Was mich wütend macht

Seit gestern denke ich darüber nach, warum. Warum bin ich so wütend. Was löst diese Wut aus? Und das Was ist hier auch auf zwei Ebenen sichtbar. Es löst aus, dass ich gereizt bin, meine Körpersprache ist angespannt, die Schultern sind hoch gezogen, die Hände verkrampft, ich bin verbal austeilen, verletzend, zynisch. Gestern hätte ich besser einen langen Spaziergang durch den Wald gemacht, um runterzukommen. Stattdessen habe ich mehrere Stunden in Wut auf diesem Klassenfest verbracht. Damit habe ich niemandem geholfen, mir nicht, dem Vater nicht, K5 nicht.

Wobei, K5 war einfach happy, ist mit seinen Freunden herumgerannt und die Anspannung hat er, wenn, dann erst am Ende mitbekommen. Wir waren gegen 20:00 Uhr daheim, er hat Zähne geputzt und ist zu Papa ins Auto gestiegen. Es ist Papa-Wochenende. Die Wochenenden verbringen wir zum Glück nicht miteinander. Es wäre auch absolut unlustig für Alle. Nur der Vater will das immer mal, gemeinsame Ausflüge, einen gemeinsamen Urlaub hat er auch (wieder) vorgeschlagen, das sei doch nett und schön fürs Kind. Er spürt nie, wie es mir geht, er schaut darauf, was ihm gefallen würde. Wenn ich dem Urlaub absage, ist er traurig, weil, es wäre doch so schön! Schön, für wen? Wer ist besonders wichtig für mich? Bin das, ganz eventuell, ich selbst???

Ich habe letztes Jahr nochmal zugestimmt, wir waren in einem Freizeitpark mit Hotel, etwas, das ich mir mit den Kindern nicht leisten könnte. Ich habe einen hohen Preis dafür bezahlt. Es ging mir noch einige Zeit danach mental schlecht. Die Anstrengung, auf diesem 3-Tages-Ausflug die Ruhe zu bewahren, freundlich zu lächeln und sich nichts anmerken zu lassen, war enorm. Ich habe glatt 4 Kilo zugenommen, und das kann nicht nur am Büffet gelegen haben …

Okay, ich schweife ab. Also, WAS passiert, wenn ich wütend bin, das habe ich jetzt schon erklärt. Es strengt mich an. Ich bin gereizt, schneller müde, fühle mich kraftlos und würde mir gleichzeitig am liebsten die Haut abziehen. Alles ist zu eng. Ich nehme zu, weil ich durchgehend essen will, um mich innerlich zu regulieren. Die Wut rauslassen ist eine schöne Idee, meist tue ich das nicht, weil ich die Beziehung zum Kindsvater nicht belasten will. Ich bin leider abhängig, und das ist wohl einer der Gründe, warum ich besonders wütend werde.

Abhängigkeit macht mich wütend

Ich will autonom sein!

Abhängig bin ich hier auf zwei Ebenen. Ich brauche den Vater, damit ich mal ein Wochenende durchschnaufen kann (davon abgesehen braucht auch mein Sohn seinen Vater, und der Vater braucht den Kontakt zum Sohn, ich schaue hier aber einzig auf meine Bedürfnisse)

Ich brauche den Vater, damit er abends babysittet, wenn ich länger arbeite. Das kommt meist einmal die Woche vor. Ich habe versucht, das an K4 zu übergeben, für ihn ist die Verantwortung aber kaum zu stemmen. Er macht das gut, wenn es sich nur um zwei Stunden handelt und ich vor dem Abendessen daheim bin. Wenn er abends den kleinen Bruder ins Bett bringen soll und ich komme um 22:00 Uhr heim, dann schafft er das auch gut. Beide machen das toll miteinander. Nur K4 wird danach krank. Jedesmal. Es ist immer starker Schnupfen. Es ist so auffällig geworden, dass sich sogar mir der Zusammenhang deutlich gezeigt hat. Es überfordert ihn und ich darf darauf Rücksicht nehmen. Aktuell braucht K4 meine Nähe und meine Aufmerksamkeit. Und dann ist das so. Er geht vor, er ist immer noch Kind. Und wir sind die Erwachsenen.
Daher frage ich wieder den Vater, ob er nach seinem Sohn schauen kann. Er bietet das auch immer von sich aus an. Bis letztens wollte er auch gerne bei mir übernachten, weil das für ihn so viel bequemer ist. Und ja, eine Zeitlang habe ich dem zugestimmt, weil ich dachte, ach komm, das ist angenehmer für ihn, stell dich nicht so an, das kannst du doch mal aushalten.

Haha. Aushalten. Ich habe da nach der Kur sehr deutlich mitgeteilt, dass ich nicht käuflich erworben werden kann und er nicht bei uns übernachten kann.

Käuflich ist die letzte Abhängigkeit. Ohne seinen Unterhalt ginge vieles gar nicht. Er zahlt jetzt auch zusätzlich das Tanzen seines Sohnes. Ja, das kann ich annehmen, es ist direkt fürs Kind und es hilft uns. Geld ist knapp bei uns – und ich glaube, dass muss ich keiner Alleinerziehenden erzählen. Die wenigsten Frauen, die alleine sind, die ich kenne, sind easy mit dem Geld. Es mag sie geben, und ich mag sie beglückwünschen, weil es so verdammt geil ist. Nicht angewiesen zu sein. Sondern das Geld fürs Kind nutzen zu können.

Ich arbeite daran, unabhängig vom Geld zu werden. Es ist allerdings hart und der Tag hat irgendwie nur 24 Stunden und einen Nebenjob werde ich wohl nicht annehmen … Weil, meine Gesundheit und so. Also, bin ich abhängig. Und es nervt mich. Es nervt mich, dass ich es nicht alleine schaffe.

Okay, ich habe schon verstanden, dass ich Dinge nicht alleine schaffen muss und dass es gut ist, Hilfe anzunehmen. Nur, von ihm mag ich keine Hilfe. Das ist es. Ich mag seine Hilfe nicht.

Helikopter machen mich wütend

Grundsätzlich gesprochen. Also, Menschen (ob Eltern oder Vorgesetzte oder wer auch immer), die anderen Menschen ihre Hilfe aufdrücken. Und sie damit im schlimmsten Falle in ihrem Wachstum beeinträchtigen. Weil diese Menschen, vor allem, wenn sie sehr klein sind, nicht lernen können. Sich nicht erleben können. Es ist immer jemand da, der ihnen die Schuhe zumacht (damit es schneller geht), das Brot schmiert (damit der Tisch sauber bleibt) und den Bollerwagen am Bordstein anheben (weil, könnte ja anstrengend werden). Immer! Auch am Klettergerüst oder am Schwimmbeckenrand (ja, da darf man schon aufpassen, aber ich darf auch mal loslassen. ich bleibe ja in der Nähe und ich bleibe aufmerksam!). Immer!

Abends den Schlafanzug anziehen, macht der Papa. Dann geht es schneller. Morgens die Kleidung anziehen, macht der Papa. Mann will ja nur helfen. Du hast ein Aua? Oh Gott, wir fahren sofort zum Arzt. Du hast Schnupfen? Hier, nimm meine Erwachsenenmedizin, das hilft mir, das wird auch dir helfen.

Gestern hat mich wütend gemacht, die beiden kommen zur Tür rein, der Vater hat den Jungen im Hort abgeholt. Das war seine Aufgabe, das hat er super gemacht. Meine Aufgabe war, ich mache einen Kuchen und einen Salat und packe alles rechtzeitig zusammen, damit wir pünktlich aufbrechen können. Das habe ich getan und ich war noch mitten im Wuseln, weil die beiden früher als erwartet da waren. Soweit kein Problem. Dann steht er da in der Tür und fragt, was kann ich dir helfen? Und ich sage, du, gar nichts, und dann ist er beleidigt. Weil er es doch nur gut meint. Er fühlt sich übergangen, nicht gesehen, nicht wert. Ich seufze innerlich, weil ich das ja sehen kann, und gebe ihm eine Aufgabe. Und die setzt er sofort falsch um. Trottelig und unbeholfen. Ich will weinen. Wirklich! Außerdem steht er da barfuß in meiner Wohnung. Ich ertrage seine Füße nicht, er hat Schweißfüße, die überall feuchte Flecken hinterlassen. Auf dem Laminat ist das wirklich nicht schön. Und ich habe gerade einen Tag vorher geputzt. Kann man verstehen, dass mich das beides in Summe wütend macht?

Warum ich nicht gelassen sein kann? Ich weiß es nicht. Bei anderen Eltern, die ich beim Helikopter fliegen beobachte, werde ich auch wütend, kann es aber besser steuern. Richtig wütend werde ich, wenn Kinder schlecht behandelt werden, wenn sie einen Klaps bekommen oder, schlimmer, wenn man herablassend mit ihnen spricht. Sätze wie “bist du zu dumm dafür, oder warum …” lassen mich aufhorchen. Sie bedienen meine Kindheitsthemen und meine Wut kommt aus meinem Innen. Soweit habe ich das verstanden.

Davon abgesehen ist es nichts, wo wir wegsehen dürfen. Es macht Kinder kaputt. Beides. Das Abwerten und das Überversorgen. Das gesunde Maß dazwischen finden? Verdammt schwer, ich weiß. Ich habe da genug eigene Fehler gemacht und wieder – bin ich auch wegen mir selbst wütend. Dumme Sachen habe auch ich schon gesagt. Und dumme Fehler habe ich auch schon gemacht. Allerdings reflektiere ich dies auch, ich entschuldige mich, ich lerne dazu. Ich bleibe authentisch.

Null Reflektion macht mich wütend

Menschen, die sich nicht reflektieren, kann ich schwer ertragen. Sie sind oft so anmaßend, selbstverliebt, sehr überzeugt von sich und den eigenen Fähigkeiten. Ja, das ist im Grunde etwas tolles. Wenn man sich seiner selbst sicher ist. Ich denke allerdings, wer sich wirklich seiner selbst sicher ist, der kann mit auch mit kritischem Feedback umgehen, der will dazulernen, der ist sich nicht zu fein, Fehler einzugestehen. Der denkt nicht, ich? Mache doch keine Fehler!

Ich denke, die, die sich so breit nach außen zeigen, als die Tollen, die haben vermutlich ein noch kleineres Selbstwertgefühl als ich es habe. Mir tut das leid, zu sehen, das Menschen an der eigenen Oberfläche bleiben. Mir tut es auch leid, wenn ich sehe, das Menschen sich innerlich zerfressen, weil sie nur kritisch mit sich sind. Ich wünsche mir ein ausgewogenes. Ein selbstbewusstes. Ein freundliches.

Ich werde allerdings nicht wütend, wenn Menschen zu sehr reflektieren und sich selbst klein halten. Da werde ich traurig von, da kommt mein “ich will helfen” an den Start. Ich schenke dann gerne Zeit, höre zu, nehme in den Arm, versuche, ein wenig Freude zu schenken. Wütend machen mich die Anderen –

Die oben genannten. Selbsternannten High-Performer. Die alles im Griff haben. Und über jede Kritik erhaben sind. Wie der Vater von K5. Der schon für über 30 Jahren hoch gelobt als DER Produktionsleiter gefeiert wurde. Eine starke Persönlichkeit! Also, nach außen. Nach innen, nun ja. Nach innen schaut er selten.

Ich weiß inzwischen einiges von ihm, das mir früher nicht bekannt war. Und das, was ich inzwischen weiß, ist nichts, was mir gefällt. Er verurteilt Menschen vorschnell und ist nicht bereit, nach seinen Anteilen zu schauen oder zu verzeihen. Mensch hat ihn schlecht behandelt, Mensch wird verstoßen. Für immer. Ob er einen Anteil an dem Verhalten des Menschen hatte? Das wird gar nicht erst in Erwägung gezogen. Es sind immer die Anderen, die Schuld haben.
Er hilft gerne, bevorzugt mit weisen Sprüchen und Geld. Seine weisen Sprüche sind auswendig gelernte Situationen anderer Menschen. Also, das kannst du so nicht machen, das ist schon bei X und Y schiefgegangen. Dann erzählt er die Geschichte von X und Y. Ich kann diese Leier nicht mehr hören. Ich mache gerne meine eigenen Erfahrungen, weil ich weder X noch Y bin.

Mit Geld helfen ist relativ einfach für ihn. Er hat genug davon. Tatsächlich macht es ihn glücklich, mit Geld zu helfen. Er unterstützt auch einige Organisationen, und ich finde das einen guten Zug an ihm. Allerdings macht mich dieses “mit Geld unterstützen” dennoch wütend. Letztes Weihnachten habe ich einem gemeinsamem Fest (mit Übernachtung! in meinem Bett!) zugestimmt. Weil es doch so schön sei, für die Kinder, und für ihn. Und weil er zugesagt hatte, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Und wir waren finanziell eh angschlagen, mit Mieterhöhung, Nebenkostenerhöhung und Allem. Also habe ich wegen der finanziellen Unterstützung zugesagt. Ein Fehler. Massiver Fehler. Ich war innerlich am Kochen … Äußerlich natürlich auch, weil es halt Essen braucht, an Weihnachten. Dabei standen wir alle in der Küche, die Kinder, ich, und haben gemeinsam gearbeitet. Alle, nur er nicht. Er lernt einfach nichts dazu, also, gar nichts. Er kann keine Kartoffel schälen und auch keine Zwiebel schneiden, er kann auch keine Geschirrspülmaschine ausräumen und auch Tisch decken ist schwierig. Er nimmt die Frühstücksteller. Also, irgendwann ist mir ein “bist du echt zu doof dafür?” herausgerutscht. Das wird mir jetzt ständig aufs Brot gelegt. Ich sei ungerecht und böse und sowas könne ich nicht zu ihm sagen.

Ach, also, dumm und doof möchte er nicht sein. Er möchte anerkannt und geliebt sein. Er wünscht sich Dankbarkeit für all die guten Taten, die er getan hat. Und er setzt sich immer noch nicht hin beim Pinkeln. I don’t like!

Dankbarkeit macht mich wütend

Dankbarkeit. Argh! Ich durfte schon als Kind dankbar sein. Sogar, als ich geschlagen wurde, weil, die Schläge, wie sagte mein Vater? Das tut mir selbst am Meisten weh, aber du musst halt lernen, zu gehorchen und das Richtige zu tun.

Aha. Sei dankbar, wenn du geschlagen wirst, die Menschen, die das tun, wollen nur dein Bestes. Und das zeigst du noch nicht so gut. Da müssen wir noch ein wenig nachhelfen …

Ja, ich habe geklaut. Ja, ich habe gelogen. Ja, ich habe gemacht, was mir das Richtige erschien. Ja, ich wurde oft geschlagen. Nein, ich habe nichts daraus gelernt, außer, dass es sowieso egal ist, was ich tue. Ich bin halt Scheiße.

Warum ich geklaut und gelogen habe? Hat niemanden interessiert. Ist ja auch nicht so wichtig.

Dankbarkeit, auch für Hilfe, die ich nicht wollte – davon werde ich wütend. Das ist eines meiner Themen. Wenn mein Gegenüber diese Kombination mitbringt, dann bin ich sehr schnell sehr raus. Wenn ich um Hilfe bitte und sie bekomme, kann ich problemlos sehr dankbar sein. Wenn mir Hilfe aufgeschwätzt wird, weil ich das ja nicht kann, zu klein, zu schwach, zu sehr Frau bin, dann – bin ich nicht dankbar, sondern wütend.

Ich habe das im Kontext mit dem Vater von K5 schon oft kommuniziert. Er versteht es nicht. Und jetzt, wo er bald 70 Jahre alt wird, versteht er es noch viel weniger. Er hat schon früher nur auswendig gelernt, ohne zu verstehen, was der Sinn dahinter ist. Das gilt für viele Dinge. Er wird es jetzt nicht mehr lernen. Vermutlich nicht mal, wenn er es wollte. Er ist in seinen Denkmustern, wie die Welt funktioniert, total stark eingerichtet. Er übernimmt die Meinungen Anderer und macht sie zu seinen. Und erzählt dann, was die Anderen dazu sagen. Was er denkt und fühlt, das erfährt man maximal zwischen den Zeilen. Er ist auch allmachtsgläubig. Wenn ein Arzt sagt, so ist das, dann ist das so. Er hinterfragt nicht. Er befolgt Befehle. Ein kritisches Hinschauen und Mitdenken ist ihm fremd. Das ist so verrückt, weil ich genau umgekehrt bin. Ich glaube nicht, nur weil eine Autorität mir etwas sagt. Ich hinterfrage. Ich will den Zusammenhang dahinter verstehen. Ich will es Wissen. Wirklich Wissen! Ich schaffe all das selten, weil ich viel zu viel wissen will, weil mir täglich neues Wissen auf den Tisch fällt. Aber hey, das ist okay. Mir reicht, zu wissen, dass ich es wissen will. Und dass ich bei manchen Themen wirklich tiefer gehe und hinschaue.

Dafür bin ich dankbar! Und ich bin dankbar für die Menschen in meiner Umwelt, die ähnlich wissbegierig sind. Die mitdenken. Die nicht einfach das tun, was man ihnen sagt, sondern die nach dem Warum fragen.

Was ich nicht mehr hören will…

Ich meine es doch nur gut mit dir!

Tja. Hier steckt über 30 Jahre “Freundschaft” drin, die nie eine echte Freundschaft war. Er hat nie verstanden, wer ich bin. Nennt mich oft Mama, um mir seine Wertschätzung entgegen zu bringen (weil seine Mutter eine Heilige war und er alle Mütter für Heilige hält). Ich heiße allerdings Larissa und bestehe darauf, beim Namen genannt zu werden. Ich bin nicht seine Mutter. Mama dürfen mich meine Kinder nennen.
Er will auch gar nicht verstehen, wer ich bin. Ist viel zu komplex für ihn. Er ist so zufrieden, wie es ist.

Sei doch mal entspannt!

Das will ich auch nicht mehr hören. Ich verspanne, wenn er unten aus dem Auto steigt, und entspanne, wenn er mit Kind wieder ins Auto steigt. Das habe ich ihm auch schon gesagt. Da war er kurz beleidigt um dann einfach weiter zu machen. Mit demselben Verhalten. Und derselben Aufforderung. Ich solle doch mal entspannt sein und lachen. Haha.

Ich will besser behandelt werden!

Ja, das sagt er auch. Ich solle ihn besser behandeln. Mehr Respekt haben. Ich fange damit an, wenn er nicht mehr im Sitzen pinkelt und mein Sohn sich alleine die Schuhe anziehen darf. Vielleicht.

Ich habe – ganz viel geredet, Jahrelang. Ganz viel verziehen. Er, der das Kind nicht wollte. Er, der die Verantwortung bei mir gesehen hat (Frauen verhüten! Männer brauchen das nicht zu tun). Er, der keine Klarheit in seiner Kommunikation hatte, vor der Schwangerschaft. Danach dann schon. Er, der sich hat runterrechnen lassen, um weniger Unterhalt zu zahlen. Er, der erst Unterhalt gezahlt hat, als K5 ein Jahr alt war. Er, der heute in seinem Kind den größten Schatz sieht und wirklich viel für ihn tut (auch sehr viel Gutes!). Er, der damals meinte, als ich mich krank schreiben lassen wollte, Ende 2017:

Warum willst du dich krank schreiben lassen? Ich bin auch manchmal müde …

Da hatte ich schon die Diagnose, Depression. Ich habe mit dieser Diagnose noch recht lange gearbeitet, bis ich vor Erschöpfung und Weinend in einem Parkhaus zusammengebrochen bin. Ich brauchte damals 30 Minuten, um aufzuhören zu weinen. Am Montag drauf habe ich mich Krank gemeldet, obwohl ich ja gar nichts hatte. Ich war nur so müde … 1,5 Jahre lang war ich krank geschrieben. Und danach war ich immer noch nicht gesund …

Auch das macht mich wütend. Er war nah dran und hat nichts unterstützt. Im Gegenteil, er hat sich in der Zeit genommen, was ihm zum Vorteil gereichte.

Darf ich da wütend sein?

Mir tut es gerade gut, das einfach runterzuschreiben. Auch dafür ist mein Blog da. Mir hilft das. Vielleicht hilft es auch Anderen, die es lesen und in ähnlichen Verstrickungen stecken. Ich darf für mich noch klarer werden. Im Grunde gibt es keinen Grund, warum der überhaupt die Wohnung betritt. Meine Wohnung! Meine Regeln! Dieses gute Verhältnis für meinen Sohn, dass er dem Papa sein Zimmer zeigen darf und dass der Papa auch mal da ist (wenn Mama arbeitet), das will ich meinem Sohn nicht nehmen. Noch nicht, jedenfalls. Zu weiteren gemeinsamen Veranstaltungen wie Schulfest, Klassenfest, Aufführungen sonstwo – nehme ich Abstand. Das belastet mein Wutzentrum.

Ich freue mich auf den Tag, an dem es mir gleichgültig ist. Seine Welt, sein Problem. Darauf freue ich mich. Daran arbeite ich. Ich will Unabhängigkeit. Unabhängigkeit in meinen Gefühlen. Oder, vielleicht passt hier Gleichgültigkeit besser …

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