Tag 7

Es ist die Zeit. Die Zeit der Anderen, die an mir nagt. Der Mangel an Zeit, den ich habe. Ich lebe im Mangel und gleiche das aus, mit vielen Süßigkeiten. Sie sollen mir den Mangel versüßen.

Das Bedürfnis nach mehr Zeit wächst tatsächlich. Es war früher weniger ein Thema, ich hatte mehr Kraft und brauchte weniger Schlaf. Vermeintlich. Manchmal fühlte ich mich unbesiegbar, eine Heldin im Job, eine Heldin daheim. Schnarch. Heute fühle ich mich nicht unbesiegbar, sondern ich denke, ich bin bekloppt. Ich mache zu viel. Ich arbeite 8 Stunden am Tag und kümmere mich in den Nebenstunden darum, dass meine Kinder emotional sicher aufwachsen können. Ich bin rund um die Uhr im Einsatz.

Mein letzter Therapeut schwafelte die ganze Zeit davon, dass ich mehr für mich machen soll. Mich hat das so wütend gemacht. Dieser Mann, 60 Jahre alt, verheiratet, keine Kinder. Was will er mir denn erzählen? Was denkt er denn, wie mein Alltag aussieht? Hat er auch nur im Ansatz eine Ahnung davon, das Kinder nicht nur Geld kosten, sondern auch Zeit und vor allem – Gefühl? Ja, sie geben auch viel Gefühl zurück, ich will die Kinder und die Anstrengungen dahinter nicht missen. In keinem Fall. Ich will nur – auch ich sein. Zeit für mich haben.

Der Job ist dabei der erste Schritt. Ich arbeite wirklich gerne und es ist in jedem Fall Zeit für mich. Zeit, in der ich in anderen Strukturen denke und handele. Das tut gut! Dennoch ist es, ehrlich gesagt, nicht das, was ich wirklich will. Wirklich wollen tue ich frei sein. Zeit haben. Zum Schreiben. Zum Singen. Zum Sein. Ich bin neidisch auf die Zeit der anderen, die dafür scheinbar mehr Spielraum lässt.

Dabei weiß ich, dass das nur mein Blick bis vor die Tür der Anderen ist. Und ich weiß nicht, wie es drinnen aussieht. Wie glücklich oder wie unglücklich sie in ihrer Zeit sind. Und was sie dafür getan haben, vermeintlich so viel Zeit zu haben. Auch hier ist ein Vergleichen absolut sinnlos. Vergleichen tue ich mich aber wohl gerne und öfter, als mir lieb ist.

Liebe das, was du tust

Es ist an der Zeit, dass ich mir das wieder zurückhole. Dieses “ich liebe, was ich tue”. Wenn ich liebe, was ich tue, dann fühlt sich die Zeit, die ich damit verbringe, nicht schwer an – sondern sie fliegt und verleiht mir dabei Flügel. Es lässt mich aus dem Mangel herausfliegen und frische Luft schnappen. Es gibt mir Freiheit. Und tatsächlich auch – Zeit. Die Zeit, die ich nicht damit verbringe, mich mühsam durch den Tag zu motivieren –

Ich kann lieben, was ich tue – normalerweise tue ich das auch, es sei denn, ich habe eine Phase wie gerade jetzt, wo ich mich so stark vergleiche mit Menschen, die ein anderes Leben leben. Mir tut die Anwesenheit in den sozialen Netzwerken immer nur kurz gut. Auf Dauer spüre ich immer, wie mich die vermeintlichen Erfolge der Anderen belasten. Mir das Gefühl geben, nicht gut genug zu sein, noch mehr tun zu müssen, um auch so erfolgreich und glücklich zu sein. Ich bin dafür sehr anfällig, meine Psyche ist nicht stark genug, um das auszublenden. Ich bin keine Blenderin. Auch das bin ich nicht. Ich bin immer sehr ehrlich, auch in den schlechten Gefühlen. Ich bin sicherlich nicht stolz darauf, neidisch zu sein – ich weiß aber zu schätzen, dass mir diese Gefühle etwas sagen wollen. Und ich damit die Möglichkeit habe, mich den Gefühlen zu stellen und eine gute Lösung für mich zu finden.

Die Lösung lautet – ich liebe, was ich tue! Und ich fange schon heute damit an! Ich spreche mir bewusst zu, dass ich mich auf jede einzelne Aufgabe, die da auf dem heutigen Plan in meinem Kopf steht, freue. Wie so oft, habe ich den Plan nur im Kopf. Ich werde ihn auch aufschreiben, damit es einfacher wird, das zu strukturieren. Heute ist da der Job, ein Posting, das mir noch sehr schwer fällt (die leichten Worte, die ich dafür brauche, wollen einfach nicht kommen), ein Konzept, dass ich fertig schreiben muss sowie Aufräumarbeiten. Außerdem hat K5 Schwimmunterricht, ich muss dringend einkaufen und habe abends noch Sport. Ich will das jetzt alles tun, weil ich es Liebe! Ich liebe es, einkaufen zu gehen und ich liebe es, zum Schwimmunterricht zu gehen! Mein Herz hüpft vor Freude, weil ich einen Text für ein Posting in den sozialen Netzwerken schreiben darf und ich freue mich wie Bolle auf den Konzeptentwurf für ein neues Talkformat in der Firma.

Das Alles macht mich glücklich und ich nehme mir gerne die Zeit dafür! Und wenn ich so sehr glücklich bin, wird mein gefühlter Mangel besser werden. Ich werde mich gesegnet fühlen, weil ich in meiner Zeit nur Dinge tue, die ich von Herzen liebe.

Und jetzt – Meditation an! Ich bin kein Opfer meiner mangelnden Gedanken. Ich denke mich glücklich! Weil ich es selbst in der Hand habe, wie meine Zeit sich anfühlt!

3 Antworten zu „Tag 7“

  1. Liebe Larissa,

    wow, du bist auf einem verdammt guten Weg zu dir selbst.
    Herzliche Grüße von einer Psychologin
    Stephanie

    1. Larissa

      Liebe Stephanie,
      an machen Tagen definitiv, an anderen Tagen ruhe ich mich einfach aus 😅
      Ja. Ich bin auf einem guten Weg!.

      Danke, das du lesend ein Stück mitgehst!
      Larissa

  2. […] erinnere einen Mangel an Zeit an Tag 7 im Januar: Tag 7Mangelhaft. Jemand in die Mangel nehmen. Es mangelt an den grundlegenden Dingen. Mitunter auch an […]

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