aus der Schwebe, ins Licht

Gerade heute wurde ich gefragt – wie es uns als Familie geht, und wie es K3 mit seiner Entscheidung, beim Vater wohnen zu wollen, geht. Was ist passiert, seit Anfang Juli im letzten Jahr? Was folgte, auf diese ersten zaghaften Schritte hinaus aus der Schwebe? Wie lange haben wir auf der Wiese gelegen und in den Himmel gesehen? Wann sind wir, wann bin ich aufgestanden, und weitergegangen?

Das Gefühl, als Mutter versagt zu haben, ist es noch um mich? Oder konnte ich es liebevoll zur Seite schieben, um genauer hinzuschauen? Habe ich gerade richtig gehandelt, als ich meinen Sohn dazu aufforderte, aus der passiven Haltung und dem „Nichts-Tun“ in eine aktive Haltung und eine Entscheidung zu gehen?

Rückblickend betrachtet kann ich feststellen, dass jeder einzelne, schmerzhafte, traurige, wütende, verletztende oder einfach nur anstrengende Schritt einer ins Licht war. Licht am Ende des Tunnels von Zerrissenheit und Wut. Wir sind heute, wieder, ein gutes Team. Und auch die Geschwister, die davor ebenfalls getunnelt haben, sind sich näher gekommen. Ganz, als ob ein wenig Abstand Raum schafft für mehr Vertrauen.

Nach dem „Auszug“ von K3 im Sommer 2022 und dem Wechsel der einzelnen Zimmer in der Wohnung war ich – erschöpft. Ich erinnere einen kurzen Urlaub, den ich ohne Kinder in den Niederlanden hatte – auf den Spuren des Urlaubs, den ich vor sieben Jahren nur mit K5 im Gepäck gemacht habe. Zeitlich gehört der Urlaub in dieses Jahr, er hat damals nach der Kur stattgefunden 😉
Wenn ich so darüber nachdenke, sollte ich im Sommer meine Tasche packen und nochmal in die Niederlande fahren –

Letztes Jahr habe ich das getan. Ich brauchte Ruhe nach all dem Herumgeschwebe und die Gelegenheit ergab, dass alle Jungs bei ihren Vätern waren und ich – Zeit hatte. Ich dachte, ich gönne mir etwas Abstand und entspanne an Lieblingsorten. Die Anreise und die erste Nacht in Delft waren noch gut. Und dann, am zweiten Tag, kamen die Gefühle und schwappten einmal über mir zusammen. Kaum Luft zu kriegen. Ich war unendlich traurig. Erschöpft. Saß in meinem Hotelzimmer und – weinte. Einen halben Tag lang. Um dann aufzustehen und das Hotel zu verlassen. Um tanzenden Menschen auf einem Salsa-Fest zuzuschauen und mich grenzenlos einsam zu fühlen. Menschen, tanzend, glücklich und ich am Rande, unsichtbar weinend.

Der Blues, er verging am nächsten Tag mit der Abreise aus Delft und wurde besser, im Laufe der nächsten Tage. Dennoch war es eine schwere Reise mit vielen Unsicherheiten. Ist es richtig, was ich tue? Und wenn nein, was kann ich anderes tun? Was will ich beruflich? Was kann ich? Kann ich überhaupt irgendwas? Viele Fragen, viele Zweifel. Hätte ich die Situation daheim noch länger aushalten sollen? Oder ist es gut, irgendwann einen Schlußstrich zu ziehen?

Nach dem Urlaub – habe ich angekündigt, dass ich eine Veränderung im Job brauche. Daraus würde tatsächlich ein Schlußstrich, eine Kündigung, meine Kündigung. Mein Job. Das Telefonieren. Die Akquise. Ich konnte meinen Job – ich war gut in meinem Job – und ich habe gelitten in meinem Job – ich hatte keine Freude mehr in meinem Job – die einzig richtige Entscheidung war, zu gehen.

So, wie es für meinen Sohn die richtige Entscheidung war, zu gehen. Jetzt kann er wiederkommen. Jede Woche und öfter. Wir kommen uns wieder Nahe, lachen und erzählen, er kommt zu mir, wenn er einen Rat braucht, er kommt auch zu mir, um sich in den Arm nehmen zu lassen. Es geht uns um ein Vielfaches besser als vor einem Jahr. Wir sind klar.

Klarheit ist mir inzwischen, neben der Ordnung, das Wertvollste. Klare Kommunikation, klare Grenzen, Bewusstsein. In Ordnung sein. Gesund sein.

Ob ich in diesem Sommer auch weinen werde vor Erschöpfung und Traurigkeit? Oder ob ich in diesem Sommer tanzen werde? Und tanze ich alleine? Ich lasse mich von mir selbst überraschen!

In den nächsten Tagen mag ich nochmal zurück schauen, in diesen Sommer vor sieben Jahren. Meine Reise ins Licht.

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