Wertsein

Welchen Wert habe ich? Für wen bin ich wertvoll und was bedeutet das? Wie definiere ich meinen Wert? Und den der Anderen? Was fühlt sich für mich wertvoll an? Was ist wichtig – für mich?

Eine kleine Anleitung, für mich selbst –

Das mit der Liebe

Ich funktioniere über Geschenke. Das ist mir ein wenig peinlich, weil es so materiell daher kommt. Mein Herz zu erobern ist einfach. Sei überraschend, mach überlegte Geschenke und sei großzügig mit deiner Freude. Ich hatte einen Freund, der das konnte. Der aus Spaß an der Freude zu meinem Geburtstag einen Mini ausgeliehen hat und mit mir eine Runde stilvoll herumgecruised ist. Mintgrün war der Wagen. Ich war davor schon Mini-Fan und bin es bis heute…

Den Weg bis zum Auto hat er mit roten Rosenblüten gelegt, so dass ich auf Blüten gebetet zum Auto schwebte…. Achtung, er war nur ein Freund! Wir waren nie ein Paar! Er war nur einfach sehr aufmerksam und wusste, wie man mich sehr glücklich macht. Wovon ich noch Jahre zehren würde.

Geschenke, also. Dabei ist der Wert im Grunde egal. Es sollten nur keine Pralinen sein, es sei denn, sie wurden selbst gemacht. Das geht nicht? Dann schenk mir nichts. Damit bin ich glücklicher.

Darf man all das formulieren? Oder ist man dann schon

Undankbar?

Habe ich nicht dankbar zu sein, auch für die Kleinigkeiten und die Pralinen? Oder darf ich erwarten, dass meine Bedürfnisse wahr genommen werden? Sind meine Erwartungen zu hoch?

Ich habe in meinen beiden Ehen auf all das verzichtet, auf Esprit, Überraschung, liebevolle Verpackung. Ich habe die Pralinen einfach gegessen. Vergessene Geschenke habe ich geschluckt, bis sie mir völlig den Magen verdienen haben. Nie wurde um mich geworben, und mit den Magenbeschwerden wurde ich allein gelassen. Mit dem Hinweis, ich sei undankbar und verzogen. Ich könne ja dankbar sein, dass man mit mir zusammen sei…

Man ahnt es. Der Magen schmerzt auch heute noch. Da ist immer noch ein Loch. Und um es füllen, kaufe ich mir gerne schöne Dinge, schöne Teller, Geschirr, Bettwäsche, ich möchte, dass es mir gut geht und es schön um mich ist. Ich schenke mir nie Pralinen.

Beschenkt

Ich beschenke mich gerne selbst. Auch, um sicher zu stellen, dass es mir gut geht. Und auch, weil es schön ist, wenn es mir gefällt. Ich bin es mir wert, genau das zu haben, was ich mir wünsche.
Ist das gesund? Oder mache ich es mir zu einfach?

Nehme ich damit anderen Menschen eventuell die Möglichkeit, mir nahe zu kommen? Weil ich mich schon selbst befriedige und genau weiß, wie das funktioniert – und damit nicht mehr offen bin für die Bemühungen anderer? Bin ich deshalb – allein? Eine Beziehung führe ich jedenfalls nicht. Oder, wenn, dann nur mit mir selbst. Und ab und an mit Freund:innen. Und ja, mit den Kindern. Eine Eltern-Kind-Beziehung, die ich mir mitunter auch schenken kann. Sie ist oft mit zu hohen Erwartungen einhergehend, vermutlich auf beiden Seiten. Die Kinder erwarten dies und das von mir. Ich erwarte dies und das von ihnen. Wir schenken uns Aufmerksamkeit und Abhängigkeit. Letzteres ist definitiv ungesund.

Abgehängt

Da wandeln durchaus mehr oder weniger schön eingepackte Gedanken in meinem Hirn herum… Alles rund um beschenkt sein, sich beschenkt fühlen und andere beschenken. Mit welchen Gedanken schenken wir? Wollen wir – die Bedürfnisse Anderer befriedigen? Uns einen Vorteil verschaffen? Oder schenken wir mit freiem Herzen, rein aus der Freude heraus? Wollen wir andere Menschen glücklich machen, ihnen ein warmes Gefühl schenken? Oder wollen wir Menschen und deren Dankbarkeit kaufen? Umso mehr ich über das Schenken und das Beschenkt werden nachdenke, umso mehr schiebt sich der Wert meiner Gedanken. Von einem “ich bereite mir Freude” zu einem “ich verarsche mich selbst und stelle mich mit kleinen Geschenken ruhig”. Was steckt hinter all dem Geschenkpapier und den bunten Bändern, die sich freundlich in meinem Kopf verknoten?

Warum werte ich mich selbst über Geschenke?

Es gab diesen Gabentisch zur Geburt von K5. Er war deutlich kleiner als die Gabentische bei seinen Geschwistern. Viele Freunde waren damals schon gegangen – erst hatte ich mich vom Vater von K3 und K4 getrennt, dann war ich in eine hoffnungslose Freundschaft Plus verstrickt und dann wurde K5 geboren. Das Kind einer alleinerziehenden Mutter von bis dahin vier Kindern, die mit Anfang 40 ein weiteres Kind bekommt und alleine großzieht. Das hat für viel Unverständnis gesorgt. Ein Teil der sowieso kleinen Fangemeinde hat den Fanclub an der Stelle verlassen. Und entsprechend wenig Menschen haben ihre Freude am Leben gezeigt, und dieses Kind beschenkt.

Ich war sehr unglücklich damals. Die Depression hat da schon ihre feiste Fresse gezeigt. Ich fühlte mich mit ihm verloren, ungeliebt, ungewollt. Der kleine Junge hat mir leid getan, weil niemand ihn will und niemand ihn liebt und er keine Geschenke bekommt …
Was natürlich völliger Mummpitz war, anhand der Fülle von Geschenken Liebe zu bewerten ist in etwa so aussagekräftig wie – hier ein Danke, mir fällt kein Vergleich ein. Es ist überhaupt nicht aussagekräftig.

Nun, und dennoch war das mein Gefühl. Und ab und an erwische ich mich dabei, das genau diese Gefühle, die im Grunde nur mich selbst betreffen, bei mir an die Tür klopfen und mich den Mangel fühlen lassen. Das Nicht-Gesehen-Sein. Den Schmerz hinter den fehlenden Geschenken.

Es könnte auch anders sein. Es könnte mir völlig egal sein. Wer mir wann was schenkt. Und doch bin ich süchtig nach dieser Form der Aufmerksamkeit mir gegenüber. Ich strahle wie ein kleines Kind, wenn es Weihnachten die vielen Geschenke unter dem Baum sieht. Ich will beschenkt sein.

Noch viel lieber will ich mich beschenkt fühlen, ohne materielle Hintergedanken. Bis ich dahin komme, wird es wohl noch ein paar Tage brauchen. Vielleicht auch Jahre. Ich weiß es nicht. Ich sehe nur, da kommt die nächste große Herausforderung auf mich zu. Neben Essen zum Trost jetzt Geschenke zum Trost. Ich brauche dafür ein Mittelmaß, dass mich gesund erhält. Meinen Wert finde ich nur in mir selbst, nicht im Kochtopf und auch nicht im Geschenkpapier …

Ich schenke im übrigen gerne und koche gerne für Andere. Es ist schon auch kompliziert, all das!

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