so knallt der Alltag

Ich bin überraschend – überraschend müde. Und überraschend überrascht. Wie konnte ich so schnell vergessen? Meinen Alltag, mein alltägliches.

Erstaunlich, wie schnell ich raus war: kaum in Kur angekommen, schon in Kur abgetaucht. Zwei zaghafte Gedanken, die sich noch um “habe ich alles erledigt” drehten. Sich wie zwei Kreisel ausdrehten und hinlegten. Pause. Ruhe.

Letzte Woche Mittwoch dachte ich schon, oh, wow, so schnell geht es auch zurück. Alltag. Der Hammer! Was für eine Geschwindigkeit! Wie habe ich das nur vorher täglich geschafft? Knaller!

Und heute? Lächele ich müde, was eine Farce. Heute! Knallt der Alltag. Und er tut es ganz beiläufig. Als sei es das selbstverständlichste der Welt. Rund um die Uhr, auf den Beinen, laufend. Denkend. Lächelnd. Verständnisvoll. Lernend. Auch, trampelnd. Einen meiner Vorsätze für nach der Kur habe ich heute umgesetzt. Er lautet – mit dem Rad zur Arbeit fahren.

Dazu sei gesagt, ich habe ein altes Fahrrad. So richtig – alt – nix E-Bike oder Lastenrad mit Kindertransportfunktion oder ähnliches. Ich habe ein altes Rad und betreibe das alleine. Da wird nichts unterstützt. So wie der Rest des Lebens ja auch. Älteres Semester (ich ;-), betreibe mich alleine 😉
Planung und Umsetzung, alles aus einer Pedale. Alleine getrampelt. Manchmal mit Schleichwegen, weil. Die Steigung hier hoch zur Wohnung, die umfahre ich gerne. Der Weg ist dann etwas länger, dafür ruhig und ohne viele Autos. Deutlich angenehmer!

Es war schon herausfordernd heute früh. Meine Lust, mit dem Fahrrad zu fahren, ging gegen Null. Heute abend bin ich dafür sehr stolz auf mich! Es hat gut getan, sich zu bewegen, und es ist die einfachste Art und Weise, Bewegung in meinen Alltag einzubauen. Ich bin mit dem Auto auch nur unwesentlich schneller. Die 5 Minuten kann ich getrost unter Ulk abhaken.

Ich bin also heute – eine Alltagsheldin, die neben zwei Kindern und dem Vollzeitjob auch noch mit dem Rad fährt, morgens frischen Smoothie zubereitet und abends frisch kocht für die lieben Kinder. Dazwischen finden Meetings und Geschäftsessen statt und eine Menge Input an Ideen und sonstiger Arbeit landet auf meinem Schreibtisch. Alles meins! Und auch vor der Kur war das so. Ich habe es nur – vergessen. Es hat mich heute eiskalt erwischt, wie viel Organisation und Aufwand das ist. Mein tägliches. Und ich weiß – ich bin keine Ausnahme! Ich bin damit in guter Gesellschaft.

Auf Kur haben wir selten über unseren Alltag gesprochen, erstaunlicherweise. Das wäre sicher anders gewesen, wenn ich den Schwerpunkt Stressbewältigung gewählt hätte, oder Psychosomatik. Ich hatte mich allerdings für Bewegung entschieden und entsprechend wenig wurde gesprochen. Keine Gruppentherapien. Das war bewusst gewählt. Ich wollte mich dem Stress der Andere nicht aussetzen. Immer noch nehme ich in solchen “schweren” Runden auch “schwere” Themen mit und vertiefe diese Gespräche. Und genau das – wollte ich in Kur nicht. Ich wollte meine Ruhe von all den Themen der Anderen. Ich wollte meine Ruhe für all die Themen, die mich betreffen. Das habe ich erfolgreich umgesetzt. Mein Alltag war meilenweit entfernt und kam mir gegen Ende der Kurmaßnahme auch gar nicht mehr stressig vor.

Der Knaller! Wäre es nicht so witzig, ich würde weinen!

Mich haben die normalen Zustände heute direkt überrollt. Ich war noch immer, obwohl ich letzte Woche schon zwei Tage gearbeitet habe, im totalen Relaxmodus. Easy. Entspannt. Entspannt bin ich auch heute noch, allerdings zusätzlich körperlich und geistig müde. Voll geschafft! Der Hammer!

Ich schüttele dieses Gefühl von “mich selbst ins kalte Wasser geschubst zu haben” jetzt ab und sortiere mein Hirn. Ich darf aufpassen, dass mein Akku ganz bleibt. Der darf sich entladen – und ich darf ihn neu aufladen – und auch dafür ist Kur, zu lernen, wie lade ich mich denn sinnvoll und effektiv auf? Was hilft mir? Und fast noch wichtiger – wie kann ich gut darauf achten, dass der Akku nicht direkt wieder kaputt geht? Der hatte nämlich über lange Zeit ein Loch. Das habe ich geschlossen. Das Loch. Und es soll dauerhaft geschlossen bleiben.

Ich denke, ich schaue jetzt nochmal anders auf meine (Arbeits-)wochen, reflektiere meine einzelnen Themen neu. Ich lese ab und an das “Reflect & Learn” von guten Bekannten auf Linkedin. Dieser Idee mag ich mich auch bedienen. Mit meinen Ideen für meinen (neuen) Alltag und die Strukturen, die ich für mich vereinfachen möchte. Darauf einen Blick zu haben, um zu sehen – wie läuft es denn wirklich? Wie geht es mir damit? Was ist das Ziel und wie komme ich dem von Woche zu Woche näher?

So. Oder so ähnlich. Knallt der Alltag. Es ist erstaunlich, in welchem Tempo wir leben, die Kinder und ich. Ich weiß, andere tun das auch – in hohem Tempo leben –

Ich habe das sehr genossen, auf Kur so viel Zeit für mich gehabt zu haben. Wie groß dieser Luxus war, das beginne ich jetzt zu verstehen. Im normalen Alltag ist nicht lesen, liegen, laufen in langsamen Tempo. Im normalen Alltag ist Geschwindigkeit und Muskelaufbau, jedenfalls beim Radfahren 😉

Und – wichtig – im normalen Alltag braucht es auch die Pausen, die ruhigen Momente, ein durch die Natur gehen und die frischen Blätter an Bäumen und Sträuchern bewundern, die sich noch ganz weich und satt grün ins Bewusstsein schieben. Das! liebe ich sehr. Mein Beitragsbild ist gestern im Wald entstanden. Mein Alltag darf regelmäßig grün sehen!

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