2. Fastentag im Januar

Hell draußen, weil ich heute deutlich länger schlafen wollte und konnte. Herrlich! Diese wenigen Wochen im Jahr, wo ich kein Kind um mich habe, dass in die Schule muss oder einfach so früh aufsteht – diese wenige Wochen tun mir gut. Es ist ganz zauberhaft, mitten im Winter aufstehen zu können, wenn es hell wird. Und nicht irgendwann, mitten in der dunklen Nacht.

Das genieße ich gerade sehr. Auch, dass ich arbeiten kann, wie es zeitlich für mich passt. Ich muss keine Rücksicht nehmen auf Öffnungszeiten in der Schule und in der Betreuung. Klar, es wäre auch schön gewesen, einfach noch mehr Urlaub zu haben. Da Urlaub ein begrenztes Gut ist, nutze ich den aber sinnvollerweise dann, wenn es keine Betreuung und keine Zeit beim Papa gibt. Ich nehme mir nur selten Urlaub und habe dann auch frei.

Die Variante jetzt: Ferien, Kind beim Papa, ich arbeite und faste – die Variante ist bisher von allen Fastenvarianten die Sinnvollste!

Morgens

Ich fühle mich schon morgens wohl. Ich habe Ruhe, um zwei Tee zu trinken, langsam etwas Honig vom Löffel zunaschen, und dabei auf dem Sofa zu sitzen, unter einer warmen Decke. Bereits geduscht und eingecremt. Und ich habe Zeit und Freude daran, Zeit zu haben. Mein Morgen auf dem Sofa heute war sehr gechillt. Und das Beste – er war medienfrei. Kein Handy, kein Laptop, kein nichts dergleichen. Heute morgen habe ich nur gesessen und nachgedacht und den Moment genossen.

Das sind so Momente, die sind so selten, dass ich sie erwähnen muss. Ich genieße selten den Moment, weil ich selten sitze und noch viel seltener tue ich nichts. Weil, man kann ja auch im Sitzen was tun. Ich bin schon sehr getrieben und stolz bin ich nicht darauf. Momente, in denen ich nichts tue, habe ich wirklich selten. Meist habe ich zumindest noch das Handy in der Hand. Das soll und muss auch weiterhin weniger werden.

Ich wünsche mir mehr so Momente. Wie ich sie auch in der Sauna habe. Momente, in denen ich einfach gar nichts tue. Maximal noch Gedanken kommen und wieder gehen lasse. Das ging heute früh. Und das ging auch heute Nachmittag, beim “Lebergewickel”.

Mein Morgen war also entspannt. Ich bin gut ausgeschlafen und total durchträumt aufgestanden und hatte gute Laune. Meine Träume sind sehr wild momentan, ich darf mich dann immer selbst daran erinnern, dass es halt auch nur Träume sind. Dass mein Auto nicht abgeschleppt wurde, mein Sohn nicht in einen Kampf mit Darth Vader hineingezogen wurde und dass er danach auch nicht verschollen ist. Im Universum. Ne, der ist nicht verschollen, der liegt im Nachbarzimmer und schläft den halben Tag …

Ärgerung

Ärger ist ja total schädlich fürs System! Ärger ist von der Sorte Stress, von der wir besser weniger als mehr haben sollten. Es gibt auch Stress, der sich positiv auswirkt. Der ist aber völlig unverärgert.

Geärgert habe ich mich über den schlafenden Teenager heute. Der wäre eigentlich auch beim Vater die Woche, wollte aber daheim bleiben, um seine Abschlusspräsentation für die Realschule, die er kommenden Montag präsentieren muss, vorzubereiten. Soweit, sogut. Plan war, er steht morgens auf und arbeitet. Und kann am Nachmittag machen, was er will. Parallel versorge er sich selbst mit Nahrung, weil ich keine Lust habe, zu kochen oder einzukaufen. Einkaufen war beim letzten Fasten durchaus herausfordernd. Es gibt zudem schönere Orte als Einkaufsläden.

Mein Ärger war, dass ich länger als erwartet im Büro war – dafür läuft das Onboarding der neuen Kollegin echt gut – und als ich heim kam, war es später als geplant. Und wer schlief noch? Obwohl ich ihn morgens zweimal geweckt hatte, bevor ich ins Büro fuhr? Tja, der Teenager hat dann meinen Ärger bekommen. Ich kann ja gut teilen …

Nach einem Weckkonzert samt Einlauf (nur wörtlich, einen richtigen Einlauf bekomme ich morgen früh, nicht er) ist er aufgestanden und hat gearbeitet. Brav. Ich habe mich dafür mittags noch kurz hingelegt, nachdem ich meine Brühe gegessen hatte. Später als geplant. Und erst danach bin ich raus gegangen.

Zweiter Ärgerpunkt, gekoppelt an den ursprünglichen Ärgerpunkt. Dadurch, dass ich ziemlich lange im Büro war, habe ich spät meine Brühe gelöffelt und bin noch später zum Leberwickeln übergegangen. Danach war es bereits 16 Uhr und die Sonne stand schon sehr hoch. Ich habe kaum noch Sonnenstrahlen ins Gesicht bekommen, dabei habe ich mich darauf schon sehr gefreut.

Ich lerne – morgen früher Mittagspause machen, um ganz dringend Sonnenstrahlen zu tanken! Nach Möglichkeit auch von daheim arbeiten, damit der Teenager spurt. Ist nur zu seinem Besten.

Das macht fröhlich! Also, mich. Ich habe einen Plan und – es soll auch morgen so herrlich die Sonne scheinen. Knackig kalt ist es dabei auch.

Den Spaziergang habe ich heute dennoch gemacht – Bewegung tut auch ohne Sonnenstrahlen gut. Zumal sie belebt. Gerade beim Fasten ist auch ein wenig Bewegung wichtig, um den Kreislauf stabil zu halten.

Körperliches Befinden

Den Punkt kann ich kurz halten, es gibt nichts zu berichten. Es geht mir gut. Kreislauf stabil. Kein Hunger. Ab und an grummelt es mal, gerade dann, wenn ich Tee trinke oder Brühe löffele.

Beim Spaziergang war ich so flott wie immer unterwegs. Es ist auch keine Müdigkeit vorhanden und Kopfschmerzen hatte ich gar keine. Gestern nicht. Heute auch nicht. Fast habe ich das Gefühl, dass mein Körper sich halt schon auskennt. Und einfach mitarbeitet, frei nach dem Motto: “Ach, kenne ich schon. Prima. Da lasse ich mal die Fingernägel schneller wachsen!”

Warum die Fingernägel schneller wachsen, ich schwöre, ich finde das heraus. Weil, sie tuns. Einfach so. Es ist sehr faszinierend!

Meine Augen sind auch endlich weniger geschwollen und jucken kaum noch. Seit heute lasse ich die Augensalbe weg, die ich in der Apotheke geholt hatte. Euphrasia. Euphorie.

Mentales Befinden

Heute morgen hatte ich noch eine kurze Welle von Lustlosigkeit, was den Job betrifft. Es war so schön auf dem Sofa, warm, gemütlich, ein Tee, top! Und dann, das tägliche Daily-Meeting mit den Kolleginnen. Und keine Lust! Da ich aber um 10:00 Uhr im Büro sein durfte, und ich grundsätzlich unter Menschen fröhlicher bin, ging es ab da aufwärts. Arbeiten lief gut!

Pause lief auch gut, nur den Ärger habe ich mir nicht gewünscht. Schön war, ich konnte ihn einmal deutlich formulieren (ohne ätzend zu werden) und dann war es auch wieder gut. Zumindest bei mir. Er hat sich nicht überall hin ausgebreitet und mir jede Zelle des Körpers terrorisiert. Somit war es eher ein produktiver Ärger. Mein Sohn hat jedenfalls angefangen, zu arbeiten. Und ich habe einen besseren Plan für morgen, was das Thema Sonnenlicht angeht.

Einen Moment der mentalen Infragestellung hatte ich heute auch. Er war sehr kurz. Da war ich schon wieder daheim und hatte meine Brühe gegessen. Und dachte bei mir, und der Gedanke kam hinterrücks aus dem Nichts – “Wie schade, dass du nichts isst. Ohne Essen ist der Tag doch nichts wert!”
Diese Gedanken hatte ich oft im letzten Fasten im Oktober. Das war ziemlich anstrengend, weil es so destruktiv ist. Als wären wir nur Essen. Und das Leben sonst nichts wert. Was ja bullshit ist. Ja, wir müssen Essen zu uns nehmen, unser Organismus braucht nunmal Treibstoff. Sinnvollerweise nehmen wir auch gutes Essen zu uns, und keinen Fast-Food-Kram. Ja. Und dennoch – das Leben ist schon mehr als Essen! Bücher lesen, zum Beispiel, mit Freunden ausgehen, gemeinsam lachen, einen Spaziergang machen.

Ich habe meine Gedanken vorhin gefragt, was sie hier eigentlich wollen. Sie seien unerwünscht. Ob denn ein Mittagsschlaf nichts wert sei? Sie haben sich dann verschnupft verzogen und kamen nicht zurück. Ich kann auch gut auf sie verzichten. Mein Leben ist mehr als nur Essen. Ich esse dennoch gerne 😉

Gewicht und Umfang

Und natürlich darf auch der Blick auf die Waage und das Maßband nicht fehlen. Mir jedenfalls ist auch das wichtig. Heute morgen waren es 70,1 Kilo bei 93cm Bauchumfang. Das ist fein soweit. Es ist mir gar nicht so sehr wichtig. Ich weiß ja, dass ich noch vor zwei Wochen unter 70 Kilo gewogen habe. Von daher – na, ich komme zurück, dahin, wo ich war, bevor ich mit dem Kopf zuerst in ein paar Plätzchendosen gefallen bin.

Und ich komme vor allem mental sehr schnell dahin, wo ich den Kopf auch wieder rausnehme aus den Plätzchendosen … Das ist wunderbar! Ich stelle gerade gar nichts in Frage und bin sehr zufrieden. Die letzten Male, als ich gefastet habe, ging es mir an Tag 2 weniger gut. Da waren noch viele Gedanken und viele Themen rund um meinen gefühlten Mangel und rund um “Das Leben taugt nichts, wenn ich nicht ungefiltert viel essen darf.” Das ist diesmal deutlich besser. Entweder habe ich mehr Übung, oder die Themen werden schwächer und beeinflussen mich weniger. Für mich ist das wunderbar –

Und es wirkt sich auch aufs Arbeiten aus. Ich habe heute wieder Schwung genommen, hingeschaut, was erledigt werden muss und bis wann, ich bin auch gedanklich wieder im Job angekommen. Meine übliche “Nach-Neujahr-Lethargie” scheine ich dieses Jahr wirklich gut in den Griff zu bekommen.

Ähnlich habe ich im Haushalt beobachten können. Ich hatte intrinsische Motivation, zu putzen. Kam von allein, wurde umgesetzt, fühlt sich sauber an. Gefällt mir!

Tag zwei war ein guter Tag. Ich bin gespannt, wie es mir morgen gehen wird.

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