag fieberte er entgegen! Dem Mittwoch auch. Donnerstag war es schon besser. Freitag früh ging es dann zum Vater, ohne Fieber, aber noch angeschlagen.
Meine Sportroutinen waren das erste, was ich direkt geopftert habe. Weil sie keine dringlich wichtige Prio haben. Immer noch nicht, was total bekloppt ist. Denn, Fakt, es ist Freitag Abend und ich bin erschöpft. Da ist nur noch der Weg ins Bett, nachdem ich mir selbst aufgeschrieben habe, dass ich das lernen darf. Ich darf lernen,
eine Woche ohne Sport geht nicht!
Ich habe mich diese Woche prima um meinen Sohn gekümmert (erste Prio), und natürlich auch um seine Geschwister (alle gesund, andere Form der ersten Prio) und um meinen Job (falsche Prio). Meinen Sport habe ich einfach fallen lassen, wie einen Sack Kartoffeln im Keller. Da liegt er nun, und niemand hebt ihn auf. Ich war nicht spazieren. Ich war nicht im Fitnessstudio. Ich war nicht Schwimmen. Meine Routine morgens ist aber, jeden Morgen!, ab 8:00 Uhr, eine Stunde etwas tun. Fitnessstudio, zweimal die Woche. Schwimmen, einmal. Spaziergang und Smart Hula, zweimal die Woche. Ich brauche das! Das ist der Grund, warum ich mich leicht fühle. Mein Alltag, meine Kreativitität, die Kinder, alles ist leicht, wenn ich leicht bin. Ich bin leicht, wenn ich mich bewege. Mein Sport. Meine Zeit. Absolut unverhandelbar.
Okay, natürlich geht das schwer, mit einem stark fiebernden Kind allein daheim. Da geht man nicht ins Fitnessstudio. Definitiv nicht. Aber – ich hätte schon gestern einen Spaziergang machen können. Und auch am Mittwoch hatte ich die Möglichkeit, mit dem Auto in die Werkstatt zu fahren, weil die großen Jungs auf den kleinen Jungen aufgepasst haben. Da ging es ihm auch gut genug dafür. Gestern war ich sogar auf einem Workshop. Job ging also auch problemlos. Das ging! Dafür gab es passende Lösungen, die ich problemlos gefunden habe. Ganz leicht.
Prio neu setzen
Ich habe vier Tagen leichte Lösungen finden für Dinge gefunden, die nur Prio 3 sind. Das macht es mir jetzt schwer. Mein Kopf ist durch. Ich bin mental und körperlich erschöpft. Die Care-Arbeit spüre ich vor allem, kaum war mein Sohn aus dem Haus, habe ich schon gemerkt, wie ich abbaue. Das ist auch ein Funktionieren, dass andere Eltern sicher auch kennen. Wenn es den Kindern nicht so gut geht, geben wir mehr als im normalen Alltag. Als mein Sohn vorhin raus war und ich somit die Verantwortung an den Vater abgeben konnte, war ich erstmal – müde. Davor habe ich getröstet, mich gekümmert, Zuversicht gegeben. Er war nur ganz normal krank, also nichts, was mich verunsichert hätte. Ihn aber, der sehr selten krank ist, hat das schon beschäftigt. Er brauchte ganz viel Sicherheit und Nähe. Und ich – ich hätte zum Ausgleich meinen Sport gebraucht. Zum Auftanken.
Ja, krankes Kind darf kurzzeitig auf Prio 1. Keine Frage. Die Kinder haben ansonsten Prio 2.
Prio 1 bin ich! Gerade als Mutter muss ich Prio 1 in meinem Leben sein. Sonst kann ich dem Rotzi nicht gescheit die Taschentücher reichen! Ich bin Prio 1. Und zu mir gehört: Bewegung. Sport machen. Auch, gute Ernährung, das habe ich aber zum Glück ganz gut hinbekommen die letzten Tage –
Ich bin Prio 1. Und keine Woche mehr ohne Sport. Prio 2 sind die Kinder. Und der Job hat Prio 3. Der wird sich das nächste Mal hinten anstellen. Ich habe mich selbst überholt, mit Kind auf Prio 1 und Job auf Prio 2. Wenigstens den Job hätte ich hinter mich stellen müssen, und mich davor.
Habe ich verstanden.
Wo ist mein Bett?
Und morgen gehe ich in die Sauna. Und eventuell am Sonntag auch. Je nachdem, ob mir der Samstag reicht … Weil ich ganz dringend meine Prio ausruhen muss. Ja, ich habe überlegt, ob ich morgen einfach zum Sport gehe, aber diesmal bin ich anders müde. Ich bin nicht müde, weil ich feiern war. Sondern weil ich falsch priorisiert habe. Jetzt darf erst der Akku aufgeladen werden. Mit Spazieren gehen, schlafen und in der Sauna abhängen. Mit Verständnis für mich selbst. Ohne schlechtes Gewissen. Einfach in dem Wissen, ab kommender Woche bin ich wieder meine Prio 1. Und jetzt bin ich auch meine Prio 1. Im Ausruhen!
Ich feiere die Erkenntnis. Ab und an brauche ich eventuell doch eine Woche ohne Sport, um zu begreifen, wie absolut unverhandelbar das ist. Falls ich es demnächst wieder vergesse, wäre es schön, dieser Blog-Artikel ploppt mir dann direkt auf 😉
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