Das Stück, 4,95 Euro. Ist erschwinglich, mit einem goldenen Löffel im Mund auf dem Balkon zu sitzen 😉
Ich habe schonmal goldene Löffel an meine Kinder verschenkt. Damals, als Müslilöffel von Mymuesli (by the way, das ist (noch) keine Werbung, ich mag die Jungs von Mymuesli und ich esse sehr gerne Müsli von Mymuesli und ich stehe in keinerlei Kontakt zu Mymuesli!!). Alle, bis auf K3, der sich von Gold offenbar nicht blenden lässt, waren ganz begeistert. Schöne Löffel sind das, etwas größer als ein normaler Teelöffel, dabei kleiner als ein Esslöffel. Der perfekte Löffel für Müsli.
Mit dem goldenen Löffel im Mund ist niemand von uns geboren. Ich noch am allerwenigsten. Ich bin das vierte Kind einer Arbeiterfamilie, und wenn es Müsli gab, dann sicherlich nicht von goldenen Löffeln. Es war eher alles etwas einfacher. Geld war immer ein Thema, Geld war immer knapp. Hätte es goldene Löffel gegeben, hätte es gegen Ende des Monats halt nichts mehr auf die goldenen Löffel gegeben. Eher gab es was hinter die (goldenen) Löffel. Davon hatte ich dann auch viel länger! Hinsetzen tat dann weh, dabei befinden sich die Löffel (Ohren) ja am Kopf und nicht am Arsch. Aber so what.
Ich habe mir gestern einen eigenen goldenen Löffel gekauft. Nachdem meine Kinder, bis auf K3, ja schon goldene Löffel ihr eigen nennen. K3 benutzt einfach die Löffel der Anderen, und sagt dabei, einen eigenen brauche er nicht. Sind ja genug andere Löffel da. Er benutzt auch bevorzugt meine Lieblingsschüssel und sowieso gerne alles, was verkitscht und blumig ist. Schenke ich ihm allerdings diese Dinge, nutzt er sie nie. Ich sollte mir also was verkitschtes kaufen und ihm dann schenken 😉
DAS sollte gut funktionieren.
Da K3 auch nur noch jedes zweite Wochenende da ist, und das eventuell, weil er nunmal keinen goldenen Löffel wollte, gönne ich ihm die Freude, all meine Lieblingsteller und Schüsseln und vermutlich in Zukunft auch Löffel zu benutzen! Der Gast ist der König. War doch so?
Im Ernst, es stört mich erst dann, wenn er diese Dinge benutzt und dann dreckig in seinem Zimmer stehen lässt. Dann ärgere ich mich. Und da ärgere ich mich auch, wenn es ganz normale Haushaltsdinge sind, die nicht durch Kitsch oder Blumen aus dem Rahmen fallen.
Ich habe jetzt also einen eigenen goldenen Löffel. Ich gedenke, damit Smoothies und Eiskaffees zu schlürfen, diesen Sommer, zufrieden, auf meinem Balkon. Ich bin etwas ausgesöhnter mit mir selbst und dem Balkon, so dass das voll passend für mich daherkommt. Zeit hingegen habe ich dennoch selten – umso wichtiger, dass ich sie mir nehme! Ich darf mir die Zeit nehmen, einen goldenen Löffel im Mund zu haben!
(Manchmal kommt mir der Satz komisch vor und ich denke, es hieß doch, mit einem goldenen Löffel im Arsch geboren zu sein, oder?)
Weder ich noch meine Kinder sind mit einem goldenen Löffel sonstwo geboren. Ich habe mir allerdings immer gewünscht, meinen Kindern egal von welchen Löffeln am Ende des Monats ausreichend Essen aufpacken zu können. Ich wollte um alles in der Welt diesen Mangel vermeiden. Zu wenig zu Essen zu haben. Die falsche Kleidung zu tragen. Aufzufallen durch Mangel, wie ich aufgefallen bin durch Mangel. Der größte Mangel dabei war allerdings der Mangel an Selbstbewusstsein. Hätte ich mehr Selbstbewusstsein auf egal welchen Löffeln gegessen, ich hätte daraus eine Tugend gemacht. Und mir coole Klamotten Second Hand gekauft, nähen gelernt, etwas daraus gemacht, was ist. Das habe ich nie getan. Es kam mir nicht mal in den Sinn.
Meine Tochter hingegen, die näht sich Klamotten, kauft Second Hand, trägt auch alte Sachen von mir auf, und sieht dabei immer großartig aus! Und, sie kann sich auch neue Klamotten leisten, Essen ist auch ausreichend vorhanden. Sie hat beim Thema Kleidung allerdings gar keinen Mangel, in Form von, ich brauche mehr! Teurer! Schöner! Wasweißichdenn!
Ähnlich mein Ältester, K1, der auch sehr zufrieden mit dem ist, was er hat. Und das trägt er mit einer selbstsicheren Zufriedenheit. Hunger hat er auch keinen, auch wenn er in der Statur eher schmal ist. Es gab bei uns auch nie einen Mangel, am Ende des Monats. Es gab immer ausreichend Essen. So schwierig es finanziell auch manchmal aussah, es hat immer für Essen gereicht. Und irgendwie auch immer für Kleidung. Und ich kaufe inzwischen tatsächlich auch sehr gerne Second Hand 😉
Was vor allem geklappt hat, und was mich stolz mit goldenem Löffel auf dem Balkon sitzen lässt, ist: Sie haben keinen Mangel an Selbstwertgefühlen. Selbstbewusstsein. Sich ihrer selbst in Liebe sicher sein. Den Mangel, den ich bei mir heute noch spüre, der immer mal wieder seine hässliche Fratze blicken lässt, den haben sie nicht. Jedenfalls nicht in der Form. Sicherlich zweifeln sie auch mal. Und sicherlich ist es nicht immer einfach für sie (gewesen), auch mit der Tatsache, dass ihre Mutter sehr krank war, als sie noch sehr jung waren. 17 und 19, als die Depression voll zugeschlagen hatte. Es hat ihren Selbstwert nicht beschädigt. Ich habe – es gut hinbekommen, sie ohne meinen Mangel großzuziehen. Und heute sind sie wunderbare Erwachsene, die mich immer mal wieder zum Weinen bringen. Weil ich so glücklich bin, die Mutter dieser großartigen Menschen zu sein.
Diese Kinder sind mein wahrer goldener Löffel. Und es wachsen noch weitere Kinder heran, die das Potential dazu haben, auf ihre Art goldene Löffel zu werden. Oder blumige Schüsseln. Oder bunte Teller.
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