es ist Zeit!

Die Zeit zu kündigen! Viel zu lange kommt sie mit wunderbaren Überschriften, jede Woche, bei mir vorbei. Und zeigt mir, was alles möglich sei, in dieser Zeit. Eine bunte, informative Zeit, die neben meinem bunten Sofa (grün, by the way) oder auf meinem bunten Korbsessel (pink, by the way) liegt. Und aus der Zeit fallen weitere Zeiten, mit weiteren Welten, die erlesen sind. Oder, erlesen sein wollen.

Allein, ich lese sie nicht. Die Zeit verstreicht, mitunter wortlos klagend, sie liegt brach. Mehr Zeit legt sich auf sie, Woche um Woche. Selten, dass eine der Zeiten sich findet, auf dem grünen Sofa, mit mir.

Oft habe ich mir die Zeit als ToDo aufgeschrieben. Heute, 10 Minuten Zeit. Das kann doch nicht so schwierig sein! Heute, beginne ich, mich der Zeit zu stellen. Heute, heute geht es los.

Heute war selten so aus der Zeit. Ich habe den Flur aufgeräumt und die Zeit gefunden. Und geseufzt, weil da kein Platz für all die Zeit im Altpapier ist. Ich darf die Zeit also nochmal neu vertreiben, verlegen, verstecken. In einem weiteren Korb, der all die Zeit aufnimmt, die vergangen ist. Immer in der Hoffnung, aus dieser Zeit noch zu lesen, noch zu lernen.

Natürlich lässt sich vortrefflich in vergangenen Zeiten lesen und oft auch daraus lernen. Und dennoch ist es vergangen. Es ist ein Teil der Zeit, die wir nicht zurück bekommen. Warum also halte ich daran fest? Warum überlege ich, wenn ich nasse Schuhe mit Zeitungspapier ausstopfe, ob ich diese Zeit wirklich nutzen kann. Ist sie nicht zu wertvoll, um sie in die Schuhe zu stecken? Ist sie es nicht wert, gelesen zu werden?

Und ich, kann ich meine Zeit nicht besser kontrollieren? Was ist so schwer daran, die Zeit jeden Tag selbst in die Hand zu nehmen? Die aktuelle, die jetzige Zeit? Nicht die, die schon seit 6 Monaten auf mich wartet…

Ich sollte das doch können. Das ist doch ganz leicht. Am Dienstag kommt das Altpapier, und dann ist die Tonne wieder leer. Bereit, gefüllt zu werden. Und, auch ganz leicht, ich bestelle das Abo ab. Es ist meine Zeit! Ich will offensichtlich meine Zeit nicht mit der Zeit auf dem Sofa verbringen. Etliche Ausreden und viele schlechte Gewissen später möchte ich Ruhe in meinem Wohnzimmer. Und Zeit, die Zeit zu genießen.

Ich kündige der Zeit!

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