Tag 6

Zeit, sich um das Wann zu kümmern. Nachdem ich gestern viel Energie in verzweifeltes Vergleichen gesteckt habe, brauche ich heute einen besseren Fokus. Etwas vermeintlich einfacheres. Etwas, dass ich mich schon in Tag 2 oder 3 gefragt habe. Die Frage nach dem Wann. Wann will ich denn in Zukunft regelmäßig schreiben? Ich mache ja auch noch eine Weiterbildung, und komme aktuell nicht zum lernen, auch hier stellt sich die Frage nach dem Wann. Wann will ich denn lernen?

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Ich ahne, nie. Es gibt immer gute Gründe, gerade NICHT zu schreiben oder zu lernen. Zumal es in meinem Leben keine versorgende Rolle spielt. Ich muss nicht vom Schreiben leben. Es ist nur ein Hobby – dabei eines, dass mich bewegt, mich mit der Nase auf die wichtigen Themen in meinem Leben stößt. Allein dafür darf ich den richtigen Zeitpunkt finden. Und darum eine Routine aufbauen. Zumindest – an den meisten Tagen der Woche.

An den meisten Tagen der Woche geht K5 gegen 20:00 Uhr ins Bett. Jeden Morgen stelle ich fest, dass das zu spät ist und es ihm gut täte, schon etwas früher im Bett zu liegen. Früher im Bett bedeutet auch, früher einzuschlafen und morgens eventuell etwas frischer aus dem Bett zu kommen. Das gilt auch für mich, die ich letzte Woche jede Nacht bis 23:00 Uhr und später wach war. Das ist die falsche Uhrzeit für mich. Kein Wunder war ich am Wochenende ziemlich durch und sehr müde.

Bin ich erst sehr müde, folgt daraus wenig Gutes. Ich verliere an Kraft, die Kreativität versiegt und ich fühle mich schwach. Daraus resultiert die Unsicherheit, die sowieso oft die Hintergrundmusik meines Lebens gestaltet. Mal ist es ein ganzer Chor, mal nur eine einsame Blockflöte. Umso müder, umso größer der Chor. Das einzige, was bei mir mit Müdigkeit wächst, sind die Zweifel. Verzweifelt müde. Daran darf ich sofort etwas ändern.

In dieses Schreibexperiment bin ich ungeplant hineingeraten. Wie so oft im Leben ist es mir begegnet und ich dachte, ach, da war ich noch nicht, da geh ich jetzt mal einen Kaffee trinken. Könnte ja nett sein! Mein Ziel hätte ich auch gänzlich anders formulieren können, ein “ich arbeite jeden Tag am Blog und finde dabei heraus, was das eigentlich soll, mit diesem Blog” hätte eventuell auch gereicht. Ich aber habe mir eine Zeitbegrenzung auferlegt. Und ich glaube, so sehr spontan war das gar nicht. Weil ich diese Zeit am Tag für mich selbst, diese 30 Minuten, ja wirklich brauche. Egal ob fürs Schreiben oder fürs Lernen oder einfach nur, um die Wand anzuschauen. Ich habe in meinem Tagesablauf selten 30 Minuten für mich alleine. Und genau das fehlt. Ähnlich wie der Schlaf fehlt mir die Ruhe mit mir selbst.

Zeit für mich

Zeit für mich ist der pure Luxus. Ab und an habe ich kinderfreie Wochenenden, die ich mit viel Zeit für mich fülle. Da bleibt Zeit, zu schreiben, ins Café zu gehen, in die Sauna zu gehen, zu lesen, zu lernen. Ich brauche diese Zeitinseln, um im Alltag wach zu sein und die Hintergrundmusik meines Lebens selbst zu gestalten. Um nicht vom Orchester überstimmt zu werden. Ich weiß sehr zu schätzen, dass meine Jungs ab und an bei den Vätern sind. Ich weiß auch, dass das durchaus mit “hast du es gut” kommentiert wird. Vor allem von Frauen, die verheiratet sind und keine freien Wochenenden haben. Ich empfehle an der Stelle keine Trennung (das wäre auch wirklich böse), aber, sich einen Babysitter zu nehmen. Weil, meist sind zwei Einkommen vorhanden und die Möglichkeiten, sich ein freies Wochenende zu gestalten, sind finanziell eventuell etwas einfacher.

Es ist an der Stelle auch immer nur ein Tipp. Sich zu überlegen, was ist mir die freie Zeit, die ich für mich brauche, denn wert? Brauche ich überhaupt freie Zeit für mich? Ich glaube, wir alle brauchen das. Jede und Jeder. Auch die Kinder brauchen freie Zeit, die sie nur für sich verbringen können, beim basteln, Buch lesen, Lego spielen. Um mit sich selbst in den Kontakt zu kommen, muss ich mit mir selbst in Kontakt kommen. Das kann ich am Besten, wenn ich mit mir selbst bin. Ohne Interaktion mit anderen Menschen. Ohne Fernsehen, ohne Feed bei Instagram, ohne Expertenmeinungen, ohne Nachrichten. Nur ich. Nur das Lego. Oder was auch immer mir Freude bereitet.

Dafür brauche ich Zeit. Die muss ich mir aktiv nehmen. Von alleine wird sie nicht zu mir kommen – vorher rufen die Kinder, der Job, der Haushalt. Alle haben ihre Anforderungen und allen voran nunmal die Kinder, die, umso kleiner sie sind, umso intensiver in den Zeithaushalt eingreifen. Den Job wählen wir dazu aus, so, dass es irgendwie noch mit der Familie zu vereinbaren ist. Die Wohnung, das Putzen, kommt noch on Top. Und Zeit für uns? Zeit für mich?

Nachts zwischen 2 und 3 habe ich noch Zeit dafür

Einer meiner Lieblingswitze war früher ein “Echt? Cool, das würde ich auch gerne machen! Nachts zwischen 2 und 3 habe ich noch Zeit dafür!”
Und dazu habe ich dann immer fröhlich gelacht.
Das war noch vor den ersten wirklichen Problemen im Zeitmanagement, als ich noch soweit gesund war, dass ich tatsächlich ab und an nachts zwischen 2 und 3 noch gearbeitet, getanzt oder die Wäsche aufgehängt habe. Da war ich Ende 20 und dachte noch, dass ich spielend leicht alles unter einen Hut bekommen kann. Sogar mich.

Das ging gründlich schief und dieses Schief gehen bietet viel Material für andere Geschichten, die an anderen Tagen erzählt werden. Fakt ist – ich weiß, dass das so nicht geht und dass es auch gar nicht witzig ist. Es ist sehr wichtig, dass ich neben den Wochenenden, die normalerweise alle 14 Tage für mich sind, weitere Zeitinseln schaffe. Jetzt, für das Schreibexperiment. Aber auch danach, um weiter zu schreiben, weiter zu lernen, oder auch um einfach nichts zu tun.

Ich habe daher beschlossen, meine 30 Minuten für den Moment auf 20:00 Uhr zu legen. K5 ist da im Bett, die Küche sollte bis dahin auch aufgeräumt sein. Ab 20:30 Uhr stehe ich dann wieder K4 zur Verfügung, der natürlich auch seine Bedürfnisse hat und gerne Zeit mit mir verbringen möchte. Für ihn habe ich dann noch eine Stunde am Abend, die wir gemeinsam verbringen. Mal mit schulischen Fragen. Mal erzählend. Und mal mit einer Daily Soap vor dem Fernseher. Ganz, wie es gut für ihn ist.

Ich lege mein Schreiben jetzt also zwischen die beiden Kinder. Als kleine Abendinsel. Erst spiele und lese ich mit K5 und bringe ihn ins Bett. Dann wird schnell gestaubsaugt und die Küche aufgeräumt. Dann setze ich mich an den Rechner und schreibe 30 Minuten runter. Und dann lasse ich den Abend ausklingen mit Zeit für K4.

Meine Texte schaue ich mir dann am kommenden Morgen an und überlege, wie ich sie strukturiere, unterteile – bzw. jetzt, während des Experiments, lade ich sei sowieso einfach hoch und gebe ihnen Raum. Später will ich ich diese Texte auf Themen abklopfen. Schauen, was mich wirklich bewegt und über was ich tiefer schreiben möchte. Ich hoffe, mit dem regelmäßigen Schreiben meinen Themen wirklich auf die Spur zu kommen. Zu sehen, was wiederholt sich quasi ständig. An was kann ich arbeiten.

Das funktioniert ja heute schon vor mir, nach 6 Tagen … ich sehe, ich darf meine Zeit neu planen. Mir selbst Freiräume schaffen für meine Hobbies. Das fällt gar nicht so leicht, wenn man erst gegen 17:30 Uhr von der Arbeit kommt und sowieso ein leise schlechtes Gewissen hat, weil die Kinder nicht viel Zeit mit mir haben. Ich will ihnen nicht noch die letzte mögliche Zeit rauben. Andererseits – wenn ich meine Aus-Zeiten nicht bekomme, ist es für die Kinder auch nicht schön, Zeit mit mir zu verbringen. Eine müde und traurige Mama wünsche ich meinen Kindern nicht. Ich wünsche ihnen eine starke, positive, fröhliche und motivierte Mama, die weiß, was sie kann und die sich nicht mit anderen vergleicht, die eventuell – tatsächlich gerade mehr Zeit haben.

Meine Zeit wird kommen! Soviel ist klar! Und jetzt teste ich dieses Zeitding für die kommende Woche. Nur – morgen nicht. Morgen ist gleich die Ausnahme. Morgen gehe ich um 20:00 Uhr zum Zumba und werde entweder – vorher schon schreiben oder danach. Auch das werde ich mit der Zeit heraus-finden.

Wichtig ist gerade nur – dass ich entscheide, dass es mir die Zeit wert ist. Zu schreiben. Zu lernen. Wenn ich mir die Zeit zuteile, werden meine Kinder das akzeptieren.

Eine Antwort zu „Tag 6“

  1. […] Hier der Link zu Tag 6 im Februar – Tag 6 […]

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