wütend, immer noch

Dummheit macht mich hochgradig wütend. Egal ob meine eigene oder die Dummheit anderer. Vor allem Menschen, die sich nicht reflektieren und die nicht dazu lernen wollen oder können, bringen mich an den Rand meiner Belastbarkeit. Normalerweise gehe ich solchen Menschen aus dem Weg. Mitunter ist aber genau das schwierig, wenn diese Menschen zum Beispiel der Vater von K5 sind…

Mir geht es aktuell so gut wie seit Jahren nicht. Ich wachse täglich. Und ab und an überschätze ich mich auch dabei. Und höre mir nicht zu…

Und dann tue ich Dinge, die ich nicht will, weil ich denke, naja, so schlimm ist es ja nicht 🙈. Das kann man schon mal aushalten. Dabei will ich das doch gar nicht, Dinge aushalten.

Heute, ein harmloser Tag mit einem harmlosen Klassenfest und ich platze vor Wut. Und ich kann mich kaum zurück halten, so sehr regt mich das auf, dieser Nachmittag mit dem Vater von K5. Der macht mich wahnsinnig! Der redet dummes Zeug, stellt sich dumm an, sieht dumm aus, ich habe schon schlechte Laune, nur, weil er atmet. Der kommt zur Tür rein und muss gar nichts sagen, es reicht schon, dass er barfuß durch meine Wohnung läuft. Da will ich schon morden.

Ich bekomme die schlechte Laune dann meist nicht mehr weg. Ich bin wütend. Wie ein kleines, verletztes Kind. Und vermutlich bin ich genau das, verletzt. Klein und Kind, nein. Aber verletzt.

Ich weiß, dass er mich aufregt. Und ich sage dennoch Ja zu einem gemeinsamen Klassenfest. Dabei finde ich schon Klassenfest dezent anstrengend (schon immer ist das so 🤣🙈). Klassenfeste gemeinsam mit dem Nicht-Ex (da wir nie ein Paar waren) sind besonders prickelnd.

Was macht mich wütend? Mich macht wütend, das dieser hässliche alte Mann mich nicht wollte. Idiot! Und auch, dass ich dem hinterhergelaufen bin. Weit unter meiner Würde.

Ich schäme mich. Ich schäme mich für meinen schlechten Geschmack. Und dafür, dass ich mich über eine sehr lange Zeit habe schlecht behandeln lassen. Ich schäme mich, dass ich mir selbst, die Wahrheit sehend, eingeredet habe, er sei das Maß aller Dinge.

Bei ihm wie bei den anderen Vätern meiner Kinder kam das zum Tragen, was mich schon als Kind geschwächt hat. Ich bin nicht schön, ich darf dankbar sein, wenn mich jemand will. Ich bin falsch, ich kann nichts richtig machen. Ich bin schuld, dass bin ich ja immer. 🤷‍♀️🙈

Meine Beziehungen waren von Kind auf geprägt von Kleinhalten, Auslachen, Ignorieren, Beschuldigen. Mal mehr, mal weniger intensiv gelebt. Und immer unter dem Deckmantel eines „ich meine es nur gut mit dir“. Ach, undankbar war ich auch. Und all das hat mich innerlich weiter ausgehöhlt. Hat bestätigt, was ich ja von klein auf wusste. Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden.

Und heute, wo ich verstehe, dass ich zu all dem auch meinen Anteil trage, heute schäme ich mich. Ich habe mir noch nicht verziehen, dass ich mich selbst so schlecht behandelt habe. Ich habe da noch Weg vor mir – meine Wut zeigt mir deutlich, wie weit der Weg noch ist…

Der Vater von K5 triggert mich, weil ich den besonders toll fand. Heute weiß ich, ich meinte ihn gar nicht. Ich war auf der Suche nach Sicherheit, nach Anerkennung, danach, gesehen zu sein. Er brachte seinen Status im Job mit, der machte ihn sexy für mich. Ich war 19 und fühlte mich geschmeichelt. Der wichtige Produktionsleiter nahm sich Zeit – für mich.

Wirklich kennen gelernt habe ich ihn erst 25 Jahre später. Da habe ich begriffen, wer er ist. Und wer ich bin.

In der Zeit dazwischen gab es immer Phasen ohne Kontakt und Phasen mit Irritationen. Ich habe öfter viel dafür getan, mir das Bild, das ich hatte, zu erhalten. Ich wollte blind glauben, dass er der Richtige ist. Und ich mir nur noch mehr Mühe geben muss, um das passend zu machen…

Eine lange Geschichte, in der vor allem ich – mich selbst belogen habe. Er hat mir im übrigen optisch nie gefallen und ich habe mich deshalb (mal wieder) schuldig gefühlt. Nicht mal richtig lieben kann ich, dachte ich. Wer wirklich liebt, dem ist doch die Optik egal…

Ja, vermutlich ist das so. Ich habe aber diesen Mann nie geliebt. Ich habe nur verzweifelt an eine Idee geglaubt und mir gewünscht, in Sicherheit zu sein.

Darauf bin ich nicht stolz. Definitiv nicht. Und er kann nichts dafür, er hat oft genug gezeigt, dass er ist, wer er ist. Er hat natürlich seine Sicht und sein Ego und seine Geschichte. Sie deckt sich nicht mit meiner. Ich habe versucht, mich zu erklären. Er hat mich nicht verstanden.

Nun habe ich. Mehrere Probleme. Vor allem das Problem mit mir selbst und meiner Wut. Ich bin immer noch wütend darauf, wie er sich verhalten hat. Darauf, wie ich mich verhalten habe. Ich darf verzeihen lernen, mir selbst und ihm. Es war ein Missverständnis, und an manchen Tagen war es auch schön.

Ja, er hat eine seltsame Einstellung zu vielen Dingen, ist verschroben, erzählt seltsame Dinge und versteht meine Welt überhaupt nicht. Das wird sich nicht ändern. Ich darf gelassener werden. Ich irrte mich in ihm.

Ich darf mir verzeihen. Ich darf mir verzeihen, dass ich unvernünftige Entscheidungen getroffen habe. Ich hatte die Wahl. Und die Wahl, die ich traf, war okay. Das war damals. Ich darf heute anders wählen und tue das. Ich achte heute auf mich und weiß, Sicherheit und Liebe kommen aus mir. Niemand kann mir das schenken. Es ist schon da!

Verzeihen, vor allem sich selbst, ist verdammt schwer. Aber jetzt, am Ende des Textes, bin ich klarer und weniger müde. Und weiß, einen kleinen Schritt in die für mich richtige Richtung bin ich gegangen. Ich darf hinschauen und Abschied nehmen. Ihn freigeben und mich gleich dazu. Raus aus dieser Wut. Sie ist körperlich anstrengend und schadet mir.

Eine Klarheit habe ich zudem gefunden, heute. Ich darf noch klarer Nein sagen zu gemeinsamen Veranstaltungen wie einem Klassenfest. Wenn es mir nicht gut tut, dann lasse ich das bleiben. Und es scheint mir wahrlich noch nicht gut zu tun…

Ich bin wütend, weil er nicht der ist, der ich hoffte, das er sei. Ich bin wütend, weil ich zugelassen habe, dass er mich schlecht behandelt hat. Ich bin wütend, weil ich Jahre und Zeit investiert habe, um ihn mir attraktiv zu denken.

Ich bin es müde, wütend zu sein, und deshalb wechsele ich den Modus. Ich reflektiere das jetzt. Und lasse los. Auf das die Zeit kommen kann, in der ich frei bin. In der meine Verletzungen verheilt sind.

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