von schönen Tellern

Zitronenkuchen und Currywurst.

Vom Kaufen. Ohne Hunger. Vom Essen. Ohne Hunger. Vom Luxus, der unglücklich macht.

Heute liegen mir Zitronenkuchen und Currywurst im Magen. Oben drauf habe ich gerade noch eine Kugel Mozart gepackt, um das ganze musikalisch abzurunden … und ich ahne, nachher, mit dem Kinde, gieße ich noch das Wasser im Bade aus, also, esse Chips. Weil, ich es kann!

Derweil beobachte ich einen Pickel Mitte links, der nicht von beginnender Pubertät spricht, jedenfalls nicht mit mir. Eher macht er sich lustig über mich, beginnende Pubertät, haha. Beginnende Altersdummsicht, vielleicht.

Zwei Dinge, beide Klassiker, beide stoßen mir auf.

Zitronenkuchen

Im Glas! Im Weck-Glas, eingemacht, mit rosa Schleife versehen, 10 Euronen teuer, auf dem Frühlingsmarkt in Buchen erstanden. Weil. Und da kommt meine Erkenntnis des Tages, und aus diesem Grunde werde ich zumindest das Glas aufheben und zu Dekozwecken mit Stiften füllen und auf den Schreibtisch stellen. Als mahnendes Denk-doch-mal an mich selbst.

Denk dir einen Frühlingsmarkt, bei Regen. Ein Kind, 7 Jahre alt, auf der Suche nach Waffeln. Etwas warmes, pudriges, mit Zucker drauf, um der Welt einen kleinen Hauch von Süße zu geben. Dazu eine durchaus gut gelaunte Mutter, die samt Schmetterlings-Regenschirm durch die Gässchen flaniert. Dazu einen Stand mit – Waffeln! Allerdings – mit herzhaften Waffeln. Sehr leckeren herzhaften Waffeln mit Zucchini und Möhre, die wir testweise probieren durften. Die waren Mega! Warm, geschmacklich und in der Konsistenz on point, ich habe selten so leckere Waffeln gegessen, und das kostenfrei. Dem Kind, das nach Puderzucker strebte, waren diese Waffeln nicht gelegen.
Am Stand gab es natürlich mehr als nur diese Waffeln. Unter anderem gab es Zitronenkuchen im Glas. Des Sohnes liebster Kuchen ist Zitronenkuchen. Und es flossen zwei Gedanken zusammen. Ein – ich kaufe dem Kind einen Kuchen! Und ein – jetzt haben die mich umsonst diese leckere Waffel essen lassen. Da muss ich jetzt auch was kaufen …

Ich lerne. Jeden Tag dazu. So steht es geschrieben. Heute lerne ich – das ist völliger Quatsch! Der Mann hat mir die Waffel geschenkt. Ich muss deshalb nicht für 10 Euro einen Kuchen kaufen. Was ist das auch für ein astronomischer Preis? Und nein, ich habe das Geld dafür nicht. Besser, ich hätte mir einfach einen schönen Teller gekauft, ohne Kuchen darauf.

Mein Sohn aß kurze Zeit später eine Butterbrezel und war sehr zufrieden. Den Kuchen hat er später probiert, von einem schönen Teller. Das hat ihn dennoch nicht überzeugt. Er hat ihm nicht geschmeckt und damit wurde er auch nicht gegessen. Gegessen habe ich dann … obwohl es mir auch nicht geschmeckt hat. Weil, jetzt habe ich das schon gekauft, da kann ich es auch – essen?

Currywurst

Mit Soße! Als Abendessen, nach dem fantastischen Zitronenkuchen eine fantastische Currywurst. Zugegeben, sie hat gar nicht so schlecht geschmeckt. Und der Salat dazu hat das garniert, mit dem Gefühl des gesunden Gewissens.

Unten drunter wummert dabei das eigentliche Gewissen, dass es total satt hat. Erst Zitronenkuchen. Dann Currywurst. Eine Mischung aus “habe ich gekauft, darf nicht umsonst gewesen sein” und “ist umsonst, darf nicht umsonst gewesen sein”. Schließlich wird mir, hier in Kur, täglich gekocht. Das Essen ist da! Da muss ich quasi essen, auch wenn ich –

Gar keinen Hunger habe! Null! Ich bin noch satt vom Mittagessen. Und satt von Kaffee und Zitronenkuchen! Warum esse ich eine Currywurst? Weil sie da ist? Weil ich hier UMSONST essen kann? Es ist niemals umsonst. Im Zweifel kostet es mich meine Gesundheit. Weil mir Zitronenkuchen mit Currywurst halt doch schwer im Magen liegt und die Pickel mich auslachen.

Ich weiß, was mir gut tut. Und dennoch tappe ich gerne in mir selbst gestellte Fallen. Ich grabe mir die Gruben gerne selbst, da weiß ich wenigstens, was mich erwartet 😉

Tatsächlich ist mir beides heute sehr bewusst. Der gekaufte Kuchen, weil ich mich verpflichtet gefühlt habe. Immerhin habe ich ein Geschenk bekommen. Und das Abendessen, weil ich nichts verpassen möchte. Immerhin hat mir das jemand zubereitet und wie oft passiert mir das schon?

Ich bin schon ein taubes Nüsschen! Ich darf ohne Kuchen weiterziehen und die Waffel loben. Ich darf ohne Abendessen weiterziehen, und muss mich auch dafür nicht entschuldigen. Es darf einfach sein. Ich bin satt. Da können die Teller noch so schön sein, ich muss nicht von ihnen essen. Es wird nicht bekömmlicher oder schmackhafter, nur weil die Teller so schön sind. Im Gegenteil sollte ich mich vielleicht einfach an der Schönheit der Teller erfreuen – ohne Zitronenkuchen darauf zu legen!

Eine Antwort zu „von schönen Tellern“

  1. […] Spaßbad Ja gesagt. Ich bin also nur halb bei mir gewesen heute. In der Konsequenz habe ich Dinge von schönen Tellern gegessen. Dieses “sich zusammen reißen für andere” wird noch noch platzen lassen. […]

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