2. Fastentag im Oktober

Woher nehmen wir die Kraft für unseren Alltag? Was hält uns in der Mitte, ausgeglichen, smooth, leicht? Kommt das aus unserem Inneren? Und wenn ja, kommt es von allein? Oder gibt es Dinge, die ich dafür tun kann?

Ich bin am zweiten Fastentag gut aufgestanden. Ausgeschlafen, zufrieden, mit einem inneren Lächeln. Leicht. Körperlich fit, keine Probleme mit dem Kreislauf, keine Kopfschmerzen, kein gar nichts. Ein Traum!

Zum Frühstück saß ich auf dem Sofa, unter einer Decke, mit meinem Tee. Ein Teelöffel Honig darin, für die Süße und den Schwung. Es war ein sehr friedlicher Moment. Es hat mir an nichts gemangelt.

Momente ohne Mangel sind rar. Ich habe immer noch viele Stimmen im Kopf, die im Mangelchor singen. Ein “das Leben lohnt nicht, wenn man nichts isst” singt gerne ein Solo, in Sopran. Hell, schrill, laut. Iss.

Eine Party mit Essen, oh, das geht doch nicht… Einfach nur mit Menschen sprechen, ohne zu essen? Ist das überhaupt vorstellbar? Ist das dann noch ein gutes Fest? Und wie war es gestern beim Abschied meiner Freundin? War das ein gutes Fest? Wie ging es mir, ohne Essen? Hatte ich dennoch gute Gespräche und habe ich gelacht?

Klares Ja. Das habe ich. Warum also glaube ich, ohne Essen sei all das weniger wert? Oder sogar, gar nichts wert? Schon schön traurig, dass ich so gesteuert bin. Essen. Ich esse mir mein Leben schön.

Das ist ein schmaler Grad bei mir, und das gilt auch für Stress und Aufgaben. Ich kann eine Zeitlang ohne. Es darf dabei nicht zu lange ohne sein. Weil sich auch das negativ auswirkt bei mir. Also, es braucht eine stabile Mitte. Etwas Stress, im gesunden Maß. Etwas Essen, im gesunden Maß.

Ich war in den vergangenen Wochen bei nahezu alle halbe Stunde essen. Heftig war das. Ich freue mich, dass ich zwar noch viel über Essen nachdenke, dass mein Körper heute aber bereits signalisiert, dass er satt ist. Ich habe kein Hungergefühl. Nur im Kopf.

Auch Essen kann eine Sucht sein. Das Problem hier ist, dass wir auf Dauer nicht ohne Essen auskommen. Im Gegensatz zu Alkohol oder Tabak, den wir wirklich nicht brauchen. Essen müssen wir. Auch ich werde wieder essen. Was werde ich diesmal lernen, um es im gesunden Maß zu tun? Ich werde es wohl sehen…

Im Essen

Mein Tag läuft ansonsten ganz entspannt. Die Physiotherapie am Vormittag gibt mir ein wenig das Gefühl, zurück in Kur zu sein. Ich gehe in eine Behandlung und fühle mich danach besser. Ein wenig Gesundheitswellness. Die Idee, mir mit Manueller Therapie Unterstützung für meine Verspannungen im Bereich Kiefer und Nacken zu holen, kam ja auch aus der Kur. Eines der Dinge, die ich umsetzen konnte. Es wirkt, so im Ganzen betrachtet, so wenig. Als sei das “nichts”. Dabei kann ich wirklich stolz auf mich sein. Ich führe normalerweise Dinge, die mir gut tun, erstmal nicht aus. Schon gleich gar nicht, wenn es bedeutet, dass ich dafür zum Arzt gehen muss und reden muss und darum kämpfen muss. Hier wurde es mir dankenswerterweise leicht gemacht von meinem Arzt. Er hat sich gefreut, mich unterstützen zu können. Jetzt bleibt es spannend, ob er über die drei Rezepte hinaus gehen wird, oder ob ich die nächsten drei Monate pausieren muss.

Das zweite Thema, mehr Sport in meinen Alltag zu bringen, setze ich aktuell auch gut um. Auch da kann ich durchaus stolz auf mich sein! Das habe ich ebenfalls von der Kur mitgebracht, und aktuell gehe ich 2-3 mal die Woche ins Fitnessstudio und mache Krafttraining. Von “mit 50 so fit wie mit 30” bin ich zwar noch weit entfernt, aber ich habe zumindest angefangen! Und ob ich wirklich nochmal so fit werden will, wie ich mit 30 war, ist auch die Frage. Mir reicht erstmal, schmerzfrei und fröhlich zu sein.

Schmerzfrei und fröhlich bin ich, wobei das fröhlich heute eher gedämpft ist. Wie das Gemüse in meiner Brühe. Eher lätschig. Ich habe mir auch gerade etwas zu Abend gekocht, eine – Brühe, halt. Dabei habe ich gar keinen Hunger. Und auch keinen Appetit. Nur mein Kopf hat sich in den Kühlschrank gesteckt und festgestellt, dass da jede Menge toller Lebensmittel drin sind. Das ist so. K3 soll ja nicht meinetwegen hungern 😉
Ansonsten ist mein körperlicher Hunger sehr gering. Ich trinke wieder viel und ja, ich esse jetzt auch meine Suppe. Das ist schon auch wichtig, sonst wird das eine anstrengende Nacht. Hungergefühle möchte ich keine erleben. Und dann – ist Tag Zwei auch schon fast wieder herum.

Beim Friseur war ich noch am Nachmittag, das war auch sehr nett! Ich habe mich gut unterhalten und wohl gefühlt. Ich habe das auch mit einem kleinen Spaziergang verknüpft und bin sowohl im Regen hin als auch im Regen zurück gelaufen. Somit hatte ich auch etwas Bewegung heute. Wichtig.

Einen Mittagsschlaf mit Leberwickel hatte ich auch. Diesmal war ich ganz von allein nach 30 Minuten wieder wach. Powernapp. Ich bin nicht mehr so müde wie gestern! Und auch nicht mehr so müde wie am Freitag. Es geht mir tatsächlich besser. Das, was mich jetzt noch belastet, ist die Zeit. Die freie Zeit, die ich gerade habe und nicht zu füllen vermag. Ich bin ein wenig rastlos. Spüre, dass ich mehr will, als nur auf dem Sofa zu sitzen. Ich bin in Bewegung, im Kopf, weiß aber noch nicht, wo ich hin will. Arbeiten kann ich am Donnerstag wieder, es tut nicht Not, dass ich das jetzt tue. Dabei schaue ich schon ab und an, was so die Kollegen machen. Warum? Weil ich – eben nicht so gut abschalten kann. Ich weiß ja, dass ich Donnerstag wieder zuschalte und in vielen Themen auch stark eingebunden bin. Vielleicht komme ich deshalb nicht in die absolute Ruhe. Absolute Ruhe hatte ich auch in der Kur erst nach Tag 3 oder 4 nach meiner Ankunft. Ich brauche ein paar Tage, um abzuschalten. Diese eine Woche jetzt, die habe ich auch nur frei genommen, weil Ferien sind und die Kinder betreut werden müssen …

Sinnvoll für mich sind drei Wochen am Stück, und das dann nicht daheim, sondern unterwegs. Gerne auch mit einem Programm, über das ich schimpfen kann, das mir aber einen guten Rahmen gibt. So, wie in der Kur. Ich werde mich bald wieder auf eine Kur bewerben, als Alleinerziehende habe ich die Möglichkeit, das alle zwei Jahre zu tun. Es wäre blöd, darauf zu verzichten. Mir tut es einfach viel zu gut. Auch, wenn ich so zurücklese, wie es mir ging auf Kur, das war schon sehr hilfreich. Dass ich in Kur war.

Jetzt spüre ich, dass ein wenig Tatendrang zurückkommt und ein wenig Planlos bin ich dabei. Es gäbe viel zu tun. Ich wollte ja ausruhen. Was jetzt? Viel tun? Ausruhen? Was will ich wirklich? Wie viel Bewegung brauche ich am Tag, um mich gut zu fühlen? Ist einfach nichts tun eventuell gar nicht das Richtige für mich? Und wie viel ist sinnvoll? Zu tun?

Dinge, die ich herausfinden darf. Auch für später. Damit ich in der Mitte bleibe, zwischen Überlastung und Unterlastung. Eingespielt, mit mir selbst. Im Team Larissa. Dafür setze ich mich nach der Suppe an den Tisch und – schreibe einfach mal einen Plan. Das hat mir ja schon öfter geholfen …

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