um des Schreibens Willen

Ich lasse aktuell den Alltag sacken, und mit ihm – mein Schreiben. Was will es, im Alltag? Welchen Anspruch habe ich an mein Schreiben? Was will es erzählen? Jetzt, wo ich weiß, dass ich kann. Was genau, kann ich denn?

Ich erinnere heute bewusst meine Weiterbildungszeit, von Mai 2020 bis April 2021. Meine erste und einzige “Ausbildung”, die ich samt Prüfungen und Zeugnis in meinem bisherigen Leben absolviert habe. Ja, ersthaft. Ich bin die ohne Schulabschluss, ohne Ausbildung, ohne Studium, ohne – so ziemlich all das, was “man” üblicherweise so tut.

Mein Jahr IHK-Weiterbildung war eine spannende Zeit voller neuer Herausforderungen, die mir wirklich einiges abverlangt hat. Dinge, über die ich heute schmunzeln kann. Allein der Anfang, ein Lernen lernen als Thema (lauter neue Dinge, ich dachte bis dahin, sowieso nicht Lernen zu können). Ich war so geflasht über all das, was man Lernen kann im Lernen. Neue Welten! Ich hatte bis dahin dem Lernen den Stinkefinger gezeigt. Es gehört zu den Dingen, die ich eh nicht kann. Haben schon meine Lehrer damals gesagt, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Ich war (und bin) sehr leichtgläubig. Vor allem glaube ich gerne den Anderen. Mir selbst selten, oder, wenn, dann nur, wenn ich mir erzähle, was ich nicht kann.

Lernen lernen. Das war im Grunde ein Jahr mein Thema. Andere Themen wie Selbstorganisation waren ähnlich herausfordernd. Wir hatten selbst danach zu schauen, wann welche Aufgaben eingestellt wurden und bis wann diese zu erledigen sind. Das hat mich wirklich herausgefordert. Abgabefristen. Manchmal auch unklare Aufgaben. Selbst nachdenken, was priorisiere ich wie. Für was brauche ich wie viel meiner Zeit. Es war – erschreckend und ein Zeichen, eines, das mir zeigte, ach genau, das kann ich ja nicht!

Natürlich – durfte ich mir selbst beweisen, was ich alles kann. Um hier den Bogen zum Schreiben zu spannen. Mein Schreiben war auch Thema, in mehreren Aufsätzen. Teils in Englisch. Andere Teile in Deutsch. Teils als Hausarbeit. Teils als Vortrag. Und teils mit Themen, die mir gar nicht liegen, die ich niemals freiwillig ausgesucht hätte, wie – Vertragsrecht – also, abgrundtief spannend! Und – ich kam da nicht drum herum, ich musste das machen. Ich musste mich selbst austricksen und mich hinsetzen und mir Informationen zusammensuchen. Recherchieren. Passende Quellen zu den gestellten Fragen finden. Um am Ende festzustellen, dass ich das überraschenderweise tatsächlich kann. Und, dass es gut war. In Noten eine 1.

Die Vorträge kamen am Ende. Einer in Englisch, über 10 Minuten, zu einem beliebig gewählten Thema. Etwas, das wir verkaufen sollen. Etwas, das wir vorstellen sollen. Ich hatte mich für Lego entschieden und in diesen 10 Minuten etwas über die Geschichte von Lego erzählt, etwas über den Nutzen und die Freude und über geplante Zukunft des Unternehmens. Und mein Vortrag war auf den Punkt und ohne jeglichen Punktabzug. Dafür habe ich – zwei Wochen intensiv gearbeitet, den Text gegliedert, mir einen Haufen Gedanken gemacht, diese ausgesprochen und neu zusammengeführt, so dass am Ende sowohl im geschriebenen als auch im gesprochenen keine Wünsche meinerseits offenblieben.

Die “echte” Abschlussarbeit war eine Vortrag von 20 Minuten über eine Innovation in einem (fiktiven) Betrieb. Da war ich bereits im Bewerbungsprozess für ein Startup, bei dem ich ab Mai 2021 auch gearbeitet habe. Und es ging um den Vertrieb einer Lernplattform – diese Lernplattform habe ich in einem fiktiven Unternehmen vorgestellt und dargestellt, welchen Wachstum das Unternehmen für die Mitarbeitenden erwarten kann, wenn es die normalen Schulungsmaßnahmen mit einer simplen und einfachen Software ergänzt.

Das! war mein Meisterstück. Ich habe wirklich viel Hirnschmalz in diese Aufgabe gesteckt, sowohl schriftlich als auch im Gesprochenen. Ich, die ich bis dato nur eine Handvoll Situationen hatte, in denen ich vor Menschen gesprochen habe, habe das frei vorgetragen und auch hier die volle Punktzahl erhalten.

Wachstum. Dieses Jahr war ein Wachstumsjahr, in vielerlei Hinsicht. Ich habe angefangen. Ich habe es zu Ende gebracht. Ich war erfolgreich. Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich lernen kann zu Lernen. Dass ich mich selbst organisieren kann. Krass geiles Gefühl, vor allem, wenn man noch bis zu den Knien in der Depressionswolke festhängt. Gefühlt war dieses Jahr IHK-Weiterbildung mehr Therapie, als ich das für möglich gehalten hätte. Gefühlt wünsche ich mir ein weiteres Jahr intensiven Lernens mit intensiver Begleitung …

Wobei mir klar ist, intensive Begleitung, die bin ich mir selbst.
Und ebenso klar ist – dieses Schreiben und Vorbereiten von Präsentationen oder Vorträgen oder Talks – wie auch immer man das nennen möchte – dieses Schreiben kann ich auch heute noch. Es ist natürlich mühsamer, als sich ohne Plan an die Tastatur zu setzen und einfach runterzuschreiben, was sich gerade im Kopf befindet. Irgendwas ist ja immer da. Ob und wie das sinnvoll ist, egal. Hauptsache, erstmal weg damit. Meist ist es ja tatsächlich informativ oder witzig oder sogar Beides. Oder zumindest erleichternd, für mich selbst. Damit hat es schon den besten Zweck überhaupt erfüllt.

Und dennoch – ich möchte mir das nochmal ganz bewusst vor Augen führen. Ich kann das! Auch zu Themen, die ich eventuell niemals selbst ausgesucht hätte, wie – Vertragsrecht – Egal! Völlig egal!
Ich habe im Job auch Schreibaufgaben, denen mitunter die Leichtigkeit fehlt. Es hakelt in den Formulierungen oder ich denke, schrecklich!! Es klingt total generisch. Als hätte ChatCPT das geschrieben. Oder sonstwer ohne Seele. Und dann – höre ich frustriert auf, weiter daran zu schreiben, weil es mich unter Druck setzt. Dabei ist genau das der Schlüssel. Weiterzuschreiben. Das Thema zu vertiefen. Neue Formulierungen auszuprobieren. Sich Inspiration zu suchen, in der Natur oder im Backofen, während die Pommes vor sich hin garen.

Im übrigen, wie einfach es doch manchmal sein kann. Heute gab es gekaufte Pommes (also, TK-Ware) und frische, selbstgemachte Süßkartoffelpommes, dazu viel Rohkost und die Kids waren happy!! Das ist ja jetzt kein Hexenwerk, das kann ich ruhig alle zwei Wochen mal machen.

Und das Schreiben? Zu festen Themen, oder gar als Heldenreisende Geschichte? Ist das als nächstes dran in meiner Entwicklung? Wachse ich in diese Richtung, traue ich mir das zu? Kann ich zielgerichtet bloggen? Und wenn ja, was ist das Ziel?

Okay – Dinge, die ich herausfinden darf. Sehr cool. Um des Schreibens Willen werde ich das tun. Da ist noch ganz viel, dass zu beschreiben ich mir ersehne.

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