one story a day keeps the doctor away

Ich bin Geschichte. Mein Blog rettet Leben. Das Meine. Ich bin egoistisch, ich spreche ständig über mich selbst. Ich teile mein Leben, in Teilen. Das, was in mir ist, das Kerngehäuse meines Lebens. Frucht, saftig oder wurmstichig, Stiel, leicht zu lösen oder fest verwachsen, Schale, knackig lecker oder zäh, das spielt immer mit rein. Das ist im Wechsel meiner Geschichte. Der Kern, das Innere, das schält sich mit jeder Geschichte weiter hinaus. Und zeigt sich verletzlich. Einige Kerne, nah beieinander, nahezu schutzlos, werden angesehen und können danach – gepflanzt werden, um zu weiteren Geschichten zu werden, die stark und gesund austreiben, mit saftigen, leckeren Inhalten, die fest verbunden sind. Voller Vertrauen.

Ich schreibe, seit ich denken kann. Manchmal auch nur im Kopf. In guten Zeiten habe ich minimum keine Ahnung wie viele Ideen im Kopf, die alle für ein bildhaftes, witziges oder wissendes Schreiben funktionieren. Würden. Ich schreibe niemals alle auf, manche sind kurze Eingebungen beim Essen kochen, Geistesblitze also. Andere haben einen längeren roten Faden, wie ein farbenfrohes Sonnenuntergang.

In schlechten Zeiten habe ich doppelt so viele Ideen im Kopf, hartnäckig wie eine Dauerbestrahlung beim Zahnarzt. Ich kann kaum ins Licht schauen, ohne nicht sofort Kopfschmerzen zu bekommen. Es ist so grell, dass ich die Augen zusammenkneifen muss und mir die Tränen laufen. Anstrengend! Und so klar. Nackt, beleuchtet, grell.

Welche Geschichten will ich aufschreiben? Wie nackt, weinend oder blitzartig will ich mich gestalten? Wem will ich die Möglichkeit geben, über meine Finger und die Tastatur zu Wort zu werden? Wie helfe ich mir in der Flut sprudelnder Gedanken sinnvoll weiter? Das ich sprunghaft bin, schnell abgelenkt und dabei voll aufmerksam – ich weiß das und mag es. Beweglich im Geiste. Leider weniger beweglich, wenn ich Treppen steige 😉

Ich bin Geschichte und ich muss sie erzählen. Stoppe ich meinen Erzählfluss, werde ich krank. Die Geschichten streiten sich dann in meinem Kopf, drängen nach vorne, wollen Aufmerksamkeit, tanzen im Scheinwerferlicht. Nimm mich! Nein, nimm mich! Folge dieser Idee! Nein, lieber dieser hier! Overload! Tilt! Ich stürze ab. Neustart, da schon ein älteres Modell, dauert ewig. Ich bin kein junges MacBook mehr, dass immer binnen 2 Sekunden on ist. Ich bin eher der ältere Acer, der schon etwas ächzt und manchmal 5 Minuten braucht, um hochzufahren. Und darauf darf ich Rücksicht nehmen. Bedacht!

Kein Overload mehr, sonst muss meine geistige Festplatte doch nochmal zur Reparatur. Und da liegt sie dann wieder lange herum, unbewegt und traurig. Dann lieber regelmäßig das Hirn bewegen. Regelmäßig schreiben. Beginnen, zu sortieren, was da los ist in den Geschichten in meinem Hirn. Wie viele habe ich? Welche will ich mir erzählen? Welche will ich nach außen erzählen?

Homework for life, nennt es Matthew Dicks in Storyworthy (das Buch lese ich gerade). Er schreibt jeden Tag die besonderen Momente auf. Aus denen eine Story werden könnte. Er hat damit immer einen Fundus an Ideen für Geschichten. Er unterrichtet übrigens – nicht nur Grundschüler, sondern auch Menschen im Storytelling. Alles, was ich bisher gelesen habe (bin erst auf Seite 60), gibt mir das Gefühl, für eine Sache in der Welt geboren zu sein. Fürs Geschichten erzählen! Ich fühle mich verbunden, nur über seine Geschichten, über Papier mit Punkten darauf.

Mein Homework for life habe ich schon mit unterschiedlicher Intention begonnen. Dankbarkeit, Stolz, Glück, alles probiert, alles aufgegeben. Was hat mich heute besonders glücklich gemacht, für was bin ich dankbar, was macht mich stolz? Ich schaffe diese Hausaufgaben immer ein paar Tage, dann breche ich ab. Zu viel. Zu anstrengend. Falscher Fokus. Vielleicht ist der Ansatz, welche Story ist dir durch den Kopf gegangen, welche Bilder hast du gespürt, wo hast du getanzt – der bessere Ansatz. Frei von Dankbarkeit, Stolz und Glück. Einfach nur – was ist des Erzählens wert?

Es wird wohl eine Excel-Tabelle. Für mehr Übersichtlichkeit 😉
Und vielleicht kommt Farbe mit rein, damit ich die Grundstimmung der Idee besser einschätzen kann. Destruktive Geschichten sind oft in mir, zweifelhaft gut. Sie zu erzählen darf nur in kleinen Dosen stattfinden. Die Menge macht das Gift. Jeden Tag Nutella wird eng in der Kiste.

Schreiben ist mein Mittel gegen die Krankheit. Schreiben ist mein Leben, mein Erleben, mein Ventil. Mein Glück. Dafür bin ich dankbar, das macht mich stolz. Mehr ist es gar nicht.

Matthew Dick schreibt auf Seite 59 und 60, warum er sein persönliches Leben teilt. Warum er so weit nach außen geht und sich verletzlich macht, mit seinen Geschichten. Storytelling ist immer, einen Teil des Eigenen zu teilen. Es berührt nur, wenn die Geschichte – nachklingt. Wenn sie echt ist. Darüber zu schreiben oder zu erzählen, wie Luke sich fühlt, wenn er erfährt, dass Lea seine Schwester ist – das kann auch berühren. Aber es ist weniger echt. Es ist eine erfundene Geschichte. Da liegt eines meiner Probleme – ich kann nie über Andere schreiben. Ich kann nur über mich schreiben. Meine Gefühle. Dafür gibt es einen Grund, der mir seit ein paar Tagen bewusst ist. Ich werde darüber schreiben. Warum ich schreibe. Über mich. Und warum ich damit weitermachen werde.

So einfach für mich, gesund zu bleiben. Just one story a day!

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