geh zur Ruh, schließe meinen Beutel zu –
lege meine Ohren an, damit ich besser schlafen kann –
Heute habe ich wichtige Dinge erledigt. Meinen beiden Teenagern habe ich eine neue Internet-Sperre eingerichtet. Seit der neue Speedport Smart 4 in unserem Heim eingezogen ist, lief das WLAN ungebremst in alle Zimmer. Es war eine Art Experiment der Faulheit. Ich hätte mich um die neuen Zugangsdaten und das Einrichten der einzelnen Zeitfenster kümmern dürfen. Tatsächlich war ich schon ausreichend mit dem Austausch alt gegen neu inklusive Vertragsänderung bei der Telekom und Rücksendung beschäftigt. Diese Dinge kosten mich auch heute noch, offiziell gesund, unglaublich viel Kraft.
Alltägliche Dinge wie Vertragsänderungen, Ausfüllen von Bafög-Anträgen, das Führen eines Kalenders und das Planen von unterschiedlichen Aktivitäten kosten mich verdammt viel Kraft. Den Überblick nicht verlieren – da die Krankengymnastik, dort der Sport, da hat die Schule geschlossen und der Hort macht einen Konzeptionstag. Ach, ich habe vergessen, das Kind muss zum Kieferorthopäden …
Ich bin im Alltäglichen herausgefordert. Vertragsänderungen bei der Telekom sind für mich nicht alltäglich, sondern eine zusätzliche (auch zeitliche) Herausforderung. Ich war sehr dankbar, dass mein Schwiegersohn in Spe das Gerät konfiguriert hat. Und das danach einfach alles wunderbar wie immer lief. Nur die Rechner der Kinder waren nicht mehr Zeitgesteuert. Eine Art – Experiment. Was passiert?
Nicht viel. Zumindest nicht in der Schule. Auch die Kommunikation untereinander wird weniger. Die Hilfsbereitschaft nimmt ab. Der Rechner wird der Mittelpunkt im Jugendzimmer. Ich verliere die Fassung. Sehe, ich darf ins Tun kommen. Den Zustand verändern. Darüber sprechen hilft, ändert aber nichts. Es bleibt ein Gefühl der Ohnmacht, wissend, dass man etwas ändern sollte. Und fühlend, dass es so viel Kraft kostet …
Heute also war der Tag, an dem ich die neuen Zeitregeln eingeführt habe. Das Internet ist eine Anzahl an Minuten X offen, jeweils für Rechner und Handy. Das Experiment, die jugendlichen Kinder in die Eigenverantwortung im Bereich Mediengestaltung zu bringen, ist beendet. Es ist gescheitert. Es war ein schöner Versuch, in dem ich ausruhen und verharren konnte.
Nach jedem Ausruhen und Verharren, egal in welcher Situation in meinem Leben, kommt ein Schub von Energie und Willen. Ein Lernen. Ein Umsetzen. Ein Durchsetzen. Ein weiter gehen. In kleinen Schritten.
Heute waren es große Schritte. Ich bin sehr stolz auf mich! Und direkt wieder müde ob der Anstrengung 😉
Ich habe verstanden, dass Depression für die betroffenen Menschen unterschiedlicher nicht ausfallen könnte. Es gibt nicht DIE Depression. Für mich bedeutet es – Stillstand. Verharren. Einfrieren in einer Situation. Müdigkeit. Da stehen und denken, ach. Lassen wir es doch, wie es ist. Das wird schon passen. Um dann in kleinen Schritten den Weg weiter zu gehen, bis zur nächsten Herausforderung, zum nächsten Stillstand, zum nächsten Learning.
Offiziell, laut Diagnostik, bin ich gesund. Dennoch spüre ich die Depression an jedem Tag. Eine Lösung, wie ich sie freundlicher in mein Leben einbauen kann, habe ich noch nicht gefunden. Ich akzeptiere, dass es Phasen und Projekte gibt, in denen ich nicht handeln kann. In denen ich mir selbst im Verharren zuschaue. In denen ich zwar noch die Zähne putze, aber nicht mehr die Füße eincreme am Abend.
Das war mein erster Life-Hack für die akute Depression. Jeden Abend Füße eincremen. Eine liebevolle Geste mir selbst gegenüber. Unfassbar schwer, dies jeden Abend zu tun. Ein – ach, jetzt ist das Licht schon aus, jetzt ist es auch egal –
Morgen ist auch noch ein Tag. Morgen gehe ich weiter. Heute bin ich zu müde –
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