Re: Tag 22

Der Tag der tiefen Erkenntnis! Und was hat der mich letzten Monat geschoben! Weit über die Ziellinie! Siehe hier, Tag 22 im Februar…

Tag 22

Ich bin NICHT Team Homeoffice. Im Homeoffice verliere ich Fokus, Freude und mitunter auch das Ziel. Die Depression sitzt freundlich lächelnd mit einem breiten Angebot an wunderbaren Versprechen vor mir und ich, brav wie ich bin, nicke und sage, STIMMT! Im Homeoffice kann ich Kind und Karriere total gut vereinbaren. Das Kind spielt entspannt in seinem Zimmer, während ich noch eben eine Präsentation vorbereite.

Das mag für Andere stimmen. Für mich ist das unmöglich. Ich bin unstrukturiert bis chaotisch und habe – auch im Büro – grundsätzliche Probleme mit dem Arbeiten. Ich brauche ständig neue Impulse, mir darf niemals langweilig werden, ich suche immer neue Herausforderungen und ich brauche dabei Menschen, die mich begleiten. Kontakte mit Menschen ist wie Wasser in der Wüste. Überlebensnotwendig für mich.

Deutlich gesehen habe ich das letzten Monat mit dem Sturz und meinem “verstauchten” Fuß. Was genau jetzt mit dem Fuß war, das weiß ich gar nicht. Ich weiß nur, es tat weh und ich konnte mehrere Tage nicht laufen. Ich hatte vorher einen sehr guten Flow, hatte gerade Erkenntnisse gesammelt und wollte viele Themen auf die Straße bringen.

Und dann kam der Fuß. Und damit ein daheim bleiben. Und sofort war die Luft raus. Ich hätte – ja dennoch lernen können, was mir gut tut. Oder lesen können, was mir auch gut tut. Oder einen Plan schreiben können, was ich alles tun könnte, was mir gut tut. Ich habe stattdessen – nichts getan. Zwei Tage musste ich mich krank melden, weil ich gar nicht hätte arbeiten können. Mein Hirn war weich. Und dann, Mitte der Woche, vier Tage nach dem Sturz, habe ich wieder angefangen zu arbeiten. Aus dem Homeoffice. Ich hätte mich auch den Rest der Woche krank schreiben lassen können, weil ich nicht viel geschafft habe. Ich war ohne Fokus, habe mit wenig Inspiration irgendwas runtergearbeitet und am Ende des Tages war ich sehr müde und sehr frustriert.

Ich habe das nicht ehrlich runter geschrieben, weil ich das nicht wollte. Ich wollte mir das erstmal selbst nicht eingestehen, dass es mir schlecht geht. Dass ich nicht arbeiten kann. Dass ich gar nicht weiß, was arbeite ich eigentlich? Was tue ich eigentlich? Wo ist mein Fokus, wo mein Ziel, was will ich ???

Das passiert, wenn ich zu lange daheim bin. Das ist mir schon mehrfach passiert, wenn ich zu lange daheim bin. Ich brauche gerade dann einen noch besseren und klareren Plan. Fixpunkte im Tagesablauf, die mich im Flow halten. Das geht für mich einfacher, wenn ich im Büro bin, weil dort andere Menschen meinen Tag mitgestalten, Einfluss nehmen. Das tut mir gut.

Spannend, dass ich dann den Fokus halten kann, Ideen habe, mich kümmern kann. Und daheim ist das schwierig bis hin zu unmöglich. Regelmäßig in den Ferien verzweifele ich und werde von Tag zu Tag schwächer, antriebsloser, unglücklicher. Und ich kann kaum erklären, warum das so ist. Noch weniger kann ich mir selbst helfen, damit es nicht soweit kommt.

Und diesen Dingen bin ich auf der Spur. Von Woche zu Woche, von Monat zu Monat komme ich mehr mehr auf die Spur. Warum ticke ich so. Was läuft da bei mir anders als bei anderen. Ist da doch ein Fehler in der Schaltzentrale? Und wenn ja, wie kann ich diesen Fehler ausgleichen? Was hilft mir?

Ins Büro gehen hilft, das habe ich verstanden und das setze ich auch konsequent um. Termine im Kalender eintragen hilft mir ebenfalls. Es sichtbar machen. Mich sichtbar machen. Aber an manchen Tagen kann ich nicht ins Büro gehen. Weil Ferien sind, ich Urlaub habe, mein Fuß gebrochen ist oder andere Dinge dazwischen kommen. Wie Corona, zum Beispiel. Mir ging es verzweifelt schlecht im Lockdown. Dass wir halbwegs geistig gesund da raus gekommen sind, sehe ich heute als Wunder. Geholfen hat mir, dass ich nicht alleine war. Das K1 da war um zu unterstützen.

Ich brauche also – Menschen um mich, die mich akzeptieren, wie ich bin. Die müssen gar nicht verstehen, warum ich so bin, wie ich bin. Es reicht, dass sie mir glauben, dass es ist, wie es ist. Mein ältester Sohn versteht garantiert nicht, wie ich denke und fühle. Er denkt und fühlt vollkommen anders. Und dennoch kann er mich wunderbar unterstützen. Weil er mich genau so akzeptiert, wie ich bin. Und das ist das wunderbarste Geschenk überhaupt.

Das Geschenk darf ich mir jetzt auch endlich schenken. Ich akzeptiere, dass ich bin, wie ich bin. Und aus dieser Akzeptanz raus suche ich mir die Unterstützung, die mir hilft. Und das ist – regelmäßig ins Büro gehen – eine ToDo Liste schreiben – morgens aufräumen und putzen – rechtzeitig ins Bett gehen und schlafen – UND: an den Tagen, an denen ich nicht ins Büro gehen kann, FESTE TERMINE EINPLANEN und MEINEN TAG STRUKTURIEREN.

Anker werfen vor den Rettungsinseln. Und immer, wenn ich etwas tue, mich selbst fragen – warum tue ich das? Warum tue ich das, auf welches Ziel zahlt es ein.

Okay, wird anstrengend. Aber für den Job kann ich damit anfangen. Da kam heute im Probezeitfeedback auch genau dieses Thema. Mehr Fokus. Ich wünsche mir mehr Fokus. Mein Team wünscht sich mehr Fokus. Gemeinsam bekommen wir das hin, mehr Fokus. Mehr Klarheit. Produktiv arbeiten. Kein Tief auf dem Sofa mit einem kaputten Fuß. Im Fluss bleiben mit der Kreativität.

Seit ich meinen eigenen Blog vollschreibe, geht es mir besser und ich komme von Tag zu Tag weiter im Prozess. Das ist ein großartiges Gefühl! Damit mache ich weiter. Das kann nur – immer besser werden. Ich stehe drauf, mich weiter zu entwickeln!

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